100 Meilen von Ostfriesland – das
erste Mal 161,7 km laufen...
Frank Lomott und Elke Bernsdorf
richteten einen ziemlich langen Lauf aus.
Den „Fehnhelden-Ultra“.
Das Besondere an diesem Lauf:
- Das großzügige Zeitfenster von 48 Stunden. Das erlaubt auch langsamen Läufern die Teilnahme.
- Ein „kostet-nix-Lauf“. Keine Startgebühr. Lediglich eine Sicherungsgebühr von 20,-- € musste überwiesen werden.
- Teilnahmebedingung: Nur mit Team. Allein durch die ostfriesische Pama ist nicht. Bei der Anmeldung musste gleich angeben werden, wer den Läufer begleitet und betreut.
Die Laufstrecke: Wir sollten der
„Fehnroute“ folgen. Ein Route, die vor mehr als 20 Jahren von
Herrn Dr. Schünemann aus der Gemeinde Barßel als Fahrradroute ins
Leben gerufen wurde.
Fahrradroute bedeutet natürlich auch:
Ausschließlich Aspalt.
Der Start/Zielbereich: Das „Sonnenhaus
Idafehn“. Ein Pflegeheim... Warum? Ganz einfach.
Frank fragte mich (bin ja hier zu
Hause) wo er den Start/Ziel einrichten könnte. Er dachte da u.a. an
die Polizeistation, die ja auch Nachtdienst hat. Doch da bot meine
Chefin, Birgit Henkel, an, die Geschichte doch beim Pflegeheim zu
starten. Auch deshalb, weil die Läufer im Ziel dann die Möglichkeit
haben, sich ein wenig auszuruhen und zu duschen.
Wie sagte Frank vor dem Start so schön:
„Seit diesem Zeitpunkt entglitt mir die Veranstaltung.“ Denn
meinen Chefs reichte es nicht, einfach nur die Tür auf zu schließen.
Sie kauften ein Start- und Zielbanner,
richteten unseren Seminarraum als Ruheraum mit Verpflegung her.
Duschen/Toiletten standen zur Verfügung. Der Innenhof wurde mit
Fähnchen geschmückt. Ein Tisch mit Getränken und Obst usw stand
auch vor dem Start zur Verfügung.
Am Vorabend
stand eine Pastaparty auf dem Plan. Auch hier war die Fam. Henkel
großzügig. Sie stellte uns einen großen Raum zur Verfügung. Hier
brachte dann der Chatering-Service von unserem Sonnenhaus das Essen
hin. Über 20 Personen nahmen an diesem Essen teil. Eine schöne
Einstimmung auf das, was uns bevor stand.
Dann war es
soweit. 11:00 Uhr 3.Oktober. Alle Läufer trafen sich im Innenhof vom
Sonnenhaus. Frank und Elke hatte die Teams schon alle auf die Strecke
vorbereitet. Dann gab es eine nette Rede von Frank, ein dickes
Danke-Schön an Birgit Henkel mit der Überreichung einer Urkunde.
Auch ein paar Worte an die Betreuer.
Alle Läufer
wurden mit ihrem Team vorgestellt. Was der Läufer schon abgerannt
ist, bzw ob er/sie ein Neuling auf dieser Distanz ist. So hatte jeder
eine Vorstellung davon, mit wem er sich auf diese Strecke wagt.
Und da es ja
eine Team-Kiste war, gab Frank die Anweisung: „Bildet alle einen
Kreis und nehmt den Nachbarn in den Arm. Und jetzt: Bereitet Euch
noch mal 3 Minuten auf den Lauf vor. Uwe jetzt starten...“ Da
stehen sie jetzt. Erfahrene und auch unerfahrene Ultraläufer. Und
der eine oder andere hat auch ein paar Tränen in den Augen.
Musik aus,
durchatmen. Applaus.
So eine tolle
Startvorbereitung hab ich noch nicht erlebt. (Ja ja – ist ja auch
das erste Mal, dass ich so lange laufen will)
Dann gibt es
noch eine Rede vom Erfinder der Fehnroute (Dr. Schünemann) der dann
auch den Startschuß gibt. Allerdings wird nicht geschossen –
Waffen waren nicht da. Aber ne riesige Pauke.
Da haut er drauf
und wir dürfen endlich auf die Strecke.
Puh – jetzt
darf ich laufen. Endlich. Ich lasse mich gleich zurückfallen. Nicht
nur weil meine Radbegleiterin Katrin noch nicht neben mir ist.
