Ich bin ein Fehnheld. (geb am 3. - 5.10.2014)

100 Meilen von Ostfriesland – das erste Mal 161,7 km laufen...

Frank Lomott und Elke Bernsdorf richteten einen ziemlich langen Lauf aus.
Den „Fehnhelden-Ultra“.
Das Besondere an diesem Lauf:
  1. Das großzügige Zeitfenster von 48 Stunden. Das erlaubt auch langsamen Läufern die Teilnahme.
  2. Ein „kostet-nix-Lauf“. Keine Startgebühr. Lediglich eine Sicherungsgebühr von 20,-- € musste überwiesen werden.
  3. Teilnahmebedingung: Nur mit Team. Allein durch die ostfriesische Pama ist nicht. Bei der Anmeldung musste gleich angeben werden, wer den Läufer begleitet und betreut.

Die Laufstrecke: Wir sollten der „Fehnroute“ folgen. Ein Route, die vor mehr als 20 Jahren von Herrn Dr. Schünemann aus der Gemeinde Barßel als Fahrradroute ins Leben gerufen wurde.
Fahrradroute bedeutet natürlich auch: Ausschließlich Aspalt.

Der Start/Zielbereich: Das „Sonnenhaus Idafehn“. Ein Pflegeheim... Warum? Ganz einfach.
Frank fragte mich (bin ja hier zu Hause) wo er den Start/Ziel einrichten könnte. Er dachte da u.a. an die Polizeistation, die ja auch Nachtdienst hat. Doch da bot meine Chefin, Birgit Henkel, an, die Geschichte doch beim Pflegeheim zu starten. Auch deshalb, weil die Läufer im Ziel dann die Möglichkeit haben, sich ein wenig auszuruhen und zu duschen.
Wie sagte Frank vor dem Start so schön: „Seit diesem Zeitpunkt entglitt mir die Veranstaltung.“ Denn meinen Chefs reichte es nicht, einfach nur die Tür auf zu schließen.
Sie kauften ein Start- und Zielbanner, richteten unseren Seminarraum als Ruheraum mit Verpflegung her. Duschen/Toiletten standen zur Verfügung. Der Innenhof wurde mit Fähnchen geschmückt. Ein Tisch mit Getränken und Obst usw stand auch vor dem Start zur Verfügung.

Am Vorabend stand eine Pastaparty auf dem Plan. Auch hier war die Fam. Henkel großzügig. Sie stellte uns einen großen Raum zur Verfügung. Hier brachte dann der Chatering-Service von unserem Sonnenhaus das Essen hin. Über 20 Personen nahmen an diesem Essen teil. Eine schöne Einstimmung auf das, was uns bevor stand.

Dann war es soweit. 11:00 Uhr 3.Oktober. Alle Läufer trafen sich im Innenhof vom Sonnenhaus. Frank und Elke hatte die Teams schon alle auf die Strecke vorbereitet. Dann gab es eine nette Rede von Frank, ein dickes Danke-Schön an Birgit Henkel mit der Überreichung einer Urkunde. Auch ein paar Worte an die Betreuer.
Alle Läufer wurden mit ihrem Team vorgestellt. Was der Läufer schon abgerannt ist, bzw ob er/sie ein Neuling auf dieser Distanz ist. So hatte jeder eine Vorstellung davon, mit wem er sich auf diese Strecke wagt.
Und da es ja eine Team-Kiste war, gab Frank die Anweisung: „Bildet alle einen Kreis und nehmt den Nachbarn in den Arm. Und jetzt: Bereitet Euch noch mal 3 Minuten auf den Lauf vor. Uwe jetzt starten...“ Da stehen sie jetzt. Erfahrene und auch unerfahrene Ultraläufer. Und der eine oder andere hat auch ein paar Tränen in den Augen.
Musik aus, durchatmen. Applaus.
So eine tolle Startvorbereitung hab ich noch nicht erlebt. (Ja ja – ist ja auch das erste Mal, dass ich so lange laufen will)
Dann gibt es noch eine Rede vom Erfinder der Fehnroute (Dr. Schünemann) der dann auch den Startschuß gibt. Allerdings wird nicht geschossen – Waffen waren nicht da. Aber ne riesige Pauke.
Da haut er drauf und wir dürfen endlich auf die Strecke.

