Jever-Fun-Run in Schortens 18.08.2012



Kirsten hatte angeregt, dass wir nach Schortens fahren um dort mal eben 10 Meilen zu laufen. Die Idee fand ich ganz nett. Bis das Wetter verrücktspielte und uns Temperaturen von deutlich über 30° lieferte. Doch sie überredete mich trotzdem teilzunehmen. Endlich hatte ich Zeit die Ausschreibung zu lesen. Und stutze erst mal. Start 19:30 Uhr – Siegerehrung 21:00 Uhr. Ähm – 90 Minuten? Also ein RENNEN und kein Volkslauf? Aber wir wollten uns die Laune nicht verderben lassen und die 16 km genießen. Dann sind wir eben die letzten – ganz entspannt ankommen sollte für uns das Motto lauten.

Es stellt sich heraus, dass Spitzenläufer am Start sind. Ich meine: Richtige Spitzenläufer. Dunkelhäutig und verdammt fix auf den Beinen.

Wir treffen uns auf den Parkplatz und schlendern langsam zum Start. Es ist immer noch unangenehm heiß. Und da sehen wir die Gazellen: Wir schwitzen nur beim Gedanken ans Laufen und diese Superathleten laufen sich warm. In langen Trainingsanzügen. Ganz locker schweben sie übers Pflaster… Da kann man sich schon mal ganz schön klein vorkommen.

Wir stehen im Startfeld hinten (natürlich) und sprechen uns ab. Ich will auf keinen Fall zu schnell laufen (d.h. für mich 6:30 min/km) und nicht hetzen. Ich weiß nicht wirklich, wie mein Knie nach dem Crash auf mehr km reagiert und will lieber vorsichtig sein. Die Strecke ist ein 4km-Rundkurs und somit viermal zu durchlaufen. Wenn es also Probleme gibt, kann ich jederzeit aussteigen. Meine Gelenke sind es mir wert, dass ich aufpasse.

Dann gibt es auch schon den Startschuss und es geht los. Meine Garmin ist leider kaputt, aber Kirsten kann die Pace ansagen. Ja nicht zu flott. Doch wir lassen uns die ersten zwei km ziehen – und da tret ich die Bremse und verbiete uns das schneller Tempo. Und das ist auch gut so.

Was auf dem Streckenplan total langweilig aussah, stellt sich jetzt als stimmungsvollen Lauf raus. Es geht in der „City“ los und die Strecke führt dann durch Wohnhaussiedlungen. Hier haben die Anwohner ihre Pavillons aufgestellt und bieten Wasser, Schwämme und Gartenduschen an. An einem Punkt scheint die Feuerwehr sogar einen Hydranten geöffnet zu haben. Und dann noch die offiziellen Wasserstellen. Schon enorm – alle 1,5 km gibt es Wasser. Und die Leute sind gut drauf. Machen Party an der Strecke.

Ziemlich flott werden wir von den Spitzenläufern überrundet. Oh ha – was für ein Anblick. Doch lange können wir den Anblick nicht genießen – da sind sie schon wieder weg. Doch es gibt ja Wiederholung ;-)

Nach eineinhalb Runden bekommt Kirsten wieder ihre Magenprobleme. Ich schicke sie immer wieder in den künstlichen Regen. Sie trinkt an jeder Wasserstation. Doch ihre Hände sind in der dritten Runde angeschwollen und sie muss sich quälen. Ich versuche sie etwas zu bespassen. Das klappt auch ganz gut. Das Publikum nimmt die Bälle auf und macht mit. Das lenkt sie dann etwas von ihrer Übelkeit ab. Kurz vor Ende der dritten Runde überrundet uns Lauffreund Sven. Ganz locker und unangestrengt läuft er uns davon. Mittlerweile haben wir den Jungs jedoch das Überholen nur erlaubt, wenn sie dafür einen vernünftigen Popo-Wackler zeigen. Wir kommen manchmal aus dem Lachen nicht raus. Sehr zur Freude vom Publikum. „Darum laufen wir langsam – weil wir dann bessere Ausblicke haben…“

