Nachwehen

Also leichte bis mittelschwere Beschwerden nach einem Marathon bin ich ja mittlerweile gewohnt. Blasen an den Zehen, Muskelkater, Müdigkeit und ein Grinsen, das von einem Ohr zum anderen reicht. Meistens sind diese Symtome aber drei Tage nach dem großen Tag abgeklungen.

Aber diesmal hat es doch etwas länger gedauert. Heute war der erste Tag, an dem ich endlich mal wieder in Schuhen meine Mini-Runde laufen konnte. Ich hoffe, dass ich jetzt endgültig gelernt habe, dass man mit nassen Socken schlecht läuft...
So sah es schon etwas abenteuerlich aus, wenn ich meine tägliche Runde drehte: Mal auf Socken, mal Barfuss und die Härte: in Filzpantoffeln. Die Pantoffeln haben jetzt auch ihren Geist aufgegeben: Nasse Straße und Filz ist einfach ne schlechte Kombination. Aber die empfindlichen Stellen an den Füssen waren dankbar für ein bißchen Schonkost. Acht mal hintereinander ohne Schuhe hatte auch noch zur Folge, dass die Archillessehnen anfingen zu zicken. die haben sich aber zum Glück ebenfalls wieder beruhigt.
Ich hoffe, dass ich jetzt wieder ein paar km  mehr laufen kann. Die kurzen Strecken waren dann doch etwas unbefriedigend.

