Du kannst das Leben nicht auf Morgen verschieben (Ursula Bantle)

Gestern abend komme ich nach Ladenschluß nach Haus. Hab im Kopf, dass ich noch meine Runde laufen will. Morgens war es zu spät geworden. Meine Männer mußten nach Frankfurt. So hieß es dann um 5 aufstehen, Brote schmieren und Tee machen. Als die zwei dann vor der Tür waren, war es Zeit mich für die Arbeit aufzuhübschen. Nix mit laufen.
Also dann – da kommt unserer Elektriker. Küchenlampe kaputt. Als er dann auch Feierabend machte, saß ich so allein am Küchentisch und war allen Ernstes am Überlegen, jetzt einfach sitzen zu bleiben. Serie hin oder her. Es ist komisch kalt draußen. Nicht wirklich kalt, aber auch nicht schön. Und dunkel ist es auch noch. Und die einen und anderen Wahnsinnigen sind schon am rumknallen. Da kann ich es mir doch besser gemütlich machen. Ofen an, Musik hören, lesen, relaxen… Aber zum Glück sind die Argumente meiner „Luci“ dann doch nicht so stark. Relaxen kann ich auch noch später. Ist ja noch früh am Tag. 19:30 und ich bin draußen. 4 -5 km gehen immer. So schlage ich den Weg durch das Moor Richtung E´fehn ein. Hm – das wären dann 6 km. Na ja, solange ich es Luci nicht sage… Bei der Dorf-Ampel mach ich kehrt Richtung Heimat. Nach weiteren zwei km müsste ich links ab. Ach Quatsch – ein bisschen geht noch. Ich lauf geradeaus weiter. Kurz danach bieg ich links ab. Jetzt noch ein guter km. Noch mal links – Luci wundert sich. Ich lauf gerade aus. Jetzt könnte ich doch die 10 auch noch voll machen. Aber ich könne doch die nächste links… Nix da. Eine Querstraße weiter. Dann zurück. Müssten dann 10 km sein. Luci meckert und mault. Aber es macht viel zu viel Spaß. Sooo kalt ist es wirklich nicht. Und die Dunkelheit ist schön – man wird nicht beim Träumen abgelenkt. Und die Knallerei hält sich auch in Grenzen.
Dann bieg ich endlich in die Heimat-Straße ein. Schau auf mein FR: Reicht nicht ganz. Ich lauf noch 100 m an zuhause vorbei. Damit die 10 km voll werden. Es ist wirklich besser, im Dunkeln zu laufen. Die Nachbarn wundern sich schon genug…
In der warmen Stube mach ich es mir dann wirklich gemütlich. Schöne ruhige Musik (Meditations-Musik mit Wellen-Geräuschen) – ein Buch und ich komme endlich zur Ruhe.
Heute Morgen fang ich gar nicht erst an mit Luci zu streiten, sondern steig gleich in die Laufklamotten. Und überlege während ich unterwegs bin, heute Abend noch mal in die Dunkelheit zu gehen. So kann ich das Strohwitwen-Dasein doch hervorragend für eine zweite Lauf-Runde nutzen.

Unterwegs mit den neuen Barfuß-Schuhen

27.12.11
Mein Weihnachtsgeschenk: Barfußschuhe von „Leguano“. Da wir uns ja nix oder nur wenig schenken wollten, bleibt das auch mein einziges Geschenk. Dafür aber ein Volltreffer! Die Kinder und Mann legen zusammen und so bin ich denn im Besitz dieser Schlappen. Und abends nach der Arbeit dann in die „Hütten-Schuhe“ und los. 2,6 km werden es. Die Belastung ist eben wie beim Barfußlaufen – ich merk auch gleich, dass ich in den letzten Monaten nur in Schuhen unterwegs war. Archilles-Sehne und Waden werden stärker belastet. Als ich die Runde fertig gelaufen bin, ist auch die Grenze für die Füße erreicht. Ich werd mir das jetzt mal für zweimal die Woche vornehmen und später dann die Umfänge steigern.
Aber was bin ich happy, dass ich die Teile jetzt endlich hab. Ich könnt ja barfuß meine Runde drehen. Doch da bin ich dann doch eine richtige Weichflöte: Ist eben kalt – vor allem an den Füßen ;-)