Die vierte Runde wird dann etwas langweilig. Das Überrunden ist ja nun beendet – es wird langsam dunkel – das jüngere Publikum wendet sich immer mehr dem Grillen und Bierzapfen zu. Aber wir motivieren sie noch mal indem wir sie anfeuern, zu klatschen. Verkehrte Welt. Doch spaßig… Einzelne Grüppchen halten weiter die Stellung. Sie sitzen aufgereiht auf ihren Gartenstühlen und ich mach eine Ehrenrunde um sie abzuklatschen. „Bis zum nächsten Jahr“ bekommen wir zu hören. Wir antworten „Tschüss – war schön mit Euch…“

Dann noch einmal eine Rechts-Kurve und das Ziel ist in Sicht. Kirsten ist sichtbar fertig und will das Elend nur noch hinter sich bringen. Es ist so schade – mit ihr macht es richtig Spaß auf der Strecke zu sein. Doch immer wieder plagen sie Übelkeit und Magenschmerzen. Ich hab ihr Esthers Wundertropfen empfohlen. Wäre ja mal einen Versuch wert.

Wir hatten den Eindruck, dass wir die letzten auf der Strecke sind. Doch das stimmt nicht ganz. Es gab noch mehr Schnecken im Feld – Also doch ein Volkslauf. Mit einem Rennen. Ein Volkslauf-Rennen sozusagen. Kann man weiterempfehlen. Und werde ich mir für nächstes Jahr wieder vormerken. Wenn das Wetter nicht ganz so hitzig gewesen wäre, wäre ich vor gern noch die 10 km gelaufen. Der zeitliche Abstand der Starts hätte das hergegeben. Wäre dann ein schöner langer Lauf als Berlin-Vorbereitung gewesen.

Der schnellste Mann: 47:00 Minuten

Die schnellste Frau: 54:45 Minuten

Wir: 1:49:03 – ha, ha… aber lustig war es. Und ich hatte keinerlei Knie-Beschwerden. Ist doch toll.

Streakrunner erobern... 4. Tag 11.08.12

Von Susanne erhalte ich noch Annica-Kügelchen. Judith schwört da drauf – und ich nehme das Zeug brav, damit die Sturzauswirkungen möglichst schnell weniger werden.
Die Ärztin im KH sagte: Keine Anstrengungen an diesem WE mehr. Wegen der Gefahr der Gehirnerschütterung. Abends hatte ich die glorreiche Idee, die nächste Etappe zu wandern. Doch als ich am Morgen aufstehen will, hat sich das Thema erledigt. Mein Knie ist geschwollen. Frank muss mir aus dem Zelt helfen. Das Gehen fällt extrem schwer. So ein Sch…!!!
Also fahr ich mit Esther mit. Und erlebe den Lauf aus der anderen Perspektive. Nach dem Start der Walker und Läufer machen sich die Begleitfahrzeuge auf den Weg zum nächsten VP.
Wir kommen grad rechtzeitig an – die Läufer sind schon in Sicht. Schnell wird von Uwe, Rainer u. Achim der VP aufgebaut. Routiniert geht das fix wie nix. Ich merke erst jetzt, was die VP-Leute leisten. Gut durchorganisiert und immer gut gelaunt kümmern sie sich um die Läufer und Walker. Ständig bemüht, dass jeder bekommt, was er braucht. Einfach nur toll!!! Die müssten eine Extra-Super-Ehren-Medaille bekommen.
Als alle Sportler abgefüllt sind, starten Esther und ich Richtung Campingplatz. Die Männer machen sich zum Einkaufen auf. Abends soll gegrillt werden. D.h. also: die Vorräte müssen aufgefüllt werden.
Wir finden zügig den Platz „Eulenburg“. Und sind baff. Was für ein schöner Platz. Und dann noch dieser Chef: Zeigt uns jede Kleinigkeit, führt uns rum. Auf seine Frage, ob wir sonst noch was brauchen sagt Esther: „nein, ich glaub wir haben jetzt alles. Es sei denn, sie können Monika´s Knie wieder in Ordnung bringen.“ „Klar, wir haben doch „Schweden-Kräuter“. Die geb ich Ihnen gleich…“ Na so was. Und dann hat er auch noch für Esther zwei Iso-Matten. Ihre eigenen haben die letzte Nacht nicht überlebt. Diesen Platz können wir wirklich gern weiterempfehlen.
Esther baut jetzt erst mal ihr Zelt auf. Grobi setzt sich neben mir. Der Hund hatte mich schon gestern in Erstaunen versetzt. Er kam zu mir und schnüffelte sofort an meinem rechten Knie – und wollte es unbedingt ablecken. War aber die Bux drüber. HD erklärte mir, dass er das immer so macht. Der kann die Verletzung riechen. Es soll sogar Hunde geben, die Krebsleiden bei den Patienten riechen und so genau den Ort der Wucherung bestimmen können. Ich glaub, HD sagte, dass Hunde 800 x besser schnuppern können, als Menschen. Und jetzt wieder: Er platziert sich rechts von mir. Schnuppert an meinen Verletzungen. Der Hund hat aber ein gutes Gedächtnis. Er hat sich gemerkt, dass ich es nun gar nicht mag, wenn sich mir ein Tier zu sehr nähert.
Nach gestoppten 15 Minuten hat Esther das Zelt stehen und stellt stilecht die Puschen für ihren HD vor die Tür.

