29.09.2013 Berlin Marathon


Wow – was für ein Lauf. Der war nu ja mal wieder richtig fein.
Und dann auch noch mit den Lauffreunden zusammen.
Freitag Anreise – mit dem Auto. D.h. ich fahr mit Freunden mit, denn Fritz hat noch ein Date mit einer Maschine, die er kurzfristig in der Nähe von Berlin gekauft hat.
Rita hatte Zimmer reserviert. Klein und fein. Nicht zu teuer – einen Ticken zu weit zum Start zu fahren. Aber mit dem Nahverkehr in dieser großen Stadt eigentlich kein Problem. 
Die Startnummern abholen geht ganz fix. Bei der Gelegenheit wird natürlich noch ausgiebig auf der Messe geschaut. Aber eigentlich nix Neues. Nur Kram zum Laufen… Eine Handy-Tasche hab ich ergattert. Für an den Oberarm zu tackern. Find ich nicht unbedingt bequem – aber geht. Und meine Lieblingseinlagen für die Laufschuhe gab es günstiger. Messerabatt lässt grüßen. So gab es gleich zwei Paar.
Für den Frühstückslauf am Samstag reichte dann die Zeit und Lust nicht wirklich. So haben wir dann ausgiebig mit den anderen Verdächtigen gefrühstückt. So was liebe ich – einfach nur essen, trinken, quatschen. Dann doch noch ne Stadtbesichtigung, Shoppen, Kaffee trinken, Spazierengehen und Abends dann wieder Pastaessen mit dem Lauftreff. Ach ja – zwischendurch noch mal zur Messe. Denn: Fritz hatte ja ne Startnummer. Kein Training, alte Schuhe aber ne Startnummer hat er… Die haben wir dann abgeholt. „…ich will doch mal wissen, wie es sich im Startfeld so anfühlt…“ Ja ne – is klar…
Sonntagmorgen. Diese Aufgeregtheit vor dem Start. Einfach toll. Frühstücken. Klar. Muss ja sein. Ist wichtig. Dann mit alle Mann los. Aus allen Richtungen kommen die Läufer angefahren. Ein riesiges Wusseling.  Endlich im Läuferdorf. Die Kleiderabgabe für die Mädels ist erst schwer zu finden. Aber geschafft. Dann stehen wir im Block. Kirsten haben wir gefunden. Super. Wir zwei wollen den Berlin Marathon gemeinsam rocken. Fritz schließt sich uns an. „… nach 10 km oder so steige ich aus…“
Startschuß – Leute. Was für eine Stimmung. Gänsehautfeeling. Wir traben los. Lassen es schön ruhig angehen. Fritz hält mit. Super – er hat keine Probleme und wie es scheint, macht ihm die ganze Geschichte auch noch riesigen Spaß. Aber so soll es ja auch sein. Dann: Nach ca. 7 km oder so läßt er abreißen. So ist es auch vereinbart. Mit einem kleinen schlechten Gewissen laufe ich mit Kirsten weiter. Ich schau noch mal zurück. Aber nein. Es wird weitergelaufen. Er will aussteigen und ich will laufen. Klare Entscheidung.
Kirsten und ich haben wie immer viel Spaß auf der Strecke. Doch leider bekommt sie schon bald wieder ihre Magenprobleme. Und der Bauch grummelt auch. So läßt auch sie abreißen und ich lauf allein weiter. Ich fühle mich fit, obwohl ich nicht wirklich für diesen Marathon trainiert hab. Aber die km, die ich in den Monaten zuvor abgelaufen bin kommen mir jetzt zugute. Es läuft sich wunderbar leicht und flockig dahin. Ein km nach dem anderen hacke ich ab. Bei km 35 kommt die Motivationswand. Ich weiß, dass Rita hier einen Spruch für mich hinterlassen hat. Doch es sind zu viele Läufer – auf meinen will ich nicht warten und laufe weiter.
Dann kommt mir ein Gedanke: „km 35 und mir tut nix weh. Ich glaub ich bin zu langsam.“
Mir geht es so gut, dass ich ein tolles Feedback von den Zuschauern bekomme. Jedes Lächeln das ich ihnen schenke bekomme ich mehrfach zurück. Es ist einfach grandios. Einige Läufer kommen mir mit Ihrer Medaille um den Hals entgegen. Klatschen mich ab: „Super locker sieht das aus – klasse!“ Aha. Man sieht also, wie ich mich fühle. Keine Einbildung. Am Tag nach dem Marathon lese ich meine Garmin aus. Und tatsächlich: der 40 km ist der schnellste von allen. Wow.
Und dann ist es da – eigentlich viel zu früh. Das Brandenburger Tor. Zum dritten Mal darf ich da durch. Und auch dieses Mal ist es ein tolles Gefühl. Und dieses Publikum: Ich winke, gebe Handküsschen und die Leute rasten aus. Grandios diese Berliner.
Im Läuferdorf dann: Umziehen und erstmal mit Fritz telefonieren. Damit wir uns draußen finden. „Hallo???“ – „ich bin bei km 35…“ – ich hab es geahnt. Wieder so ein Wahnsinniger. Ich glaub, ich hab ein Déjà-Vu …
Eine Post auf FB „ich bin durch mit einer für mich Super Zeit. 4:51:xx – und Fritz ist noch auf der Strecke. Bei km 35“
Wilfried wartet auf mich beim Tor und wir warten dann gemeinsam auf den Zieleinlauf von Fritz. Na wenn da dann nicht Pippi in den Augen kommt. Er marschiert durch das Tor – lacht was das Zeug hält. Wir rufen ihn – doch so viele rufen seinen Namen. Dann endlich erkennt er uns, kommt rüber „ich kann jetzt nicht anhalten – dann schaffe ich den Rest nicht mehr…“  Dieser Zieleinlauf ist die Krönung. Das Publikum trägt ihn förmlich über die Ziellinie. Manno Mann – watt ist er danach stolz. ZurRecht!
Währenddessen haben alle Lauffreunde meine Post gelesen und sind völlig von den Socken. Fritz läuft aus dem Stand diesen Marathon. Ohne Training. Lediglich 1 x 10 km und 1 x 12 km im ganzen Jahr ist er gelaufen. „Fritz entweiht den Mythos Marathon.“  Das ist der Satz des Tages, den H.H. bei unserer kleinen After-Run-Party bringt.