Sondern weil die anderen Läufer mir schlichtweg zu schnell los
rennen. Ich weiß, ich bin nicht optimal vorbereitet. Nach einem
durchwachsenen Laufsommer mit Rücken- und Ischiasproblemen weiß ich
nur, dass es eine harte Nummer wird und ich überhaupt keine Idee
habe, wann ich in etwa wieder zu Hause sein kann. Vor einem Jahr, als
ich mich bei Frank und Elke angemeldet habe, hatte ich noch die
Vorstellung nach 30 bis 35 Stunden im Ziel zu sein. Nur: Da war ich
für meine Verhältnisse richtig fit. Also: Locker bleiben. Es stehen
ja 48 Stunden zur Verfügung.
Nach 2 km läßt
auch Stefan Bicher sich zurückfallen. Katrin ist mittlerweile bei
mir. So bildet sich dann ein Dreigespann, dass bis Timmel (ca. 90 km)
zusammenbleiben wird. Genial.
Wir laufen an
den Kanälen lang, erzählen, trinken, essen und lachen viel. Werden
von Anwohnern angesprochen „Lauft ihr die Fehnroute? (Stand ja in
der Zeitung...) Alles Gute – viel Glück...“
Es war so
kurzweilig – plötzlich sind wir in Papenburg. Nachricht von Hanka
(Stefan´s Betreuung) „Es gibt Eis in der Eisdiele.“ Ja klar
warum nicht. Nach 26 km sollte man auch ne Pause machen. Dringend.
Wir treffen
immer mal wieder Christoph, der von seinem Sohn mit dem Fahrrad und
von seiner Frau mit dem Auto begleitet wird. Cristoph hat schon jetzt
Probleme mit den Waden, ist aber guter Dinge, dass es wieder besser
wird.
Auch Karin holt
uns immer wieder bei unseren Pausen ein. Sie ist die einzige Walkerin
und das erste Mal auf einer Ultrastrecke „... jeder fängt mal
klein an...“ - ja ne. Is klar...
Danach geht es
weiter durch die schöne Kanalstadt Papenburg bis zur Ems. Ab dann
laufen wir am Deich der Ems lang. Idylle. Hier können wir es in Ruhe
rollen lassen. Wir treffen regelmäßig Hanka, teilen uns das Wasser
(oder auch das Bier, das Stefan sich gönnt). Ich bin froh, dass ich
Stefan an meiner Seite hab. Und Katrin ständig in meiner Nähe ist.
Ein Orientierungspunkt nach dem anderen wird „abgearbeitet“. Wir
haben die Weeneraner Eisenbrücke passiert. Zwischendurch telefoniere
ich mit Frank. Zwischenstand durchgeben.
Stefan singt –
unterhält mich. Es geht kurzweilig voran.
Als die
Dämmerung anbricht rüsten wir auf. Warnweste, Stirnleuchte an.
Ausgerechnet jetzt kommt ein kleines Stück an einer befahrenen
Straße ohne Radweg. Aber harmlos.
Dann sind wir an
der Eisenbrücke in Leer – überqueren diese und laufen über die
Seeschleuse. Jetzt aufpassen. Schon dunkel und 55 km in Beinen. Nur
nicht die Wegweiser verpassen.
Dann der
Geistesblitz: Liegt nicht ein Mc. D... an der Strecke? Klar –
kleiner Schlenker nach links und schon gibt es einen lecker Hamburger
(heute bin ich mal kein Vegetarierer.) Es folgt Leer-Loga, Lagbirum,
Waldwege im Dunkeln. Christoph mit Sohn Jona ist auch wieder in
unserer Nähe.
In Holtland
treffen wir dann wie vereinbart Rita – meine Autobegleitung. Jetzt
wäre für Katrin die Möglichkeit auszusteigen. Doch was sagt sie? -
„was ich anfange, bring ich auch zu Ende...“
Katrin: 10 Tage
vor dem Lauf sagte meine Freundin ihre Unterstützung wegen
gesundheitlicher Probleme ab. Nu hatte ich ein Problem. Ein
Untertützungsproblem sozusagen. Am Sonntag sagt dann Katrin
(Schülerin im Sonnenhaus) „ich kann Dich mit dem Rad begleiten.
Hab ja frei und Lust dazu...“ Wow. 19 Jahre alt. Und keine Ahnung
davon, wie bekloppt Läufer auf der Langstrecke sind.
Katrin hat mich
dann tatsächlich auf der ganzen Strecke begleitet. Auf mich
aufgepasst (zeitweise auch auf Stefan). Die Wegweiser gesucht und
gefunden. War immer in meiner Rufnähe. Nicht zu aufdringlich –
aber immer präsent. Einfach klasse, wie sie den Job gemacht hat.