Puh – jetzt darf ich laufen. Endlich. Ich lasse mich gleich zurückfallen. Nicht nur weil meine Radbegleiterin Katrin noch nicht neben mir ist. Sondern weil die anderen Läufer mir schlichtweg zu schnell los rennen. Ich weiß, ich bin nicht optimal vorbereitet. Nach einem durchwachsenen Laufsommer mit Rücken- und Ischiasproblemen weiß ich nur, dass es eine harte Nummer wird und ich überhaupt keine Idee habe, wann ich in etwa wieder zu Hause sein kann. Vor einem Jahr, als ich mich bei Frank und Elke angemeldet habe, hatte ich noch die Vorstellung nach 30 bis 35 Stunden im Ziel zu sein. Nur: Da war ich für meine Verhältnisse richtig fit. Also: Locker bleiben. Es stehen ja 48 Stunden zur Verfügung.
Nach 2 km läßt auch Stefan Bicher sich zurückfallen. Katrin ist mittlerweile bei mir. So bildet sich dann ein Dreigespann, dass bis Timmel (ca. 90 km) zusammenbleiben wird. Genial.
Wir laufen an den Kanälen lang, erzählen, trinken, essen und lachen viel. Werden von Anwohnern angesprochen „Lauft ihr die Fehnroute? (Stand ja in der Zeitung...) Alles Gute – viel Glück...“
Es war so kurzweilig – plötzlich sind wir in Papenburg. Nachricht von Hanka (Stefan´s Betreuung) „Es gibt Eis in der Eisdiele.“ Ja klar warum nicht. Nach 26 km sollte man auch ne Pause machen. Dringend.
Wir treffen immer mal wieder Christoph, der von seinem Sohn mit dem Fahrrad und von seiner Frau mit dem Auto begleitet wird. Cristoph hat schon jetzt Probleme mit den Waden, ist aber guter Dinge, dass es wieder besser wird.
Auch Karin holt uns immer wieder bei unseren Pausen ein. Sie ist die einzige Walkerin und das erste Mal auf einer Ultrastrecke „... jeder fängt mal klein an...“ - ja ne. Is klar...

Danach geht es weiter durch die schöne Kanalstadt Papenburg bis zur Ems. Ab dann laufen wir am Deich der Ems lang. Idylle. Hier können wir es in Ruhe rollen lassen. Wir treffen regelmäßig Hanka, teilen uns das Wasser (oder auch das Bier, das Stefan sich gönnt). Ich bin froh, dass ich Stefan an meiner Seite hab. Und Katrin ständig in meiner Nähe ist. Ein Orientierungspunkt nach dem anderen wird „abgearbeitet“. Wir haben die Weeneraner Eisenbrücke passiert. Zwischendurch telefoniere ich mit Frank. Zwischenstand durchgeben.
Stefan singt – unterhält mich. Es geht kurzweilig voran.
Als die Dämmerung anbricht rüsten wir auf. Warnweste, Stirnleuchte an. Ausgerechnet jetzt kommt ein kleines Stück an einer befahrenen Straße ohne Radweg. Aber harmlos.
Dann sind wir an der Eisenbrücke in Leer – überqueren diese und laufen über die Seeschleuse. Jetzt aufpassen. Schon dunkel und 55 km in Beinen. Nur nicht die Wegweiser verpassen.
Dann der Geistesblitz: Liegt nicht ein Mc. D... an der Strecke? Klar – kleiner Schlenker nach links und schon gibt es einen lecker Hamburger (heute bin ich mal kein Vegetarierer.) Es folgt Leer-Loga, Lagbirum, Waldwege im Dunkeln. Christoph mit Sohn Jona ist auch wieder in unserer Nähe.
In Holtland treffen wir dann wie vereinbart Rita – meine Autobegleitung. Jetzt wäre für Katrin die Möglichkeit auszusteigen. Doch was sagt sie? - „was ich anfange, bring ich auch zu Ende...“

Katrin: 10 Tage vor dem Lauf sagte meine Freundin ihre Unterstützung wegen gesundheitlicher Probleme ab. Nu hatte ich ein Problem. Ein Untertützungsproblem sozusagen. Am Sonntag sagt dann Katrin (Schülerin im Sonnenhaus) „ich kann Dich mit dem Rad begleiten. Hab ja frei und Lust dazu...“ Wow. 19 Jahre alt. Und keine Ahnung davon, wie bekloppt Läufer auf der Langstrecke sind.
Katrin hat mich dann tatsächlich auf der ganzen Strecke begleitet. Auf mich aufgepasst (zeitweise auch auf Stefan). Die Wegweiser gesucht und gefunden. War immer in meiner Rufnähe. Nicht zu aufdringlich – aber immer präsent. Einfach klasse, wie sie den Job gemacht hat. Später sage ich zu Judith Machan „Probleme sind versteckte Möglichkeiten“ - nun Katrin hat bewiesen, dass aus Problemen auch etwas ausgesprochen Gutes entstehen kann. Sie ist auf jedenfall die Idealbesetzung gewesen.