Abendlauf

Gestern morgen bin ich einfach nicht aus den Federn gekommen. So hab ich es denn etwas langsamer angehen lassen und bin eben nicht morgens gelaufen, sondern hab mir dies Vergnügen für abends aufgehoben. Ich könnte ja mal um 18:00 Uhr Feierabend machen. Klar, klappt ja auch sonst wohl mal. Aber nicht in der Weihnachtszeit. So bin ich dann gegen  19:45 erst zu Hause. Schnell umziehen und dann nach draußen.
Die Füße taten mir weh. Die Knochen waren müde. Eine große Unlust machte sich breit. Das Sofa wär jetzt nicht schlecht. Doch dann reißt die Streak. Und meine Laune wär endgültig im Keller. Also raus in die Dunkelheit. Den MP3-Player heute mal wieder an – extra laut. Und prompt hab ich nur Party-Mucke auf den Ohren.
Ich lauf im Takt zur Musik – Flott und plötzlich gut gelaunt. Der Wind weht mir übers Gesicht. Kalt. Und bringt ein wenig Regen mit. Richtig kalt. Ich halt die Nase extra in den Wind. Und laufe… und träume und fühl mich das erste Mal heute richtig wohl.
Auf dem letzten meiner 9 km begleitet mich Carlos Santana. Ein schöner Abschluß für einen anstrengenden Tag. In dieser Nacht schlafe ich wie ein Bär. Tief und fest und wahrscheinlich mit einem breiten Grinsen. Und schaffe es natürlich wieder nicht morgens um 5 Uhr aus den Federn. Also: Mal sehen, was heute abend noch geht…
Hoffentlich wird das Verschlafen nicht zur Gewohnheit. Bringt meinen ganzen Tages-Rhythmus durcheinander. Und der Wäscheberg wächst.

3. Advent: Endlich mal wieder bei Tageslicht...

 ... laufen. Der erste Sonntag seit langem, den ich frei hab und bei Tageslicht laufen kann. Ganz locker und ohne Streß. So seh ich dann auch die Sonne über´s Moor aufgehen.



Und ja, es ist glatt. Nun geht das wieder los.
Aber was soll´s. Ist eben nicht anders. Der Winter ist da und ich hoffe, dass ich diesmal mehr km unter die Schuhe bekomme.
Heute werden es 21. Die letzten 6 km fallen mir dann doch sehr schwer. Sondershausen und die vielen Arbeitsstunden machen sich bemerkbar. Doch ich war draußen. Mit dem Wochenschnitt von 74 km bin ich erst mal zufrieden
Hab es sogar geschafft, noch Brötchen mitzubringen. So gab es dann ein schönes gemütliches Sonntagsfrühstück. Und am Nachmittag ein Weihnachtsmarktbesuch. Das erste Mal seit 5 oder 6 Jahren, dass ich am 3. Advent nicht arbeite und mit Freunden die Atmosphäre genießen kann.

Alles in allem ein schöner Tag

Schöne Erinnerungen und Zukunftsträume sind die Glanzlichter der Gegenwart. (Irmgard Erath)

Nu hatte ich Anfang der Woche mit der "Niederlage" von Sondershausen zu kämpfen. Für mich sollten die Zeiten eine untergeordnete Rolle spielen. Und was auf der normalen Straße gilt, zählt in Sondershausen schon lange nicht. So hatte ich mich ja auch drauf  eingestellt, dass ich, wenn überhaupt, den Marathon mit über sechs Stunden beenden würde. Im Geheimen hatte ich tatsächlich gehofft, dass ich die Strecke schaffe..
Doch als mir sehr deutlich bewußt wurde, dass ich das Zeitlimit für den HM nicht schaffe, hab ich aufgegeben.
Und dieses Aufgeben ist das, was mir einige Tage zu schaffen machte. Es wird immer mal schwierig. Im Leben wie beim Laufen.  Und so fühlte ich mich denn auch als der absolute Loser. Eine schlechte Zeit kann und muß ich akzeptieren. Da gibt es immer ne gute Erklärung für – wenig Training, heißes Wetter, ungewohnte Umgebung, eine nette Bauchverstimmung oder einfach nur unfähig schneller zu laufen. Alles schon erlebt und mitgemacht. Aber aufgeben? DAS fühlt sich nun ja richtig bescheiden an.