Später sage ich zu Judith Machan „Probleme sind versteckte
Möglichkeiten“ - nun Katrin hat bewiesen, dass aus Problemen auch
etwas ausgesprochen Gutes entstehen kann. Sie ist auf jedenfall die
Idealbesetzung gewesen.
Wir sind
mittlerweile in Warsingsfehn angelangt. Stefan wird extrem müde und
schnappt sich meine Regenjacke und will ein wenig schlafen. Beim
nächsten Haltepunkt warten wir dann doch lieber wieder auf ihn. Rita
erzählt, wie öde das Stück bis Timmel zu laufen ist. Da wollen wir
lieber zusammen bleiben.
Auf den langen
einsamen Graden dann wird deutlich wie wichtig ein guter Radbegleiter
ist.
„Stefan – du
willst doch nun nicht wirklich in den Graben laufen, oder?“ Katrin
fährt hinter uns. Ich dreh mich um und sehe Stefan der fast im Gehen
schläft. Ich nehm ihn an die Hand. „Au ja“ sagt Stefan. „Spielen
wir Hänsel und Gretel im dunklen Wald...“ Wir versuchen mit Reden
munter zu bleiben.
Mittlerweile
sind wir in den Morgenstunden. Aber noch ist richtig Dunkel. Wir
treffen Rita mit Auto. Der Kofferraum wird zur Liegfläche, Stefan,
Katrin, Rita und ich suchen uns einen kleinen Platz im Rita´s Kombi
und es wird ein ¾ Stunde geschlafen. Stefan hat Hanka angerufen. Die
zupft ihn von der Strecke, damit er im richtigen Bett schlafen kann.
Mir graut vor
dem Aussteigen. Draußen ist kalt. Aber nutzt nix. Wenn ich jetzt
nicht in den Quark komme, dann wahrscheinlich gar nicht. Ich bin
wieder munter und schlage vor, dass Rita und Katrin noch ne halbe
Stunde oder so liegen bleiben. Ich geh ja erst mal nur und finde mich
schon zurecht. Aber natürlich lassen sie das nicht zu und machen
sich mit mir zusammen wieder startklar.
In
Mittegroßefehn gibt es dann Frühstück. Brötchen mit Kaffee in
einer Bäckerei. Oh Mann – watt lecker. Danach kann ich dann auch
wieder vorsichtig laufen. Doch statt durch zu laufen hab ich ständig
das Handy in der Hand. So viel Motivation von außerhalb. Genial.
In Wiesmoor
setzte ich eine Meldung an Frank ab. So ist es vereinbart. Und hier
besuchen mich auch mein Chef Holger mit Frau und Kindern. Sie haben
heisse Brühe mitgebracht. Die Kinder wollen auch laufen (6 und 4
Jahre alt) Sie laufen ein paar 100 m mit, steigen dann wieder ins
Auto und waren ganz einfach Richtung Idafehn zurück. Wir haben noch
ne ganze Ecke vor uns. ca. 60 bis 70 km liegen noch vor uns. Nach
Wiesmoor will ich dann die Klamotten kpl wechseln. Es wird wieder
wärmer. Richtig warm. Als ich mir die Schuhe zu binden will, merke
ich: Genug. Richtige Pause. Es ist Mittag – Isomatte ins Gras und
eine halbe Stunde schlafen. Dann kommt Hanka dazu – holt die
Stirnleuchte ab, die Stefan im Auto vergessen hat. Ein bisschen
erzählen, Mut machen und weiter.
Remels kommt –
Wir verlassen das lange Stück Kanal, vor dem mir so gegraut hatte.
War aber nur halb so schlimm und sah auf der Karte schlimmer aus.
Dann rechts den Kanal überqueren und rein in den Ort.
Hier dann wieder
eine schöne Begegnung: Ein Herr, der grad am Laub pusten war, hält
in der Arbeit inne und fragt: „Sind Sie auch ein Fehnheld?“ -
„Nein. Noch nicht – da fehlen noch etliche km...“
Er bietet uns
sofort Trinken und Essen an. Doch ich brauch dringend ein WC. Kein
Problem. Als ich wieder draußen bin, erzähält der Herr noch ein
wenig und bietet an im nächsten Jahr eine Wasserstelle hier zu
erricten. Ich merk mir die Hausnummer – man weiß ja nie ;-)
Dann geht es
weiter durch den Ort. Bei dem Eiswagen steht Rita – ich will
Kaffee!!! doch nix mit Kaffee. Also weiter.