Wir sind mittlerweile in Warsingsfehn angelangt. Stefan wird extrem müde und schnappt sich meine Regenjacke und will ein wenig schlafen. Beim nächsten Haltepunkt warten wir dann doch lieber wieder auf ihn. Rita erzählt, wie öde das Stück bis Timmel zu laufen ist. Da wollen wir lieber zusammen bleiben.
Auf den langen einsamen Graden dann wird deutlich wie wichtig ein guter Radbegleiter ist.
„Stefan – du willst doch nun nicht wirklich in den Graben laufen, oder?“ Katrin fährt hinter uns. Ich dreh mich um und sehe Stefan der fast im Gehen schläft. Ich nehm ihn an die Hand. „Au ja“ sagt Stefan. „Spielen wir Hänsel und Gretel im dunklen Wald...“ Wir versuchen mit Reden munter zu bleiben.
Mittlerweile sind wir in den Morgenstunden. Aber noch ist richtig Dunkel. Wir treffen Rita mit Auto. Der Kofferraum wird zur Liegfläche, Stefan, Katrin, Rita und ich suchen uns einen kleinen Platz im Rita´s Kombi und es wird ein ¾ Stunde geschlafen. Stefan hat Hanka angerufen. Die zupft ihn von der Strecke, damit er im richtigen Bett schlafen kann.
Mir graut vor dem Aussteigen. Draußen ist kalt. Aber nutzt nix. Wenn ich jetzt nicht in den Quark komme, dann wahrscheinlich gar nicht. Ich bin wieder munter und schlage vor, dass Rita und Katrin noch ne halbe Stunde oder so liegen bleiben. Ich geh ja erst mal nur und finde mich schon zurecht. Aber natürlich lassen sie das nicht zu und machen sich mit mir zusammen wieder startklar.
In Mittegroßefehn gibt es dann Frühstück. Brötchen mit Kaffee in einer Bäckerei. Oh Mann – watt lecker. Danach kann ich dann auch wieder vorsichtig laufen. Doch statt durch zu laufen hab ich ständig das Handy in der Hand. So viel Motivation von außerhalb. Genial.
In Wiesmoor setzte ich eine Meldung an Frank ab. So ist es vereinbart. Und hier besuchen mich auch mein Chef Holger mit Frau und Kindern. Sie haben heisse Brühe mitgebracht. Die Kinder wollen auch laufen (6 und 4 Jahre alt) Sie laufen ein paar 100 m mit, steigen dann wieder ins Auto und waren ganz einfach Richtung Idafehn zurück. Wir haben noch ne ganze Ecke vor uns. ca. 60 bis 70 km liegen noch vor uns. Nach Wiesmoor will ich dann die Klamotten kpl wechseln. Es wird wieder wärmer. Richtig warm. Als ich mir die Schuhe zu binden will, merke ich: Genug. Richtige Pause. Es ist Mittag – Isomatte ins Gras und eine halbe Stunde schlafen. Dann kommt Hanka dazu – holt die Stirnleuchte ab, die Stefan im Auto vergessen hat. Ein bisschen erzählen, Mut machen und weiter.
Remels kommt – Wir verlassen das lange Stück Kanal, vor dem mir so gegraut hatte. War aber nur halb so schlimm und sah auf der Karte schlimmer aus. Dann rechts den Kanal überqueren und rein in den Ort.
Hier dann wieder eine schöne Begegnung: Ein Herr, der grad am Laub pusten war, hält in der Arbeit inne und fragt: „Sind Sie auch ein Fehnheld?“ - „Nein. Noch nicht – da fehlen noch etliche km...“
Er bietet uns sofort Trinken und Essen an. Doch ich brauch dringend ein WC. Kein Problem. Als ich wieder draußen bin, erzähält der Herr noch ein wenig und bietet an im nächsten Jahr eine Wasserstelle hier zu erricten. Ich merk mir die Hausnummer – man weiß ja nie ;-)