Das aller Schönste an diesem Tag: Alle haben einen super Lauf gehabt. Fast alle sind pers. Bestzeit gelaufen und haben ihr Wunschzeit geschafft. Und alle sind gesund und wohlbehalten durchgekommen. Lediglich Kirsten hatten Probleme. Doch ich denke – beim nächsten Marathon wird es besser sein!!! Sie ist auf einen guten Weg und wird das sicherlich schaffen. Es ist ein lustiger Abend mit viel Erzählen von eigentlich nur 42 km Laufen – aber so toll. 

25.7.13 - nur ein Morgenlauf

Morgens um halb sechs in Deutschland: Es soll wieder ein heißer Tag werden. Also, wie schon an den Tagen vorher, morgens laufen. So früh wie möglich. Das Aufstehen fällt schwer. Schließlich hatte ich gestern Spätschicht und es musste eine Stunde länger gearbeitet werden. D.h.: Ich hatte eine kurze Nacht. Und müde Beine u.a. auch von dem gestrigen Morgen-Lauf über 16 km. Wenn ich so nachrechne, bekomme ich definitiv zu wenig Schlaf.
Aber ich reiße mich zusammen und schlüpfe in die Laufschuhe und trabe langsam los. Nach 50 m bleibe ich stehen. 10 bis 15 km wollte ich laufen. In drei Wochen ist der 12h-Lauf und ich fühle mich alles andere als fit – Kilometer wollte ich diese Woche schrubben. Doch die Beine erzählen von einem andren Plan. Von Ausruhen und regenerieren. Von in der Sonne liegen und sich nicht bewegen wollen. Die Stelzen sind einfach nur müde.
Ich schließe einen Kompromiss: Minimalrunde bis zum 12h-Lauf soll 5 km sein. Und ansonsten wird nach Tagesform entschieden. Schnell oder flott – das sehen wir dann. Die Beine sagen ja – scheinen sehr erleichtert zu sein. So trabe ich langsam wieder an. Und die Erkenntnis, dass es nicht weit ist, läßt den Schritt leicht werden. Nach 4,4 km bin ich fast zu Hause. Das reicht nun aber nicht – eine kleine Extraschleife muss her. Und die führt mich an den kleinen See vorbei. Da ich nun ja noch Zeit hab, beschließe ich, mich noch kurz an das Wasser zu setzten und den frühen Morgen zu genießen.
Es ist eine schöne Stimmung. In der Ferne höre ich die Autos fahren. Menschen, auf dem Weg zur Arbeit. Hier, zwischen den Büschen und Bäumen direkt am See nimmt man den Alltag nicht wahr.  Doch auch die Natur ist schon lange wach. Dort ein Rascheln, da ein Vogelgesang. Richtig kitschige Idylle.
Dann fühle ich wie warm das Wasser ist. Hoppla – das hat Badetemperatur. Und bevor ich es mir anders überlegen kann, liegen die Klamotten schon im Sand und ich wate durch das klare Wasser. Noch ein paar Meter und ich kann nicht mehr stehen und schwimme los. Einmal durch den kleinen Tümpel. Höchstes 20 oder 30 m und wieder zurück. Ich lasse mich treiben und genieße den Augenblick.
Das Taschentuch in meiner Laufhose reicht nicht wirklich zum abtrocknen – also noch ein paar Dehnübungen während der leichte Wind mich trocknet. Dann rein die Sachen und nach Hause gelaufen.

Es wird ein ausgesprochen anstrengender Tag. Wieder Spätdienst – noch mehr Arbeit als sonst, die erledigt werden will. Doch die Stimmung vom Morgen rettet mich über den Tag. Selbst als ich abends um 10 Uhr schachmatt nach Hause radel, zerre ich noch von dieser Stimmung am und im Wasser. 

30.6.2013 Elbe-Lübeck-Kanal-Ultralauf - Nachts - 66,7 km

29.06.13 Ankunft mit „verlaufen“
Es ist soweit: Ich mache mich auf den Weg nach Hamburg. Fritz fährt diesmal nicht mit. Er hatte eine Segeltour geplant. So fahre ich mit dem Zug in die schöne Stadt. Das klappt auch alles wunderbar. Umsteigen in Bremen selbst für mich als orientierungslose Läuferin kein Problem. In HH-Harburg steige ich dann aus. Frank will mich am Bahnhof abholen – und da passiert es schon wieder: Ich hab mich nicht schlau gemacht, welchen Ausgang ich nehmen muss und erwische prompt den falschen. War ja klar. Aber man darf seine Fans ja nicht enttäuschen und so hat Frank gleich seinen Spaß, als ich von der falschen Seite auf den Parkplatz komme.

Den Abend verbringen wir gemütlich mit einer Flasche Wein. Da wir ja erst morgen Abend starten, haben wir ja alle Zeit der Welt.  Es wird wieder mal ein wunderschöner Schnack-Abend mit Frank und Elke.
Der Samstag ist für das Ausruhen vorgesehen. So schlafen wir auch erst mal lange aus. Ein ausgiebiges Frühstück gönnen wir uns. Ach – was ist das immer schön hier. Völlig relaxt – für alles ist gesorgt. Später dann noch eine kleine Shoppingtour zum Supermarkt – und dann müssen wir auch schon wieder dringend ruhen. Bis Frank beschließt, dass er Waffeln backen will. Hm – watt lecker. Weißweinwaffeln!!! So was Feines. Spät am Abend dann die obligatorische Pasta-Party. Manchmal frage ich mich, ob ich hier in Harburg mehr Kalorien esse als ich verbrenne. Trotz der Rennerei…

Dann geht es endlich los. Mit dem Auto nach Lübeck. Zum HBF – den Treffpunkt aller Teilnehmer.