Diesmal an einen
Kanal längs (ach ne...) Nordgeorgsfehnkanal – und dieses Stück
hatte ich gar nicht so grausam auf dem Schirm. Aber das Teil wollte
kein Ende nehmen. Aber: An diesem Kanal steht eine Frau mit Auto –
macht den Kofferraum auf und bietet uns Wasser und Power-Gel an. Sie
hatte Samstag vom Lauf gelesen und das Auto bestückt. Nun achtete
sie auf Läufer und bot aus ihrem gut bestückten Korb an. So was
Liebes...
Kurz danach
erreicht mich ein Anruf von Manni. Er ist mit dem Rennrad unterwegs
um uns abzufangen und zu motivieren. Er bleibt ein paar Minuten bei
uns, geht ein paar Schritte mit und macht sich dann wieder auf seiner
großen Runde Richtung Heimat. Einen kleinen Moment beneide ich ihn,
da er weit vor mir da sein wird.
Am Ende von
diesem unendlich scheinenden Kanal dann ein Restaurant. Rita hat
schon Kaffee geordert. Und hier treffe ich Bekannte, die waren schon
beim Start (von mir jedoch unbemerkt) Die zwei fahren seit Freitag an
der Fehnroute und schauen sich das Treiben der angehenden Helden an.
Es geht weiter
auf der Strecke – und wie sieht es wohl aus? Genau – Kanäle.
Aber ich bin wieder gut gestärkt und sehe schon das Ziel. Gut, es
sind noch etliche km. Wohl über 30 noch. Ich war mir sicher es wären
weniger – doch hier kenne ich mich aus und mir wird klar: 33
sollten es noch bestimmt sein. Jetzt nur nicht sauer sein. Ist eben
so. Die GPS-Uhren sind nun mal nicht so genau.
Vor allem, wenn
ich in den Pausen die Uhr nicht stoppe läuft sie einfach weiter. Je
nach Lände der Pause, hab ich dann entsprechend mehr km. So viel zur
Genauigkeit von diesen Hightech-Teilen.
Und eine
Sonderschleife bei McDonalds bringt ja auch noch einen km.
Bei der
Kaffeepause merken wir: Katrin macht schlapp. Sie ist ja genau so
lange auf den Beinen wie ich. Sie will/kann nichts essen und trinken.
Als ich auf der Strecke bin rufe ich meinen Mann an. Er hat ja vor,
mir entgegen zu kommen. Ich frag, ob er Katrin nicht samt Fahrrad
abholen kann. Klar sagt er – das ginge. Zuvor will ich aber mit
Katrin sprechen. Und wie ich erwartet hab: Sie weigert sich von der
Strecke zu gehen. Ich will ihr noch mal zureden. Fritz wird auf jeden
Fall her kommen. Und dann kann sie es sich nocht überlegen, ob sie
weitermacht oder nicht.
Jetzt geht es
weiter am Kanal lang – ja, ich weiß. Schon wieder... ca. 11 km
noch bis Augustfehn. Auch dieses Stück zieht sich unendlich lang.
Kurz vor Augustfehn kommen uns dann Fritz und Judith entgegen. Beide
mit Rad im Auto. Für Katrin keine Frage: Sie macht weiter. Ich hatte
grad die Stirnlampe ausgepackt. Und festgestelt, dass sie nicht
funktioniert. Fritz schnappt sich das Teil und macht es wieder
gangbar.
Jetzt sind wir
ein richtig großer Trupp. Rita mit Auto vorneweg, Katrin, Fritz und
Judith mit Fahrrad dabei. Oh ha. Wenn ich jetzt schlapp machen würde
– das wäre dann ja richtig doof.
Rita versucht
immer wieder mich zum Laufen zu motivieren. Doch die Beine wollen
gehen. Flott gehen – aber gehen. Laufen is nicht. Der Schuhwechsel
war nicht gut gewesen. Jetzt hab ich Blasen an beiden Füssen. Bevor
es schlimmer wird, werden die Schuhe nochmal geweschelt. Diesmal
kommen die Alten wieder an. Ich spüre die Blasen zwar, sind aber in
diesen schuhen erträglicher.
Wir stehen vor
der Eisenbahnschranke. Warten auf den Zug – dann geht es weiter.
Noch geht es im kurzen Laufrock. Es ist noch angenehm warm.