Dann geht es weiter durch den Ort. Bei dem Eiswagen steht Rita – ich will Kaffee!!! doch nix mit Kaffee. Also weiter.
Diesmal an einen Kanal längs (ach ne...) Nordgeorgsfehnkanal – und dieses Stück hatte ich gar nicht so grausam auf dem Schirm. Aber das Teil wollte kein Ende nehmen. Aber: An diesem Kanal steht eine Frau mit Auto – macht den Kofferraum auf und bietet uns Wasser und Power-Gel an. Sie hatte Samstag vom Lauf gelesen und das Auto bestückt. Nun achtete sie auf Läufer und bot aus ihrem gut bestückten Korb an. So was Liebes...
Kurz danach erreicht mich ein Anruf von Manni. Er ist mit dem Rennrad unterwegs um uns abzufangen und zu motivieren. Er bleibt ein paar Minuten bei uns, geht ein paar Schritte mit und macht sich dann wieder auf seiner großen Runde Richtung Heimat. Einen kleinen Moment beneide ich ihn, da er weit vor mir da sein wird.
Am Ende von diesem unendlich scheinenden Kanal dann ein Restaurant. Rita hat schon Kaffee geordert. Und hier treffe ich Bekannte, die waren schon beim Start (von mir jedoch unbemerkt) Die zwei fahren seit Freitag an der Fehnroute und schauen sich das Treiben der angehenden Helden an.

Es geht weiter auf der Strecke – und wie sieht es wohl aus? Genau – Kanäle. Aber ich bin wieder gut gestärkt und sehe schon das Ziel. Gut, es sind noch etliche km. Wohl über 30 noch. Ich war mir sicher es wären weniger – doch hier kenne ich mich aus und mir wird klar: 33 sollten es noch bestimmt sein. Jetzt nur nicht sauer sein. Ist eben so. Die GPS-Uhren sind nun mal nicht so genau.
Vor allem, wenn ich in den Pausen die Uhr nicht stoppe läuft sie einfach weiter. Je nach Lände der Pause, hab ich dann entsprechend mehr km. So viel zur Genauigkeit von diesen Hightech-Teilen.
Und eine Sonderschleife bei McDonalds bringt ja auch noch einen km.

Bei der Kaffeepause merken wir: Katrin macht schlapp. Sie ist ja genau so lange auf den Beinen wie ich. Sie will/kann nichts essen und trinken. Als ich auf der Strecke bin rufe ich meinen Mann an. Er hat ja vor, mir entgegen zu kommen. Ich frag, ob er Katrin nicht samt Fahrrad abholen kann. Klar sagt er – das ginge. Zuvor will ich aber mit Katrin sprechen. Und wie ich erwartet hab: Sie weigert sich von der Strecke zu gehen. Ich will ihr noch mal zureden. Fritz wird auf jeden Fall her kommen. Und dann kann sie es sich nocht überlegen, ob sie weitermacht oder nicht.

Jetzt geht es weiter am Kanal lang – ja, ich weiß. Schon wieder... ca. 11 km noch bis Augustfehn. Auch dieses Stück zieht sich unendlich lang. Kurz vor Augustfehn kommen uns dann Fritz und Judith entgegen. Beide mit Rad im Auto. Für Katrin keine Frage: Sie macht weiter. Ich hatte grad die Stirnlampe ausgepackt. Und festgestelt, dass sie nicht funktioniert. Fritz schnappt sich das Teil und macht es wieder gangbar.

Jetzt sind wir ein richtig großer Trupp. Rita mit Auto vorneweg, Katrin, Fritz und Judith mit Fahrrad dabei. Oh ha. Wenn ich jetzt schlapp machen würde – das wäre dann ja richtig doof.
Rita versucht immer wieder mich zum Laufen zu motivieren. Doch die Beine wollen gehen. Flott gehen – aber gehen. Laufen is nicht. Der Schuhwechsel war nicht gut gewesen. Jetzt hab ich Blasen an beiden Füssen. Bevor es schlimmer wird, werden die Schuhe nochmal geweschelt. Diesmal kommen die Alten wieder an. Ich spüre die Blasen zwar, sind aber in diesen schuhen erträglicher.