Am Bahnhof die Läufer treffen – ein Erkennen ohne sich zu kennen…
Schon schön – Elke und ich gehen noch mal in den BHF und sehen eine Läuferin. Ganz klar. Die gehört sicher zu uns. Wer ist schon so verrückt und treibt sich spät abends auf dem Bahnhof rum – in Laufkleidung und mit Rucksack und Stirnlampe. Ich sprech die Dame an. Und klar: Kornelia heißt sie und will mit uns nach Lauenburg laufen. Eine tolle Läuferin. Kurz vor her ist sie drei Marathon´s am Stück gelaufen. Es gibt schon komische Veranstaltungen. Wenn ich ein bisschen flotter wäre, hätte ich große Lust auch mal an dem Lauf teilzunehmen. Sind eben 3 M die jeweils innerhalb von 6 Stunden gelaufen werden müssen. Okay – den ersten und evtl. (wenn alles super gut läuft) auch den zweiten könnte ich schaffen. Aber dann auch noch den Dritten? Ich denke, da muss ich noch ein wenig üben. Oder besser noch: Ganz viel üben.
Es sammeln sich alle vor dem Gebäude. Marc und Susanne sind da. Was für eine Freude, dass die zwei wieder mit von der Partie sind. Marc als Läufer und Susi als VP-Chefin. Unsagbar liebe Menschen.
Und dann kommt auch schon Sven um die Ecke geschlendert. Wie schön ihn zu sehen. Sind wir doch ein langes Stück gemeinsam den Rennsteig gelaufen. Selbstverständlich wird er schnell davon laufen. Ist ja auch deutlich flotter unterwegs als meinereiner.


Elke trifft hier noch eine Studienkollegin, die sie schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen hat. Die Freude ist groß, als die beiden sich begrüßen. Doch leider ist die Zeit nur kurz bis zum Start. 


Dann gibt es endlich den Startschuß. Marc führt uns aus der Stadt hinaus. Solange muss die Truppe beisammen bleiben. Ab Kanal ist dann der Lauf frei. Und die Rennziegen toben los. Kornelia und ich bleiben zusammen.  Und es ist alles so richtig. Die Beine fühlen sich locker und wohl an. Ein Verlaufen ist hier fast nicht möglich. Ich kann den Abend genießen. Es entwickeln sich wunderbare Gespräche mit Kornelia.
Dann der Schock: Der Weg ist gesperrt. Leichte Panik erfasst uns. Wir laufen einfach drauf los. Irgendwann treffen wir auf eine andere Lauftruppe – die haben auch einen Fahrradbegleiter. Wir bleiben zusammen und suchen den rechten Weg. Irgendwann stehen wir dann alle ziemlich ratlos auf eine Brücke als auch Marc um die Ecke kommt. „Ihr seid richtig“ Und die ganz schnellen sind jetzt auch bei uns. Die hatten versucht, dem Weg trotz der Sperrung zu folgen. Was aber nicht geklappt hat. Dann endlich haben wir unseren Kanal wieder. Was für Glück. Wir atmen auf – doch die zwischenzeitlich eingelegten Sprints (damit wir den Anschluss an die anderen nicht verlieren) waren nicht witzig…

1.    Überraschungs-VP
Kurze Zeit später sehen wir dann im Dunkel etwas flackern. Aber das können noch nicht Susanne und Frank sein. Das ist noch zu früh. Je näher wir kommen, umso sicherer ist jedoch, dass das ein VP ist. Fackeln und Teelichter sind am brennen. Ein liebevoll gedeckter VP-Tisch erwartet uns. Aber nicht Susi oder Frank erwarten uns, sondern Birgit und Kent. Birgit war meine Laufpartnerin auf dieser Strecke im letzten Jahr. Leider kann sie heute nicht teilnehmen. Aber wir erfahren, dass sie uns am HBF observiert hat. Läufer gezählt und eingekauft hat. Und dann sind sie losgefahren und haben auf uns gewartet. Was für liebenswerte Menschen – ich bin ganz gerührt und freue mich unglaublich.





Ab dann ist es einfach nur noch ein wunderbarer Lauf durch die Nacht. Wir werden gut von unseren VP-Leuten versorgt. Die Läufer haben aber auch alle gut vorgesorgt und genug Getränke usw. im Rucksack.
Die Sonne geht auf – stellenweise leichter Nebel auf dem Kanal. Angler in Reih und Glied… Es herrscht eine unglaublich schöne Stimmung am Kanal. Kornelia und ich laufen immer noch zusammen. Es macht Spaß, diese Nacht mit ihr hier am Wasser entlang zu laufen. Es wird geredet, geschwiegen, sich über die Tatsache gewundert, dass wir hier mitten in der Pampa mit einer vorher völlig Unbekannten Person die Nacht verbringen. Schon lustig…








Ab km 50 oder so fallen mir die Augen während des Laufens zu. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Augen eher müde werden als die Beine. Jetzt muss ich gehen. Ca. 8 km vor dem Ziel laufen wir wieder. Doch Kornelia hat mehr Reserven als ich und ich muss sie ziehen lassen. Doch das ist auch richtig so – wenn es einem in den Beinen juckt, muss man rennen. Ich bin glücklich, dass wir so lange zusammen unterwegs waren.


Auf den letzten Metern bin ich mir nicht mehr sicher. Eigentlich weiß ich, dass der Weg richtig ist. Doch es ist alles so zugewachsen und verwildert. Ich ruf lieber bei Frank an und vergewissere mich. Und ja – alles richtig so. Kurz danach sehe ich auch schon den Bahnhof von Lauenburg.  Und da kommt mir Kornelia mit einem Getränk schon entgegen.

Zieleinlauf – „umärmeln“ – ein sagenhaft schöner Lauf liegt hinter uns.

Marc im Ziel. 

Und schon wieder essen...

Sven musste lange warten - doch zum Glück konnte er einem Zebra das Fell abjagen...



Leider ist es jetzt auch Gewissheit, dass Elke den Lauf aufgeben musste. Sie fühlte sich schon vorher nicht wirklich fit genug für den Lauf – doch ich hatte gehofft, dass sie durchlaufen kann. Wie es aussieht, wird diese Veranstaltung wiederholt. Und dann klappt es sicherlich liebe Elke.


DANKE FRANK, ELKE, SUSANNE und BIRGIT + KENT für dieses Lauferlebnis durch die Nacht. 