Durch Augustfehn
durch – ab an den Kanal (ja ja...) Dieses Stück ist mir gut
bekannt. Hab ich schon oft mit dem Rad abgefahren. Und auch oft
gelaufen. Gute 7 km sind es von Augustfehn bis Barßel. Es geht mit
immer noch erstaunlich gut. Keine Müdigkeit. Irgendjemand ist immer
an meiner Seite. Judith und Fritz erzählen, dass sie auf dem Weg zu
mir einige Läufer in Barßel und Efehn gesehen hatten. Dann sind die
ja gar nicht soooo weit vor mir... Ich hatte gedacht, dass die schon
lange zu Hause sein müssten.
Auf halber
Strecke nach Barßel dann wieder Klamottenwechsel. Kurz ist zu kalt.
Lange Laufhose an und weiter. Und dann die Überraschung: Kurz bevor
wir den Kanal verlassen kommt mir ein Läufer mit Stirnlampe entgegen
– was für eine Freude: Lauffreund Jörg holt mich ab. Und will
mich bis Idafehn begleiten. Ich bin zutiefst gerührt. Es ist später
Abend – und er hat sich auf den Weg gemacht. Und dann schafft er
das, was Rita zuvor vergebens versucht hatte: Er schafft es, dass ich
wieder laufe. Nicht gehen – nein. Ich laufe wieder. Und das
funktioniert sogar. Nicht nur ein paar hundert Meter. Ne – Immer
ein km. 500 m gehen. Ein km laufen... Jörg hat immer die Uhr im
Blick.
Kurz vorm
Ortsausgang von Barßel dann die nächste Überraschung.
Heinz-Hermann steht da und nimmt mich erst mal tüchtig in den Arm –
und schickt mich gleich weiter. Was für eine Freude...
Weiter – der
Barßler Hafen kommt und geht. Die zwei km bis Elisabethfehn werden
überwiegend gelaufen. Beim Ortseingang von Barßel hatte sich Holger
(mein Chef) sich angemeldet. „Brühe oder Kaffee?“... Kaffee –
ganz klar. Und jetzt in Elisabethfehn kommt er uns entgegen. Auf dem
Supermarkt Parkplatz Pause. Kaffee für alle. Und dann weiter. Links
ab. Heimantstrecke. Wieder ca. 3 km am Kanal langs. Weiterlaufen –
bis zur Kreuzung. Ja, ja – aber dann Gehpause.
BITTTTE.
OK...
(Wieso hab ich
mich eigentlich gefreut, Jörg zus sehen...)
Jetzt kommt das
unangenehmste Stück des Weges. Die Saterland-Straße. Eng,
unbeleuchtet und ohne Radweg. Dafür fahren die Autos hier flott.
Rita versucht uns mit Auto und Warnblicklicht abzusichern. Das Laufen
hier macht keinen Spaß. Hier laufe ich auch wieder. Nur schnell weg
hier.
Und schon sind
wir in Strücklingen. Ein kleiner Schlenker hätte gereicht, und ich
wäre zu Hause gewesen. Aber ne – von hier sind es noch ca. 6 km.
Mein Weg zur Arbeit. Den leg ich mal mit Rad, mal in Laufschuhen
zurück. Heute wird es das letzte Stück von meinem ersten 100Meiler
sein...
Ich kann es
nicht fassen – habe aber keine Zeit mir Gedanken zu machen. Muss ja
laufen. Immer wieder mal. Jörg treibt mich. Nicht immer gelingt es
ihm, mich zu überzeugen.
Dann das letzte
Mal an einem Kanal laufen. Den Utender Kanal. Hier ist auch Dunkel,
kein Radweg. Aber auch fast kein Autoverkehr.
Ich gehe. Jörg
will mich treiben: Vielleicht schaffen wir es noch bis 24:00 Uhr.
Nein – es geht nicht. Selbst wenn ich wollte...
Rechts ab –
nur noch zwei km...
An der Straße
steht Kerstin – Applaudiert – nimmt mich in den Arm – schickt
mich weiter...
Die Kreuzung.
Noch 300 m bis zum Sonnenhaus. Alle setzten sich ab. Katrin bleibt an
meiner Seite. Wir fassen uns an den Händen.
Ich falle wieder
in den Laufschritt. Das muss jetzt sein.
Vor der Einfahrt
stehen meine Begleiter. Klatschen – Jubeln...
Das Sonnenhaus.
Das Ziel ist
angeleuchtet. Vom Chef-Auto. Dh also: Selbst Birgit und Frank Henkel
sind zu so später Stunde hier – Holger natürlich auch... Ich sehe
auch Frank und Elke...
Großer Bahnhof
für so ne kleine Läuferin.
Wir sind da.