Wir stehen vor der Eisenbahnschranke. Warten auf den Zug – dann geht es weiter. Noch geht es im kurzen Laufrock. Es ist noch angenehm warm.
Durch Augustfehn durch – ab an den Kanal (ja ja...) Dieses Stück ist mir gut bekannt. Hab ich schon oft mit dem Rad abgefahren. Und auch oft gelaufen. Gute 7 km sind es von Augustfehn bis Barßel. Es geht mit immer noch erstaunlich gut. Keine Müdigkeit. Irgendjemand ist immer an meiner Seite. Judith und Fritz erzählen, dass sie auf dem Weg zu mir einige Läufer in Barßel und Efehn gesehen hatten. Dann sind die ja gar nicht soooo weit vor mir... Ich hatte gedacht, dass die schon lange zu Hause sein müssten.
Auf halber Strecke nach Barßel dann wieder Klamottenwechsel. Kurz ist zu kalt. Lange Laufhose an und weiter. Und dann die Überraschung: Kurz bevor wir den Kanal verlassen kommt mir ein Läufer mit Stirnlampe entgegen – was für eine Freude: Lauffreund Jörg holt mich ab. Und will mich bis Idafehn begleiten. Ich bin zutiefst gerührt. Es ist später Abend – und er hat sich auf den Weg gemacht. Und dann schafft er das, was Rita zuvor vergebens versucht hatte: Er schafft es, dass ich wieder laufe. Nicht gehen – nein. Ich laufe wieder. Und das funktioniert sogar. Nicht nur ein paar hundert Meter. Ne – Immer ein km. 500 m gehen. Ein km laufen... Jörg hat immer die Uhr im Blick.
Kurz vorm Ortsausgang von Barßel dann die nächste Überraschung. Heinz-Hermann steht da und nimmt mich erst mal tüchtig in den Arm – und schickt mich gleich weiter. Was für eine Freude...
Weiter – der Barßler Hafen kommt und geht. Die zwei km bis Elisabethfehn werden überwiegend gelaufen. Beim Ortseingang von Barßel hatte sich Holger (mein Chef) sich angemeldet. „Brühe oder Kaffee?“... Kaffee – ganz klar. Und jetzt in Elisabethfehn kommt er uns entgegen. Auf dem Supermarkt Parkplatz Pause. Kaffee für alle. Und dann weiter. Links ab. Heimantstrecke. Wieder ca. 3 km am Kanal langs. Weiterlaufen – bis zur Kreuzung. Ja, ja – aber dann Gehpause.
BITTTTE.
OK...
(Wieso hab ich mich eigentlich gefreut, Jörg zus sehen...)
Jetzt kommt das unangenehmste Stück des Weges. Die Saterland-Straße. Eng, unbeleuchtet und ohne Radweg. Dafür fahren die Autos hier flott. Rita versucht uns mit Auto und Warnblicklicht abzusichern. Das Laufen hier macht keinen Spaß. Hier laufe ich auch wieder. Nur schnell weg hier.
Und schon sind wir in Strücklingen. Ein kleiner Schlenker hätte gereicht, und ich wäre zu Hause gewesen. Aber ne – von hier sind es noch ca. 6 km. Mein Weg zur Arbeit. Den leg ich mal mit Rad, mal in Laufschuhen zurück. Heute wird es das letzte Stück von meinem ersten 100Meiler sein...
Ich kann es nicht fassen – habe aber keine Zeit mir Gedanken zu machen. Muss ja laufen. Immer wieder mal. Jörg treibt mich. Nicht immer gelingt es ihm, mich zu überzeugen.
Dann das letzte Mal an einem Kanal laufen. Den Utender Kanal. Hier ist auch Dunkel, kein Radweg. Aber auch fast kein Autoverkehr.

Ich gehe. Jörg will mich treiben: Vielleicht schaffen wir es noch bis 24:00 Uhr. Nein – es geht nicht. Selbst wenn ich wollte...

Rechts ab – nur noch zwei km...
An der Straße steht Kerstin – Applaudiert – nimmt mich in den Arm – schickt mich weiter...


Die Kreuzung. Noch 300 m bis zum Sonnenhaus. Alle setzten sich ab. Katrin bleibt an meiner Seite. Wir fassen uns an den Händen.
Ich falle wieder in den Laufschritt. Das muss jetzt sein.
Vor der Einfahrt stehen meine Begleiter. Klatschen – Jubeln...
Das Sonnenhaus.

Das Ziel ist angeleuchtet. Vom Chef-Auto. Dh also: Selbst Birgit und Frank Henkel sind zu so später Stunde hier – Holger natürlich auch... Ich sehe auch Frank und Elke...
Großer Bahnhof für so ne kleine Läuferin.

Wir sind da.