16.06.2013 Gorch-Fock-Marathon


So ein schöner Lauf an der Küste. Und ich war für den HM gemeldet. Schon seit längerer Zeit sogar. Der Plan war, dass ich diesen Lauf evtl. mit meiner Freundin Kirsten laufen wollte. Außerdem würde sich wahrscheinlich noch eine weitere Freundin anschließen. Wie gesagt: So der Plan. Wenn da nicht meine „Ultra-Ambitionen“ wären.

Und in vierzehn Tagen sollte doch der 2. Elbe-Lübeck-Kanal-Ultra-Lauf (66,7 km) stattfinden. Diesmal jedoch Nachts. Und da ich doch seit dem Rennsteiglauf nicht wirklich etwas getan habe außer meine Streak irgendwie abzulaufen, fand ich es ausgesprochen clever, mich auf den Marathon umzumelden. Ein schlechtes Gewissen brauchte ich ja nicht haben – schließlich würde Kirsten von ihrer Freundin Annett begleitet werden. Und ich könnte ruhig ein wenig marathonisieren.

Das Ummelden ging ganz flott. Da ich früh genug bei der Startnummerausgabe war, tummelten sich hier noch nicht viele Läufer.  Ich musste noch nicht einmal eine Gebühr für das Ummelden bezahlen. Das dafür vorgesehene Geld wanderte dann in die Spendenbox. Dann rief ich Kirsten an und machte mich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Hier gab es dann noch einen leckeren Frühstückskaffee und dann gingen wir zum Start. Hat echt Vorteile, wenn die Freundin so nah am Ziel wohnt.

Hier trafen wir dann auf Gregor (einem Lauffreund von Kirsten) und Sven mit Freundin Annett. Sven hatte natürlich sein Angeber-Shirt vom Rennsteig an – leider hab ich nur noch eins in Kindergröße bekommen. Und das zu tragen ist dann doch etwas peinlich. Die Wiedersehensfreude war groß. Wir freuten uns, dass wir das Rennsteigabenteuer beide so gut überstanden hatten und dass das Wetter heute einigermaßen vernünftig sein wollte. Da in WHV HM und Marathon in einem Startblock gestartet werden, hatten wir das Vergnügen, dass wir alle zusammen auf die Strecke geschickt wurden. Von Alfred und Sven sahen wir jedoch nichts mehr, denn die stellten sich gleich weiter vorne auf. Sind eben doch Rennpferde.
Dann fiel auch schon der Startschuß und wie so oft ließ ich mich zu sehr ziehen. Aber es lief sich wunderbar dahin und ich mochte nicht an die Konsequenzen denken. Die ersten 14 km war ich dann auch prompt viel zu schnell unterwegs. Ständig eine Pace von 6:10 und 6:30 – das ist für so eine Schnecke auf Marathonstrecke  zu flott. Aber es fühlte sich bis hierhin noch wunderbar an.

Ich lief jeden VP an – wenn schon zu schnell, dann aber ordentlich versorgen.

So hatte ich dann auch nach 2:20 h die HM-Marke hinter mir. Kurz vor der Abzweige lief ich noch auf Kirsten auf, die von Alfred abgeholt wurde. Sie hatte sich ein wenig übernommen, und so ging es ihr leider nicht gut. Doch daran ist wohl u.a. auch ein  Training schuld, dass stressbedingt nicht immer stattfinden konnte.

Zu diesem Zeitpunkt ging es mir immer noch gut. Jedoch war mir klar, dass das nicht so bleiben würde. Schließlich ist auf der zweiten Runde das Feld stark ausgedünnt. Und der Wind ist auch gefühlt heftiger geworden. Irgendwie hatte ich auf der zweiten Runde immer das Gefühl, dass der Wind von vorne kommt und, nur um mich zu ärgern, auch stärker geworden ist.

Su rutschte dann die Pace auch weiter nach unten. Aber was solls. Drei Wochen nach dem Rennsteig ist das für mich in Ordnung. Eine pB war schon beim Start nicht zu erwarten. Zumal ich nach HM-Marke fast ausschließlich alleine lief.  Nur hier und da kam ich mit einem Läufer ins Gespräch. Es wurde mir wieder mal deutlich, dass ich wirklich keine Tempohärte habe. Wenn es hart wird, brauche ich jemanden an meiner Seite, damit ich nicht in den Schlufschritt falle. Allein und langsam durch die Gegend zu schlunzen ist mein Ding. Aber schnell geht nur in Begleitung.

So tüddelte ich mich von km zu km. Bis ich dann endlich wieder in der Innenstadt ankam. Ein Ziel vor dem Ziel war aufgebaut. Der Name wurde aufgerufen. Es wurde gejubelt – die Welt ist in Ordnung. Dann noch ein paar hundert Meterchen und das echte Ziel war in Sicht.
Und da standen Kirsten und Alfred direkt hinter der Ziellinie und nahmen mich in Empfang. Der Moderator ermahnte mich gleich zweimal, dass ich zur Siegerehrung musste. Denn schließlich war ich 3. meiner AK geworden. Natürlich waren nur 3 in dieser Altersklasse da – aber ist doch trotzdem schön.

Kirsten war mittlerweile wieder richtig gut zufrieden und freute sich mit mir über die gewonnene Rose und zwei Kaffeebecher mit dem Gorch-Fock-Emblem.


Die Strecke: Zuerst durch die Innenstadt – dann geht es lange direkt am Meer lang. Das ist für mich das schönste Stück. Nach der Kehre geht es wieder Richtung Innenstadt und dann noch mal am Kanal entlang bevor es wieder zum Meer und wieder zurück zum Start/Ziel geht. 

25.5.13 Rennsteiglauf (SM)

Nun hab ich es wirklich getan. Voller Ehrfurcht habe ich die Bericht von diesem Lauf gelesen.
Irgendwann dann der Vorsatz, dieses Ding zu laufen. Nicht den Marathon oder HM, nein es soll gleich der SM mit seinen 72 km und über 1400 Höhenmetern sein.
Die Vorbereitung in den letzten vier Wochen ist nicht wirklich eine Vorbereitung. Es ist ein Regenerieren nach dem Heidschnuckenweg und ein Ausruhen vor dem großen Lauf. Ich weißt gar nicht, wie ich mich da in diesen Tagen verhalten soll. So lauf ich denn immer so, wie es die Beine mir sagen. Zum Schluß natürlich wenig - ausruhen ist ja nicht wirklich unwichtig.