Ein Marathon voller Überraschungen

Hamburg-Marathon – mittlerweile für mich die 4. Auflage. Anreise am Samstag, Unterbringung dann doch im Hotel, da die Segelei meines Mannes wegen technischen und zeitlichen Gründen nicht funktioniert hat.  Nachmittags zur Start-Nummer Ausgabe auf dem Heiligengeistfeld. Das war jetzt entschieden besser organisiert als im letzten Jahr, wo man erst durch Hamburg geistern mußte um seinen Kram zusammen zu bekommen. Auf der Messe hab ich dann auch gleich mein Weihnachtsgeschenk gefunden. Barfußschuhe von    http://www.barfuss-leguano.com. Hab sie anprobiert: einfach toll. Da leider mein Lauf-Etat schon leer ist für dies Jahr, muss ich mir das Paar wohl zu Weihnachten wünschen.
Hier treffen wir ein Paar aus unserem Dorf – Rita läuft, Uwe „muss“ zugucken. Rita hat sich zum Ziel gesetzt morgen unter 4 Stunden zu bleiben. Seit einem halbe Jahr trainiert sie und ist zuversichtlich, dass es klappt. Hoffentlich ist sie nicht zu enttäuscht, wenn es denn nicht klappt…
Für Andreas hab ich dann die Unterlagen auch gleich abgeholt – der Wahnsinnige muss noch in der Nacht arbeiten und fährt dann direkt zum Start. Ich weiß, dass ich verrückt bin. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass es noch verrücktere Menschen gibt…
Am nächsten Morgen treffen wir uns dann an der U-Bahn und gehen gemeinsam zum Läuferdorf. Ein gut organisiertes Chaos. Ohne jede Hektik bereiten wir uns vor. Selbst die Dixis waren sauber. Als wir dann endlich im Startblock stehen werden wir dann doch kribbelig. Die Atmosphäre ist einfach herrlich. Musik, verkleidete Läufer, erwartungsvolle Augen, super Publikum – Hamburg eben. Der Startschuß erklingt. Wir sind jedoch erst nach ca.25 Minuten über die Startlinie. Es wird in Wellen gestartet. Scheinbar gibt es Baustellen, an denen man Staus verhindern will…
Andreas und ich laufen in einem angenehmen Tempo und nehmen auch wirklich jeden VP mit… Es wird warm. Wasser ist das begehrteste Gut heute. Ich mach mir Sorgen wg. Andreas´s Gesundheit, doch er beruhigt mich. Alles im grünen Bereich. Nach 10 km stelle ich fest, dass ich meinen FR falsch gestartet hab. Hatte nicht auf Null gestellt – Also jetzt auf null und neu gestartet. Aber letztlich ist es ohnehin egal, denn ich weiß: ich bin in Hamburg, es ist Marathon, es ist heiß und mein Kreislauf findet das gar nicht witzig. Also wieder mal: Unter 5 h wird heut nix. kurz vor km 14 verabschiede ich mich von Andreas. Er versprich, jetzt auszusteigen, schickt mich weiter: „Mach deinen Laufen und hab Spaß“. Schade, aber sinnvoll… Danach wird es richtig lecker warm und für mich auch zu schwül. Kurz vor 19 km will ich meinen Mann treffen. Der hat noch Power-Chips. Beim Schild mit der 19 weiß ich: Sch… verpaßt. Handy raus, anrufen: „Wo bist Du“ – „Kurz vor 19“ –„ich dreh um, will die Chips“. Ich dreh um: „Verkehrte Richtung“-Rufe. „Macht nix – da liegen noch ein paar Schmerzen auf der Strecke, die hab ich vergessen“. Ich finde meinen Mann mit Uwe, schnapp mir die Chips, lauf wieder an, passiere erneut die 19… Na toll.
Dann wie erwartet der Einbruch. Eine Vorahnung von Wadenkrampf, geschwollene Hände und die Frage „WARUM“ lassen mich eine ordentliche Gehpause machen. Und da taucht SIE auf: Eben hatte ich sie noch überholt, jetzt ist sie neben mir und fragt, ob ich die ganze Strecke walken will. „Ne, eigentlich laufe ich, aber jetzt ist der Dampf raus. Brauch ne kleine Pause“ „Dann lass uns doch zusammen laufen. Ich lauf immer einen km – soweit ich darf – dann gehe ich wieder“ Ich schau sie an: „Ich hab nur noch ne halbe Lunge. Daher darf ich mich nicht überanstrengen.“ – „OK – dann bleiben wir solange zusammen, bis es mir wieder so gut geht, dass ich durchlaufen kann.“ So laufen und gehen wir die nächsten km zusammen. Sie erzählt mir von ihrer Krankheit, wie sie damit klarkommt, wie hart sie trainieren mußte um so weit zu kommen. Bei km 10 wollte sie aussteigen, weil sie glaubte es nicht zu schaffen. Kurz vor 30 sagte sie: „Du hast mich aus meinem Tief geholt. Wenn Du nicht gewesen wärst, wär ich jetzt nicht bei km 30.“ Das ist ein Lob, dass treibt mir dann doch fast die Tränen in die Augen.
Wir erreichen km 35 – Birgit freut sich wie ein Kind. Ihr Mann fährt die ganze Zeit mit dem Fahrrad in Sichtweite mit. Lobt uns für die Leistung „Ihr macht das richtig gut…“ er versorgt seine Frau mit Gel und Trinken und Info´s  über ihre Lauffreunde… Einfach ein super Team die zwei.
Meine Beine wollen schon lange wieder laufen – doch Birgit hat Wadenkrämpfe und ein Zehennagel löst sich. Aufgrund einer Krankheit  wohl ein Problem, dass sie auch ohne Laufen hat… Da beschließe ich: Was soll´s, die 5 Stunden werde ich hier und heute nicht knacken – aber so eine starke Frau lerne ich so schnell nicht wieder kennen. Ihr Mann fährt immer mal wieder vor und macht Bilder. Wir unterhalten uns, lachen  und sind immer wieder begeistert über das tolle Hamburger Publikum… km 40 – „Wir schaffen das wirklich“ – „Ja klar, was denkst du denn.“ Die letzten zwei km genießen wir nur noch. „Auf der Zielgeraden wird aber gelaufen!“ „Ja, das krieg ich noch hin.“ Und dann rennt sie los, und lacht und freut sich. Wir laufen über die Ziellinie – wir fallen uns in die Arme, bei Birgit laufen die Freudentränen… „Danke – ohne dich hätte ich das nicht geschafft.“ Ein Satz, der mich endgültig fertig macht...
Birgit, Jahrgang 1964,  eine Kämpferin von der man viel lernen kann. Ich bin glücklich sie kennengelernt zu haben… DAS ist Marathon wie ich ihn mag…
Nach dem Ziel ruf ich Andreas an. Er hatte versprochen zum Ziel zu fahren und dort mit einem lecker Weizenbier auf mich zu warten. Weit und breit kein Andreas. „Wo bist du“ – „Bei km 38“. Mir bleibt die Spucke weg. Das darf doch nicht wahr sein… Ich besorge mir mein Bier und Essenspaket, suche meinen Mann und wir gehen dann zurück zum Ziel. Jetzt keine Problem für meinen Mann – wir werden fast bis zur Ziellinie durchgelassen. Ich sag Andreas per Handy noch mal schnell Bescheid: „Wir waren hier auf dich. Bier ist auch da…“
Die Uhr zeigt genau 6:30 Brutto an, da läuft Andreas über die Ziellinie. Völlig fertig, aber wohl dankbar über das Bier…
Montagnachmittag schau ich im www nach. Meine Zeit 5:28 h. Andreas hatte netto 6:02 h. Und Rita? Nun, die Hitze hat sie auch wohl geschafft: 4:40 h – ich hab noch nicht mit ihr gesprochen. Hoffe sie steckt es gut weg. Wenn man so hart dafür trainiert hat, ist es sicher nicht einfach.
Das war für mich einer meiner schönsten Marathon´s  - voller Überraschungen eben… eben Hamburg...
liebe Grüße
Monika
PS: Kein Muskelkater, dafür aber etliche Blasen - hatte wieder mal  nasse Füsse, weil ich den Duschen unterwegs nicht ausweichen konnte/wollte...

Wieder im Tritt...

... und voll im Plan. Der lange Lauf wurde sogar einer. Die Tempoläufe nach Plan. Kann dann ja nicht viel schief gehen. Sollte man meinen...
Diese Woche die Nachricht von Andreas: Schulter läßt das Laufen wieder zu. Er ist schon wieder auf 10-12 km-Strecken unterwegs. Klasse, wenn aus einem Unfall dann doch nicht allzu viel zurückbleibt...
Und da packt ihn auch schon wieder das Marathon-Fieber. Er hat sich eine Startnummer für Hamburg besorgt. Allerdings weiß er, dass er irgendwo zwischen 15 und 20 km aussteigen muß. Evtl. auch früher. Wir werden also die ersten km zusammen laufen. Mal schauen, was das wird. Bislang bin ich jeden Marathon allein gelaufen. Aber in Papenburg hab ich festgestellt, dass es eigentlich ganz gut ist als Team zu laufen, da man sich dann gut gegenseitig kontrollieren/bremsen oder treiben kann.

Ein besonders schönen Lauf hatte ich heute morgen. Bei leichtem Nieselregen ging es quer durchs Moor. Und grad als die Sonne aufgehen wollte, rissen die Wolken auch auf... Bilderbuchmäßig... Dazu das Vogel-Orchester - das war dann einfach zur schön. Da hab sogar ich den MP3-Player ausgestellt.