Irgendwann stöber ich in meiner Spruch-Sammlung rum, um für einen Kunden etwas Mut-Machendes zu finden. Und finde eben den oben genannten Satz. Und der versöhnt mich dann wieder etwas mit mir selber. „Schöne Erinnerungen“ hab ich in diesem Jahr genug gesammelt. Es gab schöne Läufe und tolle Begegnungen. Ich habe Menschen kennengelernt, mit denen ich mich sofort verstanden habe und die für mein Leben eine Bereicherung sind. Manchmal bin ich an meine Grenzen gegangen. Das hat dann auch ein bißchen weh getan – aber hat nicht wirklich geschadet. Ich hab aber auch gelernt, dass ich etwas besser auf mich aufpassen muss. Es hat keinen Zweck bis zum Umfallen zu arbeiten – ich bin dann nicht nur unzufrieden mit mir, sondern vergesse dabei, dass ich auch noch leben sollte…
Und da kommen dann die „Zukunftsträume“ ins Spiel. Ich weiß jetzt was ich will – nämlich erst mal mich beruflich verändern.  Sodass ich endlich mal nicht mehr 50 und mehr Stunden arbeiten muß. Ich gehöre nun mal zu den ü50 – wenn ich jetzt nicht etwas kürzer trete, werde ich meinen 60. Geburtstag wohl nicht feiern können. Weil ich dann entweder in der Klapse bin oder mit einem Herzkasper das Zeitliche gesegnet hab. Und das ist es nicht wert.
Diese Veränderung wird etwas dauern. Aber ich hab so  wieder, läuferisch und beruflich, Ziele. Und ich freu mich, den Weg zum Ziel zu gehen
Denn: Ohne diese "Glanzlichter der Gegenwart" wäre das Leben ganz schön trist...