Wir fahren am Freitag Richtung Schmiedfeld. Hier haben wir ein Zimmer im Storchenturm. Beim Etappenlauf im Harz 2012 hatte ich das Glück, von der Brockenhexe ein Zimmer übernehmen zu  können. Sonst wäre es wohl knapp mit einer Übernachtung so nah am Start geworden.
Wir telefonieren mit Sven auf dem Hinweg. Er ist schon da  - und möchte, dass wir die erste Hälfte gemeinsam laufen. Nun, ich kann ja nicht wirklich schnell rennen, aber als Bremsläufer taug ich wohl was ;-)

Samstag morgen dann auf dem Marktplatz beim Brunnen.



 Es sind auch viel Streakrunner vor Ort.
Doch die meisten sehe ich nur flüchtig. Leider schaffe ich es auch nicht zu einem Fototermin.
Sören (wir kennen uns vom Elbe-Lübeck-Kanal-Lauf) kommt plötzlich um die Ecke. Die Freude ist groß. Wir unterhalten uns noch ein wenig und dann wird auch schon geschossen.

Sven und ich bleiben tatsächlich ein ziemlich langes Stück zusammen. Es war verdammt anstrengend. Gleich zu Anfang rutsche ich aus. Zum Glück gibt es aber nur ne schmutzige Bux. Um uns herum ein Getümmel.
Die Anstiege sind wirklich der Hammer. Es tut weh - und macht tierisch viel Spaß.



Das "Team Hanka" ist fast immer in unserer Nähe. Die Zwei tragen den ganzen Lauf eine Gitarre mit sich rum. Und halten immer mal wieder für ein Ständchen an.
Kaffeepause - Fritz hatte für uns extra frischen Kaffee aufgebrüht. Der war vielleicht lecker...



Dann sind wir auch schon bei km 35


Irgendwo bei km 45 verlieren Sven und ich uns dann aus den Augen. Sven gibt jetzt Gas. Ihm kann
jetzt nix mehr passieren. Er ist superfit und hat über die Hälfte schön langsam gemacht. Er wird später dann über ne Stunde früher im Ziel sein als ich.

Fritz wartet bei km 55 - vor mir fängt er dann noch Petra und Sven zum Fototermin ein:



Ein wichtiger Teil ist geschafft: Ich bin nicht ausgestiegen, als ich es konnte. Der Grenzadler konnte mich nicht zum Aufgeben überzeugen. Mittlerweile tut mein linkes Knie weh. Ab diesem VP walk ich mehr, als das ich laufe. Immer wieder versuche ich ein Stückchen zu laufen. Ausgerechnet, wo doch jetzt die schlimmsten Anstiege vorbei sind. Aber das ist dann wohl die Rechnung für das mangelhafte Bergtraining. Ist ja auch nicht einfach für eine friesische Schnecke einen Berg in der Nähe zu finden.
Ich rechne und rechne - Selbst wenn ich nur noch gehe: Ich werde im Zeitfenster ankommen. Das macht mir wieder Mut. Wenn es ganz schlimm wird, kram ich wieder meine einfachen Mantras aus. Jetzt auch mit Musik in den Ohren.
Und es funktioniert. Nach einem Tief fasse ich wieder Mut. Der Schritt wird wieder schneller. Nicht viel laufen - aber viel gehen. Nur nicht aufgeben!!! Kurz vor dem Ziel haben Anwohner einen Bogen errichtet.
Erst dachte ich schon, dass ich da bin. Doch es ist nur noch ein knapper km.

Dann dieses leise Geräusch in der Ferne. Lautsprecherdurchsagen, Musik, Applaus... Nun kann es wirklich nicht mehr weit sein. Ein Spaziergängerin mit Hund applaudiert mir. Eine ganze Gruppe von Wanderer macht mir Mut.
Dann die Kurve: Danach wird das Ziel sein. Ich falle in den Laufschritt. Nichts tut mir weh. Die Zielgeräusche werden lauter. Es läuft mich dahin, als ob ich grad gestartet bin. Ich hab das Gefühl zu schweben (wird wohl eher wie ein müdes Moorhuhn ausgesehen haben ;-) ) Dann bin ich um die Kurve. Die Zielgrad liegt vor mir. Zuschauer auch noch für die letzten Läufer. Namentlich werden wir reingerufen. "Monika"-Rufe von rechts.
Elke und Marianne haben auf mich gewartet. Marianne - so gern wäre ich mit dir gelaufen. Doch leider ging es wegen einer Verletzung nicht. Hoffentlich nehmen wir bald mal wieder gemeinsam ein paar km unter die Füsse.



Geschafft!!!


Die Zwei vor mir wurden auch von Fritz eingefangen. Herzlichen Glückwunsch. Es war schön Euch zu treffen.



Dann noch schnell ins Zelt - wo wir dann noch Rainer treffen und erleben, dass sämtliche Läufer ratz fatz auf den Bänken stehen und das Rennteiglied singen. Das war schon doll...

Schöner Lauf. Erst dachte ich: Das wird ein einmaliges Erlebnis. Vor allem nicht so schnell nach einem anderen schönen Lauf, nämlich dem Heidschnucken-Ultra. Doch jetzt rumort es schon wieder in mir... Mal sehen, was das nächste Jahr bringt...


11.05.13 Rettet den E´fehn-Kanal - Lauf

Da ist er - der Elisabethfehnkanal.

Schon immer gibt es ihn.
Ich weiß es gar nicht anders. Und plötzlich heißt es:
Den müssen wir retten.
Ja- wie jetzt?!? Tatsächlich. Dieser letzte beschiffbare Fehnkanal ist in Gefahr.
Weil eine wichtige Schleuse ziemlich alt und schon fast nur noch Schrott ist.