Danach gönnen wir uns einen lecker Kaffee. Mit jedem Schritt wird das Knie besser. Da muss einfach nur Bewegung rein. Sobald ich längere Zeit sitze, tut es weh. Ich humpel aber immer noch kräftig und ernte mitleidige Blicke. Aber hallo? Ich lebe – und es ist ein schöner Tag!!!
Der Platz-Chef hat mir auf der Karte gezeigt, welchen Weg die Läufer nehmen sollten, damit sie nicht an der Hauptstraße entlang müssen. Ich geb Frank diese Info weiter. Direkt am Platz endet ein wunderbarer Weg…
Das VP-Team kommt endlich an und fängt auch gleich mit dem Aufbau an.


Dann gehen wir alle zu diesem vom Camping-Chef beschriebenen wunderbaren Weg mit einer niedlichen kleinen Brücke.


Doch wer nicht kommt ist Frank mit der Truppe. Die haben dann doch den Straßen-Weg genommen. Wir hetzen über den Platz – wollen doch die Läufer in Empfang nehmen. Je mehr ich gehe, je besser das Knie. Ich jubel schon innerlich „Vielleicht kann ich ja heute abend…?“

Dann tauchen endlich die Läufer auf. Hand in Hand. Wie es sich für die Streakrunner gehört. Es ist so schön zu sehen, wie sie da reinkommen. Glücklich, müde, zufrieden. Und dieses ganz bestimmte Lächeln im Gesicht. Dieses Lächeln, was mehr sagt, als tausend Worte. Es ist doch eigentlich nur ein Lauf – aber es bewirkt, dass Menschen zusammenfinden, die sich sonst nicht kennen würden; die sich ganz verbunden fühlen, die schöne Stunden miteinander verbracht haben und sich über Erlebnisse gefreut haben, die vielleicht nur Läufer verstehen können. (Ja klar – bißchen zu gefühlsduselig… Das Grinsen haben übrigens auch die Segler, wenn sie von einem schönen Törn wiederkommen.) 
Später, als die Walker kommen, wird der Zieleinlauf nochmal wiederholt. Und diesmal kann ich meine Tränen dann doch nicht zurück halten – wahrscheinlich nur, damit Uwe sagen kann: „Du hast ja doch ein Herz…“ Judith hat mir ein kleines Blumensträußchen mitgebraucht. „Es roch so schön nach Kräutern. Da hab ich an dich gedacht…“ Elke nimmt mich in den Arm „Dieser Zieleinlauf war nur für dich…“ Umarmungen von allen Seiten.


