Untertage-Marathon Sondershausen

Ein Unternehmen, von dem ich wusste, dass es für mich eigentlich zu groß ist. Aber: Frau wächst an den Herausforderung. Und es gab sogar einige Leute, die der Meinung waren, dass ich das Teil laufen kann. Eine Riesenangst hatte ich vor den Temperaturen, der geringen  Luftfeuchtigkeit (unter 30 %) und der staubigen Umgebung. Dass das profilierte Gelände schwierig ist war klar. Schließlich kann ein Moorkind wie ich aus der norddeutschen Pampa keine Steigungen laufen.
Mit diesem etwas mulmigen Gefühl in der Bauchgegend sind wir dann am Samstagmorgen in die Tiefe gefahren. Als wir unten ankommen bin ich angenehm vom Klima überrascht. Es haut mich dann doch nicht gleich aus den Schuhen wie ich angenommen hab. Und bis jetzt ist es auch noch gar nicht wirklich staubig. Gegen die Trockenheit trinke ich tapfer an.
Als erstes schauen wir uns das Bergwerk genauer an und sind nochmals angenehm überrascht, wie groß das ganze hier unten zugängig ist. Wir finden die Kegelbahn, die Restauration und die Toiletten. Nur leider find ich weder Elke noch Roland. Etwas traurig ist das schon…
So langsam mach ich mich für den Lauf fertig. Irgendwie komme ich auf die Idee, dass ich diesen Lauf beenden könnte. Brauch mich ja eigentlich nur genug anstrengen…
Dann endlich stehe ich im Startblock. Natürlich gleich ganz hinten. Ich will den anderen schließlich nicht im Weg rumstehen. Es wird runtergezählt und dann geht es auch schon los. Gleich zu Anfang an den ersten VP vorbei danach eine Rechts-Kurve und dabei rutsche ich dann auch prompt schon das erste Mal aus. Ab jetzt läuft die Angst vor einem Sturz mit.
Auf der ersten Hälfte vom Rundkurs sind die richtigen bösen Steigungen. Oh nee – das tut ja doch mehr weh als gedacht. Aber ich geh lieber um Kraft zu sparen und werd das doch sicher auf der zweiten Hälfte wieder reinholen können. Was für ein frommer Wunsch.
Es taucht die VP auf. Ich schnapp mir meinen Becher. Ich trink zwar lieber aus meinem Fläschchen aber ich füll direkt nach. Jetzt beginnt der angenehme Teil. Doch leider kann ich nicht schnell wie ich wohl möchte. Meine Angst bremst mich doch sehr aus.
Die zweite und dritte Runde geht gefühlt schon besser – tatsächlich jedoch langsamer als die erste. Einmal rutsch ich noch aus und kann mich grad noch fangen. Ich rede noch kurz mit einer Läuferin, die kurz vorher gefallen ist und nun Rückenprobleme hat.
Als ich in die vierte Runde starte nehm ich mir vor, gar nicht mehr auf die Uhr zu sehen und es einfach laufen zu lassen um diese einmalige Atmosphäre zu genießen. Ich werde das Zeitlimit für den HM nicht schaffen. Soviel ist schon mal klar. Nach dem VP schaue ich doch auf die Uhr und da legt sich dann ein Schalter um und der Mut verlässt mich endgültig. Ich geb auf!!! Ich mache Gehpausen, bin frustriert und genervt. Zum Schluss falle ich dann doch in den Laufschritt und sehe das Ziel vor mir. Der Ordner schaut mich an und zeigt nach rechts. Ich folge seinem Fingerzeig und biege in den Zieleinlauf ein.
Ich bin noch nicht ganz durch, da ärgere ich mich schon maßlos. Was wäre eigentlich passiert, wenn ich nach links in die nächste Runde eingebogen wäre? Hätte das überhaupt jemanden interessiert? War das Zeichen vom Ordner wirklich eindeutig ein „Raus“ oder wollte ich das Zeichen sehen um aufgeben zu können? – Ich fühl mich als Verlierer. Verloren gegen meinen inneren Schweinehund Luci. Die hat mir doch glatt einreden können: „Das Ding ist gelaufen. Dann kannste auch gleich aufgeben.“ Na, das Schweinchen kann beim nächsten Mal was erleben!!!
Fazit: Eine Erfahrung, auf die ich nicht verzichten wollte. Die zeitweilige Einsamkeit in dem Bergwerk, das Klima, dieses etwas merkwürdige Gefühl 700 m unter der Erde zu sein. Dann die liebevolle Betreuung an den VP´s , die Zuschauer die immer applaudiert haben, die allgemein gute  Organisation und die netten Damen im Restaurant – einfach nur toll!
Ein Lauf, den ich auf jeden Fall in nächstem Jahr wiederholen möchte!! Diesmal besser vorbereitet (die km im Vorfeld waren definitiv zu wenig! Und Krafttraining muss sein – weil Bergtraining ohne Berg ist doof. ) Und mit mehr Mut in den Knochen! 
Ich zieh mich schnell um – die Klamotten sind klatschnass und ich will mich nicht unbedingt noch erkälten. Mein Mann möchte auch möglichst schnell raus. Er ist eine Runde gegangen und hat in seinem Winterpullover mächtig geschwitzt. So fahren wir dann zügig wieder aus und sind zeitig  im Hotel. Später dann ruft Elke mich an. Wir bedauern beide, dass wir uns nicht getroffen haben. Wär doch sicherlich schön gewesen. Wir haben aber schon mal abgemacht, uns in Hamburg zu treffen. Diesmal wollen wir das aber besser organisieren!
Der Muskelkater hat sich auf ein paar Stellen im Oberschenkel festgebissen, hält sich aber in Grenzen. Hindert mich jedenfalls nicht meine Streak weiter zu laufen  – so hatte ich dann heute Morgen auch meinen ersten Lauf im Schneeregen. Der Winter will wohl schnell kommen…
Meine Wut auf meine Luci wird weniger. Ich werd sie bis Sylvester nur mit schönen ruhigen (aber langen) Läufen ruhig halten.  Und ihr im nächsten Jahr zeigen, wer der Boss ist!!!

2 Kommentare:

  1. Liebe Monika, ich bin eben nochmal mit gelaufen. Deine Empfindungen kann ich sehr gut nachvollziehen. Es ist ein Lauf, auf den ich mich immer wieder freue, obwohl er so hart ist, ist er doch etwas ganz Besonderes in meinen Augen.
    Ich freue mich jetzt schon auf Sondershausen 2012, und auch auf Dich. Vielleicht klappt es ja schon in Hamburg.
    Liebe Grüße
    Elke

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  2. Danke Elke - ja, dieser Lauf ist etwas Besonderes. Und muß unbedingt von mir wiederholt werden! Er führte mich an eine besondere Grenze; es war nicht unbedingt die körperliche Erschöpfung. Ich fühle mich schon länger mental müde und ausgepowert. Und hier zeigte sich diese Müdigkeit noch deutlicher - es war mir einfach nicht möglich, mich zu motivieren. Und Motivieren kann ich mich eigentlich in allen Lebenslagen. Ich bin der geborene Optimist und kann in jeder Situation noch etwas Gutes sehen. Nur zur Zeit eben nicht - und das ist eine Sache, die nicht gut für mich und meine Umwelt ist und dringend geändert werden muß. Ich hoffe, dass die ruhigen Läufe mir dabei helfen, meinen Kopf wieder klar zu bekommen.
    liebe Grüße
    Monika

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