Das sollte doch nun wirklich kein Problem sein. In Zeiten von der Hamburger Elbphilharmonie, dem Berliner Flughafen und Frankfurt 21 könnte man doch glauben, dass es ganz einfach ist, Geld aufzutreiben. Aber weit gefehlt. Die Politiker wechseln sich ab mit Zu- und Absagen. Irgendwie ist dann doch keiner zuständig.
Und im Wahlkampfgetöse dann doch wieder... Und wenn die Zeitung im Altpapier gelandet ist, war es wieder keiner. So oder so ähnlich gestaltet sich die Finanzierung für die Schleuse.

Doch zum Glück gibt es in Elisabethfehn Menschen, die sich mit viel Engagement für die Schleuse und damit für die Beschiffbarkeit des Kanals einsetzten.

So gab es denn am Himmelsfahrtswochenende ein großes Programm für Jung und Alt.
Mit Party, Musik, Bootskorso, Fußballturnier... und dem 1. Fehnlauf.

Samstags geht es dann los. Gar nicht so einfach. Schließlich hatten wir am Vorabend die Hochzeit unserer Lauffreunde Friedhelm u. Christel gefeiert. Und wie es sich für Ausdauersportler gehört, haben wir lange ausgehalten. Morgens um 6 hat uns ein Taxi nach Hause gebracht.

Nach einem ruhigen Frühstück mit Familie und Freundin Kirsten wurde ich dann gegen Mittag zum Startort gebracht. Rita war so freundlich und brachte meine Startutensilien mit.

Und hier gab es gleich eine nette Überraschung für mich: Ein lieber Bekannter, Jörg Sallfrank, kam mir entgegen: "... hab ich mir doch gedacht, dass ich dich hier finde..."

Der Bus bringt noch mehr Läufer. Heinz-Hermann und Angelika, die immer etwas Bauchgrummeln vor öffentlichen Läufen hat. Aber Rita hat ihr wohl erzählt, dass ich heute mit Sicherheit nicht gut drauf bin und daher eine Begleitung gut gebrauchen könnte. So entschließen wir beide denn, zusammen den Kanal zu bezwingen. Bernd gesellt sich ebenfalls zu uns - er hat ja schon mehrfach bewiesen, dass er nicht nur ein ziemlich schneller Läufer ist, sondern auch im Schneckentempo kann

Startaufstellung und dann geht es auch schon los.

Kurz nach dem Start schließt von hinten Wolfgang auf. er hat den Start verpennt. Ist auch schon von zu Hause los gelaufen. Er will den Tag für einen langen Lauf nutzten. Mit uns Schnecken wird er dann jedenfalls einen Teil schön langsam laufen. Es wird ein lustiges Gerenne - Angelika geht es gut. Nur zwischendurch schwächelt sie ein wenig. Doch alles in allem kann sie die Strecke hervorragend bewältigen.

So ca. 1 - 1,5 km kommen uns dann Heinz-Hermann, Detlef und Jörg entgegen um uns abzuholen. Die drei
laufen sich halt ordentlich aus. Schon lustig diese Leistungsunterschiede.

Regen gibt es auch noch anständig von oben. Dann geht es zur Kaffeetaffel ins Zelt. Berliner, Kaffee, noch mal Berliner mit Kaffee und dann wird es Zeit für den Abschied. Ich will noch nach Hause laufen und sollte jetzt langsam starten. Trotz Regen lass ich es ganz entspannt angehen. Wieder am Kanal lang. Es ist so schön im Regen zu laufen. Fußgänger hetzen schnell gut beschirmt ins Haus, den Kragen hoch gezogen, kaum einen Blick für die Umgebung. Nun - wenn ich nicht grad in Laufschuhen stecken würde, würde mich das Wetter wahrscheinlich auch nicht hinter den Ofen herlocken.
Unterwegs klingelt dann das Handy: Rita bittet zum Tee. Okay. Dann noch einen kleinen Umweg. Tee mit Uwe, Detlef u. Rita getrunken. Dann geht es aber wirklich Richtung Heimat.

So hatte ich denn anschließend 20 km auf der Uhr.
8 davon für den Elisabethfehnkanal. Der Rest war Heimweg mit Umwegen.
Schön war es. Wäre schön, wenn dieser Lauf wieder stattfinden würde.
Allerdings wäre es mir lieb, wenn bis dahin der Kanal gerettet ist.




27.4.2013 - 1. Heidschnuckenultra



Da bin ich nun 100 km gelaufen und dann doch nicht ins Ziel gekommen. Das
Kann auch nur mir passieren…
Am 25.4. fahren wir Richtung Harburg – Frank u. Elke richten den 1. Heidschnucken-
Ultra aus. 100 km für die ich mich fit fühle. Das Training war durchwachsen. Einen
Supertollen Plan hatte ich mir gesucht. Nur leider waren da einige gesundheitlichen
Probleme, die eine komplette Durchführung nicht möglich machten. Doch egal –
Die Zeit, die ich laufen durfte, habe ich genutzt und nach dem gelungenen
Oster-Doppeldecker fühle ich mich der Herausforderungen gewachsen.
Begrüßt werden wir mit … Laufschuhen… stilecht:

Frank und Elke haben eingekauft, als ob sie den Hamburg-Marathon
Ausrüsten müssen.

Und das ist nur der kleine Teil vom Vorrat.
Am Freitag, nach einem gemütlichen Frühstück, fahren Frank und Fritz mit
dem Rad los, um einige Streckenabschnitte zu markieren.
Elke macht sich ans Kochen:

Und ich darf nur sitzende Tätigkeiten ausführen. In diesem Fall:
Wimpel-Nähen

Damit werden dann auch Nachbarhäuser beschmückt:

Und das Ziel markiert (nicht das sich noch einer auf dem letzten Stück verläuft…)

Dann am nächsten Morgen geht der Stress los. Frank weckt mich freundlich-
weise gleich um 4 Uhr – Wenn ich um sechs starten will, muss ich einfach
vorher was anständiges essen. Kaffee, Brötchen und schon trudeln die ersten
Leute ein. Petra, Mark, Susanne und viele andere bevölkern das Haus. Frank
versucht nochmal allen den Weg zu beschreiben. Mit mir hat er das gestern
auch schon versucht. Vergebens – wie sich später rausstellen soll.
Dann endlich sind wir draußen. Startfoto. Die Welt ist noch in Ordnung:


Auf den ersten km begleitet uns Frank. Wenig später geht es auf den Heidschnuckenweg.
und die Schnitzeljagd nimmt seinen Lauf…

Petra und ich laufen so vor uns hin und schaffen es sofort auf den ersten
Teilstück uns zu verlaufen. Versuchen uns zu erinnern, was der Chef denn alles
erzählt hat. „…immer dem „H“ folgen… … wenn das „Bestätigungs-H“ nicht da
ist, seit ihr falsch…“ und noch einiges mehr…
Dann irgendwann sehen wir das „H“ und es geht weiter – bis zum VP von
Fritz und Sven. 