Also eines hab ich gelernt: Wenn du schon fällst, dann bitte in der richtigen Gesellschaft. Dann landest du weicher…




Dann kommt die „Hexen-Taufe“. Direkt am Platz läuft ein kleines Bächlein vorbei. Hier soll es also passieren. Alle ziehen ihre Schuhe aus. Einer nach dem anderen muss sich in das kalte Wasser stellen und wird von Frank getauft. Alle erhalten einen passenden Namen. Außer die Brockenhexe. Die hat ja schon einen.
Ich überlege. Soll ich mich drücken? Oder es wagen – ich zieh ebenfalls die Schuhe aus. Frank wird mir schon helfen, damit ich mich komplett hinpacke. Ich stehe barfuß im Sand und bin erst mal geplättet. Das fühlt sich ja wesentlich besser an. Schuhe werden wirklich überbewertet. Ein fragender Blick von Frank, ich nicke und mache mich vorsichtig auf den Weg. Ich glaub es nicht – tut fast nicht weh. Nun denn: Ab in den Bach. Frank nimmt den Becher und fragt, wohin er denn gießen darf. Ist schließlich nicht viel heil geblieben… Der Nacken geht… Mann ist das kalt. „Sturz-Hexe“. Auch ein netter Name. Dann noch ein Schnäpschen und ich kann in die Runde grinsen. (Ich sollte das trinken vielleicht auch mal trainieren…) Frank wird dann noch von Marc getauft. Ich glaub er ist der „Veranstalter-Zauberer“. Taufen wollen ihn dann alle. So bekommt er dann mehr als reichlich kaltes Taufwasser. Elke hat er besonders geärgert – die macht sich samt Kübel auf, damit auch wirklich nix trocken bleibt.


War es jetzt diese lustige Stimmung, der Schnaps oder einfach nur Heilung, die mich langsam zur Straße gehen ließ? Egal. Ich schlendere über´s Gras. Mit jedem Schritt, den ich barfuß zurück lege, geht es besser. Ich weiß: An der Straße ist ein asphaltierter Fahrradweg. Und Barfuß-Laufen kann ich sonst auch.
An der Straße angekommen starte ich meine Uhr und trabe ganz vorsichtig an. Die ersten Schritte tun etwas weh im Knie. Doch es wird mit jeder Bewegung besser. Ich nehme mir vor: 9 Minuten in eine Richtung und dann Kehrt machen. Müsste für die Streak reichen. Ich erreiche das „injoy“ und wende. Als ich auf den Camping-Platz wieder ankomme, kommt Elke mir entgegen, die wohl grad die Dusche besucht hat. Sie schaut mich fragend an „Es sind 9 Minuten bis zum Injoy…“ Sie stutzt, begreift und lächelt.
Abends wird gegrillt. Der Platz ist so schön – wir können uns schön breit machen und in Ruhe schlemmen. Nach dem aufräumen sitzen wir alle um ein großes Feuer.
Frank gibt das Wort an Elke und sie findet wieder mal schöne Worte, um diese wunderbaren Tage und Erfahrungen zu beschreiben. Und dann erhält jeder von uns eine „Hexen-Medaille“ die sie selbst angefertigt hat. Wir sind alle gerührt, dass sie sich so viel Arbeit damit gemacht hat. Das ist mit Abstand die schönste Medaille, die ich bekommen habe. Sie wird einen Ehrenplatz bei uns erhalten.

Dann werden Marc und Petra geehrt, weil sie sämtliche Etappen der drei „Streakrunner erobern…“-Läufe bewältigt haben. Außerdem erhalten unsere VP-Leute eine Ehrung.
Es wird noch lange am Feuer gesessen und erzählt. Ich persönlich bin jedoch früh ins Zelt gekrabbelt – die Stimmen vom Sitzplatz dringen noch lange rüber...
Ich kuschel mich im Schlafsack ein und grins still vor mich hin. Die Streak hat gehalten.
Was für aufregende Tage…

Streakrunner erobern... 3. Tag 10.08.12


Heute ist der Brocken dran. Na denn. Die Etappe, vor der ich am meisten Schiss hab. Und die Streak muss gleich bergauf gelaufen werden. Okay, ist nicht wirklich ein Berg – aber es geht eindeutig nach oben!!!
Marc am rüsten...
Es gibt keinen gemeinschaftlichen Start. Jeder halt so wie er mag. Elke, Gisela und ich starten gemeinsam.

