So ein schöner Lauf an der Küste. Und ich war für den HM
gemeldet. Schon seit längerer Zeit sogar. Der Plan war, dass ich diesen Lauf
evtl. mit meiner Freundin Kirsten laufen wollte. Außerdem würde sich
wahrscheinlich noch eine weitere Freundin anschließen. Wie gesagt: So der Plan.
Wenn da nicht meine „Ultra-Ambitionen“ wären.
Und in vierzehn Tagen sollte doch der 2.
Elbe-Lübeck-Kanal-Ultra-Lauf (66,7 km) stattfinden. Diesmal jedoch Nachts. Und
da ich doch seit dem Rennsteiglauf nicht wirklich etwas getan habe außer meine
Streak irgendwie abzulaufen, fand ich es ausgesprochen clever, mich auf den
Marathon umzumelden. Ein schlechtes Gewissen brauchte ich ja nicht haben –
schließlich würde Kirsten von ihrer Freundin Annett begleitet werden. Und ich könnte
ruhig ein wenig marathonisieren.
Das Ummelden ging ganz flott. Da ich früh genug bei der
Startnummerausgabe war, tummelten sich hier noch nicht viele Läufer. Ich musste noch nicht einmal eine Gebühr für
das Ummelden bezahlen. Das dafür vorgesehene Geld wanderte dann in die
Spendenbox. Dann rief ich Kirsten an und machte mich auf den Weg zu ihrer
Wohnung. Hier gab es dann noch einen leckeren Frühstückskaffee und dann gingen
wir zum Start. Hat echt Vorteile, wenn die Freundin so nah am Ziel wohnt.
Hier trafen wir dann auf Gregor (einem Lauffreund von
Kirsten) und Sven mit Freundin Annett. Sven hatte natürlich sein Angeber-Shirt
vom Rennsteig an – leider hab ich nur noch eins in Kindergröße bekommen. Und
das zu tragen ist dann doch etwas peinlich. Die Wiedersehensfreude war groß.
Wir freuten uns, dass wir das Rennsteigabenteuer beide so gut überstanden
hatten und dass das Wetter heute einigermaßen vernünftig sein wollte. Da in WHV
HM und Marathon in einem Startblock gestartet werden, hatten wir das Vergnügen,
dass wir alle zusammen auf die Strecke geschickt wurden. Von Alfred und Sven
sahen wir jedoch nichts mehr, denn die stellten sich gleich weiter vorne auf.
Sind eben doch Rennpferde.
Dann fiel auch schon der Startschuß und wie so oft ließ ich
mich zu sehr ziehen. Aber es lief sich wunderbar dahin und ich mochte nicht an
die Konsequenzen denken. Die ersten 14 km war ich dann auch prompt viel zu
schnell unterwegs. Ständig eine Pace von 6:10 und 6:30 – das ist für so eine
Schnecke auf Marathonstrecke zu flott. Aber
es fühlte sich bis hierhin noch wunderbar an.
Ich lief jeden VP an – wenn schon zu schnell, dann aber
ordentlich versorgen.
So hatte ich dann auch nach 2:20 h die HM-Marke hinter mir.
Kurz vor der Abzweige lief ich noch auf Kirsten auf, die von Alfred abgeholt
wurde. Sie hatte sich ein wenig übernommen, und so ging es ihr leider nicht
gut. Doch daran ist wohl u.a. auch ein
Training schuld, dass stressbedingt nicht immer stattfinden konnte.
Zu diesem Zeitpunkt ging es mir immer noch gut. Jedoch war
mir klar, dass das nicht so bleiben würde. Schließlich ist auf der zweiten
Runde das Feld stark ausgedünnt. Und der Wind ist auch gefühlt heftiger
geworden. Irgendwie hatte ich auf der zweiten Runde immer das Gefühl, dass der
Wind von vorne kommt und, nur um mich zu ärgern, auch stärker geworden ist.
Su rutschte dann die Pace auch weiter nach unten. Aber was
solls. Drei Wochen nach dem Rennsteig ist das für mich in Ordnung. Eine pB war schon
beim Start nicht zu erwarten. Zumal ich nach HM-Marke fast ausschließlich
alleine lief. Nur hier und da kam ich
mit einem Läufer ins Gespräch. Es wurde mir wieder mal deutlich, dass ich
wirklich keine Tempohärte habe. Wenn es hart wird, brauche ich jemanden an
meiner Seite, damit ich nicht in den Schlufschritt falle. Allein und langsam
durch die Gegend zu schlunzen ist mein Ding. Aber schnell geht nur in
Begleitung.
So tüddelte ich mich von km zu km. Bis ich dann endlich
wieder in der Innenstadt ankam. Ein Ziel vor dem Ziel war aufgebaut. Der Name
wurde aufgerufen. Es wurde gejubelt – die Welt ist in Ordnung. Dann noch ein
paar hundert Meterchen und das echte Ziel war in Sicht.
Und da standen Kirsten und Alfred direkt hinter der Ziellinie
und nahmen mich in Empfang. Der Moderator ermahnte mich gleich zweimal, dass ich
zur Siegerehrung musste. Denn schließlich war ich 3. meiner AK geworden.
Natürlich waren nur 3 in dieser Altersklasse da – aber ist doch trotzdem schön.
Kirsten war mittlerweile wieder richtig gut zufrieden und freute
sich mit mir über die gewonnene Rose und zwei Kaffeebecher mit dem Gorch-Fock-Emblem.
Die Strecke: Zuerst durch die Innenstadt – dann geht es
lange direkt am Meer lang. Das ist für mich das schönste Stück. Nach der Kehre geht
es wieder Richtung Innenstadt und dann noch mal am Kanal entlang bevor es
wieder zum Meer und wieder zurück zum Start/Ziel geht.