Und da sind dann auch schon Frank und Elke. (Elke – die leider
nicht mitlaufen kann, weil sie krank ist. Ich hätte sie so gern an meiner Seite
gehabt…) Dann geht es auch schon gestärkt weiter.

Bei der Wasserstelle „Zur Eiche“ passierte es dann: Ich vertrete mich, und ab dann schmerzt das linke Knie.
In Buchholz klingelt dann mein Handy – Ramona ruft uns an und macht uns Mut. Was für eine schöne Sache. Petra und ich freuen uns riesig. Gemeinsam erreichen wir die Treppe am Buchholzer Bahnhof, die natürlich benutzt wird. Nix Fahrstuhl. Das läßt unsere Läuferehre natürlich nicht zu.


Der Schmerz im linken Knie ist nicht wirklich dolle – aber doch schon so sehr, dass ich Petra weiterschicke. Ihr Tempo kann ich so nicht halten und will mich auch nicht kaputt laufen. Ich versuche dann immer mehr auf dem Vorfuß zu laufen, weil ich dabei das Gefühl hab, dass so das Knie etwas mehr geschont wird. Mit der Zeit klappt das auch ganz gut.
Beim VP 2 treffe ich dann auf Mark, Susanne und Reiner. Petra ist grad mit Pause fertig und läuft wieder los. War ich noch ein paar km vorher der Meinung, ich müsste hier aussteigen, kann ich dann doch schon verkünden: Es geht weiter – vielleicht doch noch bis zum Wendepunkt.
Die Strecke: Einfach himmlisch. So viele Naturwege. Anstrengend ja – aber dafür unglaublich schön. Es geht auf rauf und runter (wobei runter für´s Knie anstrengender ist). Stille um mich herum. Drei MP3-Player hab ich dabei. Doch ich hab die Ohrstöpsel nicht in den Ohren.
Mit der H-Sucherei und dem Naturgenießen hab ich genug zu tun.
Als ich den „Pferdekopf“ erreicht hab und mich oben umschaue, sehe ich wieder Petra. Sie dreht nach links ab. Alles klar. Ich bin noch auf dem rechten Weg. Doch einen kleinen Moment bin ich unachtsam und bemerke nicht, dass ich rechts in den Wald abbiegen muß. Ich bemerke meinen Irrtum, frage Anwohner und drehe wieder um und finde den Pfad. Ich ärgere mich maßlos. Doch es nützt nix. Die Zeit müsste noch gut reichen und so laufe ich weiter – immer dem „H“ nach. So erreiche ich ohne Probleme Handeloh – folge brav weiter den Weg. Alles gut. Es geht wieder in die Natur. Wow – was für schöne Wege. Und ich spüre immer wenige Schmerzen im linken Knie. Ich habe die Hoffnung, dass ich auch nach dem Wendepunkt weiter laufen kann.
Im tiefsten Wald kommen mir die ersten Läufer entgegen. Rick, der schnellste Läufer, tobt lächelnd und gut gelaunt an mir vorbei. Für einen freundlichen Gruß hat er dennoch Zeit.
Zwei andere Läufer halten kurz an und erkundigen sich nach meinem Befinden. Offensichtlich steh ich schon auf der Verlustliste.
Dann, auf den letzten km vor dem Wendepunkt, verlaufe ich mich dermaßen granios, dass ich mitten im Wald fast das Heulen bekomme. Ich reiß mich zusammen, schaue immer wieder in die Karte, versuche mich zu orientieren. Da – ein Hof… ich geh fragen. Und stelle fest, dass ich einen netten Umweg gemacht hab und nur wenige Meter von Wesel entfernt bin. Derweilen ruft auch schon Fritz an – ich sag wo ich bin und die Truppe erwartet mich schon. Ein schöner „Zieleinlauf“. 57,7 statt 50 km hab ich auf der Uhr. Mein Trost: Ein Mann(!!!) hatte 56 km geschafft ;-) Ein weiterer Trost: Zwar zu viele km aber eine Pace, wie ich sie haben wollte – und die Beine sind noch fit. Keine Zweifel, dass ich die zweite Hälfte läuferisch schaffen kann. Das tröstet mich in diesem Moment.