 Und bleiben auch die meiste Zeit zusammen. Nach einem km überholen uns auch schon Kerstin, Ramona und Irmgard. Unsere Bergziegen. ABER: Nach der Streak geht auch Ramona und auch Irmgard. Nur Kerstin schwebt nach oben. Das beruhigt mich dann doch enorm, dass auch die Brocken-Hexe und Ramona ihre Kraft einteilen müssen. Da komm ich mir dann doch nicht ganz so schwach vor.
Nach der „Spinne“ passiert dann das, was wohl passieren musste. Wir verlaufen uns. Können nicht ein Hexen-Zeichen finden und machen den Fehler einfach Richtung Brocken zu laufen. So kommen wir zwar auf den falschen Weg. Aber hallo!!! Was für ein Weg. Mit Matschepampe. Bäumen, die wir übersteigen oder unterkriechen mussten, enge Wege, dicke Steine – eben alles was das Herz begehrt! Aber eben mit einem Umweg. Auf dem die „Zeter-Klippen“ auf uns gewartet haben…




Herzsteine, die leider zum mitnehmen zu schwer sind.

Die Natur will leben - und wenn´s sein muß, auf einem Stein.

Zwischendurch haben wir mit Frank telefoniert – und uns unseren Anschiss abgeholt. Aber es ist nicht zu ändern und wir wollen uns den Tag nicht vermiesen lassen. Wir sind davon ausgegangen, dass die Läufer, die schon den Brocken erobert haben, bereits wieder in Richtung Torfhaus abgezogen sind. Und erkunden die Zeter-Klippen



Sind sie aber nicht – und so gibt es dann noch mal ein großes Hallo und einen mürrischen Frank. Der sich aber schnell beruhigt hat. Dafür mussten wir dann aber noch mal eine Video-Belehrung über uns ergehen lassen.
Doch da haben wir auch noch ein schöne witzige Begegnung mit dieser Frau. (R. Söchting)
"Mit den Augen einer Frau." Hat sie geschrieben. Leider hatten wir nicht genügend Zeit, uns länger mit ihr zu unterhalten.
Elke, Gisela und ich bleiben auch weiterhin zusammen. Es geht Richtung Torfhaus. Wir suchen sehr gründlich (nach Anweisung) die Hexen-Zeichen, damit wir uns auch ja nicht wieder verlaufen. Und haben auch schon Torfhaus in Sicht. Und sind glücklich, dass wir dieses tolle Lauferlebnis zusammen machen durften.