Untertage-Marathon Sondershausen

Ein Unternehmen, von dem ich wusste, dass es für mich eigentlich zu groß ist. Aber: Frau wächst an den Herausforderung. Und es gab sogar einige Leute, die der Meinung waren, dass ich das Teil laufen kann. Eine Riesenangst hatte ich vor den Temperaturen, der geringen  Luftfeuchtigkeit (unter 30 %) und der staubigen Umgebung. Dass das profilierte Gelände schwierig ist war klar. Schließlich kann ein Moorkind wie ich aus der norddeutschen Pampa keine Steigungen laufen.
Mit diesem etwas mulmigen Gefühl in der Bauchgegend sind wir dann am Samstagmorgen in die Tiefe gefahren. Als wir unten ankommen bin ich angenehm vom Klima überrascht. Es haut mich dann doch nicht gleich aus den Schuhen wie ich angenommen hab. Und bis jetzt ist es auch noch gar nicht wirklich staubig. Gegen die Trockenheit trinke ich tapfer an.
Als erstes schauen wir uns das Bergwerk genauer an und sind nochmals angenehm überrascht, wie groß das ganze hier unten zugängig ist. Wir finden die Kegelbahn, die Restauration und die Toiletten. Nur leider find ich weder Elke noch Roland. Etwas traurig ist das schon…
So langsam mach ich mich für den Lauf fertig. Irgendwie komme ich auf die Idee, dass ich diesen Lauf beenden könnte. Brauch mich ja eigentlich nur genug anstrengen…
Dann endlich stehe ich im Startblock. Natürlich gleich ganz hinten. Ich will den anderen schließlich nicht im Weg rumstehen. Es wird runtergezählt und dann geht es auch schon los. Gleich zu Anfang an den ersten VP vorbei danach eine Rechts-Kurve und dabei rutsche ich dann auch prompt schon das erste Mal aus. Ab jetzt läuft die Angst vor einem Sturz mit.
Auf der ersten Hälfte vom Rundkurs sind die richtigen bösen Steigungen. Oh nee – das tut ja doch mehr weh als gedacht. Aber ich geh lieber um Kraft zu sparen und werd das doch sicher auf der zweiten Hälfte wieder reinholen können. Was für ein frommer Wunsch.
Es taucht die VP auf. Ich schnapp mir meinen Becher. Ich trink zwar lieber aus meinem Fläschchen aber ich füll direkt nach. Jetzt beginnt der angenehme Teil. Doch leider kann ich nicht schnell wie ich wohl möchte. Meine Angst bremst mich doch sehr aus.
Die zweite und dritte Runde geht gefühlt schon besser – tatsächlich jedoch langsamer als die erste. Einmal rutsch ich noch aus und kann mich grad noch fangen. Ich rede noch kurz mit einer Läuferin, die kurz vorher gefallen ist und nun Rückenprobleme hat.
Als ich in die vierte Runde starte nehm ich mir vor, gar nicht mehr auf die Uhr zu sehen und es einfach laufen zu lassen um diese einmalige Atmosphäre zu genießen. Ich werde das Zeitlimit für den HM nicht schaffen. Soviel ist schon mal klar. Nach dem VP schaue ich doch auf die Uhr und da legt sich dann ein Schalter um und der Mut verlässt mich endgültig. Ich geb auf!!! Ich mache Gehpausen, bin frustriert und genervt. Zum Schluss falle ich dann doch in den Laufschritt und sehe das Ziel vor mir. Der Ordner schaut mich an und zeigt nach rechts. Ich folge seinem Fingerzeig und biege in den Zieleinlauf ein.
Ich bin noch nicht ganz durch, da ärgere ich mich schon maßlos. Was wäre eigentlich passiert, wenn ich nach links in die nächste Runde eingebogen wäre? Hätte das überhaupt jemanden interessiert? War das Zeichen vom Ordner wirklich eindeutig ein „Raus“ oder wollte ich das Zeichen sehen um aufgeben zu können? – Ich fühl mich als Verlierer. Verloren gegen meinen inneren Schweinehund Luci. Die hat mir doch glatt einreden können: „Das Ding ist gelaufen. Dann kannste auch gleich aufgeben.“ Na, das Schweinchen kann beim nächsten Mal was erleben!!!
Fazit: Eine Erfahrung, auf die ich nicht verzichten wollte. Die zeitweilige Einsamkeit in dem Bergwerk, das Klima, dieses etwas merkwürdige Gefühl 700 m unter der Erde zu sein. Dann die liebevolle Betreuung an den VP´s , die Zuschauer die immer applaudiert haben, die allgemein gute  Organisation und die netten Damen im Restaurant – einfach nur toll!
Ein Lauf, den ich auf jeden Fall in nächstem Jahr wiederholen möchte!! Diesmal besser vorbereitet (die km im Vorfeld waren definitiv zu wenig! Und Krafttraining muss sein – weil Bergtraining ohne Berg ist doof. ) Und mit mehr Mut in den Knochen! 
Ich zieh mich schnell um – die Klamotten sind klatschnass und ich will mich nicht unbedingt noch erkälten. Mein Mann möchte auch möglichst schnell raus. Er ist eine Runde gegangen und hat in seinem Winterpullover mächtig geschwitzt. So fahren wir dann zügig wieder aus und sind zeitig  im Hotel. Später dann ruft Elke mich an. Wir bedauern beide, dass wir uns nicht getroffen haben. Wär doch sicherlich schön gewesen. Wir haben aber schon mal abgemacht, uns in Hamburg zu treffen. Diesmal wollen wir das aber besser organisieren!
Der Muskelkater hat sich auf ein paar Stellen im Oberschenkel festgebissen, hält sich aber in Grenzen. Hindert mich jedenfalls nicht meine Streak weiter zu laufen  – so hatte ich dann heute Morgen auch meinen ersten Lauf im Schneeregen. Der Winter will wohl schnell kommen…
Meine Wut auf meine Luci wird weniger. Ich werd sie bis Sylvester nur mit schönen ruhigen (aber langen) Läufen ruhig halten.  Und ihr im nächsten Jahr zeigen, wer der Boss ist!!!