Doch erst mal Pasta-Pause. Als ich den Trinkrucksack wieder auffüllen will, stelle ich fest, dass die Trinkblase leckt. Das freundliche Personal gibt mir Wasser in Flaschen mit, so dass ich meinen Irrlauf wieder fortsetzen kann.  Mittlerweile sind alle Läufer und VP´ler wieder unterwegs. Und ich bin optimistisch, dass ich jetzt auf den richtigen Weg achten kann und werde.
Doch wie es das Schicksal will, verpasse ich wieder rum eine Abzweigung an der rechten Seite. (rechts ist meine schwache Seite) und stehe wieder hilflos im Wald. Nach einer gelaufenen Schleife bin ich wieder genau an der Stelle, wo ich das letzte „H“ gesehen hatte und laufe vorsichtig und konzentriert weiter und finde den Pfad zur Rechten. Jetzt läuft es sich wunderbar dahin. Ohne Probleme komme ich wieder durch Handeloh  - finde die „H“´s und bin hin und her gerissen: Auf der einen Seite freue ich mich, dass es so gut läuft – die Knieschmerzen sind weg. Es ist genügend Kraft in den Beinen. Erst als ich den Pferdekopf überquert habe, kommen leichte Ermüdungserscheinungen in den Oberschenkeln und ich beschließe flott zu walken. Das hatte ich auch geübt. Jetzt höre ich Musik und marschiere flott nach dem Takt der Musik als wenn ich nie etwas anderes mache. Im Kopf habe ich immer wieder „du hast bis 2 Uhr Zeit“ – Zeit genug. Dann hast du eben deutlich mehr km. Ist doch egal. So erreichte ich dann wieder den Mark/Susanne/Reiner-VP – die drei kommen mir schon entgegen. Denen ist ziemlich kalt. Ich kann mich warmlaufen. Aber unsere Betreuer leisten eigentlich viel mehr, in dem sie dort ausharren und für uns frieren. Danke nochmal für Euren tollen Einsatz. 
Nach dem VP kann ich wieder flott anlaufen. Es klappt einfach wunderbar. Doch leider stelle ich fest, dass ich meine Stirnlampe im VP Auto von Fritz liegen gelassen hab. Aber noch ist es hell. Ich werde ihn anrufen. Vielleicht kann er sie mir ja entgegen bringen
Als ich wieder durch Buchholz laufe klingelt wieder das Telefon – Ramona. Ich sage ihr, was passiert ist und dass ich versuchen werde weiter zu laufen. Ich fühle mich noch so wahnsinnig fit. Offiziell hab ich jetzt ca. 75 km in den Beinen – zuzüglich meiner Verläufer. Elke nennt ihre Treter immer „Sensationelle  Beine“. Jetzt möchte ich meine beiden Stelzen auch so nennen. Bei diesen Höhenmetern hätte ich das nicht erwarten.
Wieder die Treppe vom Bahnhof Buchholz. Und wieder läßt der Stolz es nicht zu, den Fahrstuhl zu nehmen. Danach geht es locker weiter.
. Bei der Wasserstelle der Fam. Pechtel dann die Überraschung: Frau Pechtel wartete auf mich – gibt mir zu trinken, Schokolade und eine kleine Taschenlampe. Und das Versprechen, bei einer erneuten Auflage für eine Streckenmarkierung zu sorgen. Wahnsinn.
Es geht weiter – noch brauche ich die Lampe nicht. Doch lange dauert es nicht mehr und das Tageslicht reicht nicht mehr aus. Die Zweifel kommen, ob ich mich im Dunkel weiter orientieren kann.
Endlich: die Autobahn. Hier hatte Frank uns auf dem Hinweg fotografiert. Doch irgendetwas stimmt hier nicht. Ich kontrolliere die „H“´s – laufe weiter, wieder zurück, dann doch weiter, da ich keine Abzweige sehe, Mittlerweise ist es dunkel. Dann kommt die zweite Autobahn – und das ist jetzt definitiv falsch. Die Karte rausgekramt. Mit der kleinen Lampe meinen Fehler gesucht. Und siehe da: Wieder mal hätte ich rechts ab müssen. Ich gebe so gut es geht „Hackengas“. Telefonat mit Fritz – bin schon wieder auf der Verlustliste… es geht jetzt ohne weitere Verläufer weiter. Nicht mehr so flott, da ich mich in der Dunkelheit mit der kleinen Lampe immer wieder vergewissern muß, dass ich richtig unterwegs bin. Dann endlich in Nenndorf. Der VP von Fritz und Sven kann nicht mehr weit sein. Eine Abzweige – ich leuchte nach dem „H“. Da höre ich einen Ruf: Sven steht am Ende der Straße. Super. VP erreicht. Fritz nicht da. Er wollte mir entgegen fahren. Sven ruft ihn an - er kommt mit dem Wagen zum Treffpunkt. Doch wie können wir uns verpaßt haben. Nun einer Verläuferin wie mir glaubt man natürlich nicht, dass ich auf dem richtigen Weg war…
Und dann ein Blick auf die Uhr: 99 km Komma irgendwas. Und ein Satz, der mir den letzten Mut raubt: „Jetzt steigst du aber aus…“ Es ist 22:25 Uhr – noch Zeit genug für die letzten 16,5 km. Und Kraft für einen HM. Doch ich bin mental nicht in der Lage, mich gegen diese „Anweisung“ zur Wehr zu setzten. Vielleicht auch deshalb, weil ich weiß, dass es richtig ist, jetzt Schluß zu machen. Nach dem VP würde es wieder in den dunklen Wald gehen. Auch mit besserer Stirnlampe und mit gutem Orientierungssinn ein Abenteuer… So endet dann mein Lauf hier. Zickig und in gedrückter Stimmung laß ich mich heim fahren.
Später dann gibt es bei Elke und Frank ordentlich was zu essen, eine Dusche und eine Diskussion über den Sinn oder Unsinn der Aufgabe mit Fritz. Doch am Tag danach sehe ich endlich ein, dass ich mich unnötig in Gefahr begeben hätte. Ich fühlte mich zwar fit und stand so unter Strom, dass ich noch endlos hätte weiterlaufen können. Doch die restlichen Wege waren nicht nur Dunkel sondern auch von den Forstfahrzeugen aufgewühlt. Sturzgefahr. Verlaufgefahr und wer weiß, was sonst noch.
Fazit: Eine supertolle Laufveranstaltung. Liebevoll organisiert von Frank und Elke. Eine schöne aber anstrengende Laufstrecke von der sogar die Ultraerfahrene Petra sagt: „… der härteste Lauf, den ich je gemacht hab…“
So will ich dann zufrieden sein, dass ich 99,850 km in 16:25 Stunden bewältigt hab. Mit Höhenmetern, die ich nicht gewohnt bin und Momente, die mich fast verzweifeln ließen, weil ich mich so unnötig verlaufen hab.  
Es wird schon grob die Neuauflage geplant. Und ich will wieder dabei sein. Dann geht es von Soltau nach Hamburg. 111 km auf dem Heidschnuckenweg. Und irgendetwas werde ich mir einfallen lassen, damit ich nicht wieder unnötige km schrubbe und das Ziel erreichen werde!!!
Danke Frank und Elke für diesen Lauf – und danke an alle VP´ler für Eure Betreuung und dass ihr mir meine Zickerei nicht übel nehmt.