Jetzt brauchen wir nur noch den Parkplatz suchen. Treu weiter nach den Hexen suchend biegen wir links Richtung Altenau ab. Dort hinten könnte der Parkplatz sein. Nicht weit hinter dem Jugendhaus. Wir freuen uns auf diese Pause. Die Kraft reicht immer noch, um weiter zu laufen. Traben geht immer noch absolut schmerzfrei – ich bin glücklich, diese Angstetappe so gut hinter mich gebracht zu haben.
Doch – zu früh gefreut.
Elke und Gisela laufen vor mir.
Ich war mir nicht sicher, ob ich die folgenden Zeilen wirklich hier reinsetzen soll. Ich hatte sie schon auf der Bahnfahrt nach Hause in meinem kleinen Büchlein geschrieben. Doch dies ist ja mein Laufbericht – über meine persönlichen Erlebnisse. Natürlich hat der Rest der Truppe diese Etappe komplett anders erlebt.
Auf diesen völlig anstrengungslosen einfachen Schotterweg stolper ich über einen Stein. Ich versuche mich zu fangen, zwei Stolper-Schritte, ich seh den Schotterweg auf mich zu kommen, fühle einen Schmerz im rechten Knie, die Hände schlagen auf die Steinchen, knicken weg. Ich schließe die Augen – fühle den Schmerz im Gesicht. NEIN. Das will ich nicht!!!
Ich liege da und will, dass ich träume, aber es stimmt. Ich bin gestürzt. Böse gestürzt. Elke und Gisela sind sofort bei mir. Elke´s ruhige Stimme gibt mir sofort das Gefühl, dass mir geholfen wird. „Laß sehen.“ „Kannst du mich sehen“ „Dein Auge?“ Ich glaube, Gisela läuft zum VP. Elke ist bei mir „Du mußt genäht werden“ Ich versuch ne Schadensanalyse. Rechtes Knie tut ein wenig weh, kann es aber bewegen. Die Hände nur leicht abgeschürft. Warum dann nähen? Irgendwas Nasses am Kopf. Über meinem Auge. Mist! Das ist ja Blut. Mittlerweile ist auch Frank da. Kurze Absprache mit Elke. Zwei routinierte Helfer. Ganz ruhig und bestimmt sagt Elke „Rettungswagen“ Frank telefoniert. Der Polizist kommt durch. Präzise, kurze Ansage an die Leitstelle. Genaue Ortsangabe und Verletzungsart. Wenn es nicht weh tun würde, würde ich den zwei jetzt applaudieren. Iso-Matte wird mir untergeschoben. Kopf hochgelagert. Elke verbindet Kopf und Ellenbogen. Wir warten. Elke ist bei mir. Mit ihrer ruhigen Art kommt sie mir vor, wie ein Engel. „Solange sie da ist, wird alles getan, was nötig ist“ Ein Gedanke der mich beruhigt. Der Rettungswagen ist da. Die Sani´s begutachten mich. Ich muß in den Wagen. Doch wie über den Grünsteifen kommen. „Können sie gehen?“ Aber hallo – ich kann! Dann gehen wir zu dritt über den Grünstreifen. An jeder Seite ein Sani. Blöde: ein kleiner Graben. Die Sani´s zögern. Ich sage „bei drei: 1 – 2 – 3„ und springe. Die armen Jungs müssen wohl oder übel mit. Zum Glück ist ihre Reaktions-Zeit nicht die längste.
Elke´s Diagnose wird bestätigt. Ab ins KH von Goslar. Dichter bei geht nicht. Immer wieder die Frage, ob mir schwindelig oder übel ist. Aber nein, alles okay. „Merkt euch die Stelle, wo ich gefallen bin. Da will ich morgen wieder starten…“
In ihrer Sorge wäre Elke am liebsten mit gefahren. Aber Frank ist zum Glück dagegen. Sie soll die Etappe weiter laufen. Mir kann sie eh nicht helfen. (Obwohl – ich fühlte mich ganz schön verlassen, als wir mit dem Rettungswagen Richtung Goslar fahren. Aber ich bin ja schon groß und kann allein mit den Jungs fahren…)
Im KH werde ich gut versorgt. Zwei Stiche über dem rechten Auge. Die Schürfwunden an Knie und Ellenbogen werden gesäubert und zugeklebt.
Danach ruf ich HD an – er ist schon auf dem Weg. Mir bleibt noch Zeit für einen Kaffee unten im KH. Die Zeit brauch ich auch. bin eben doch ne Heulsuse...

Als HD da ist, hab ich mich gefangen. Und verbiete mir jedes Mitleid – HD weiß gleich den richtigen scherzhaften Ton anzuschlagen, den ich jetzt brauche. Ich glaub, ich hab ihm auf dem ganzen Heimweg die Taschen voll gelabbert. Das hat er davon, wenn er den freundlichen Samariter spielt und gefallene Mädchen aus dem KH abholt.
So lange hatte ich mich auf diese Woche gefreut. Und die Lauferei klappte besser, als ich es erwartet hatte. Steigungen ganz schön knackig. Die Trails wunderbar. Die Gruppe einfach nur gut. Und nun das Ende vom Lauf und das ohne Ziel in Sicht. Die Verletzungen ärgern mich nicht so wehr, als der Abbruch. Zum wiederholtem mal wird mir in diesem Jahr deutlich, wie sehr ich das Laufen liebe. „Hauptsache, du wirst wieder gesund…“ Ja – klar…
Wir kommen beim Campingplatz an und die Läufer kommen uns entgegen. HD fährt langsam, die Scheiben nach unten. Ein tröstendes Wort nach dem anderen. Ich hab fast das Gefühl, dass ich nach Hause komme. Albern, ich weiß. Aber es ist eine tolle Truppe.
Später kommen dann auch die Walker rein. Auch sie sind voller Begeisterung über diese schönen Strecken.
Dieser Campingplatz ist der schlichteste. Warmes Abendessen gibt es hier nicht. So gibt es eine Brotzeit neben dem Wohnmobil von Marianne und Uwe. Es wird noch eine Zeitlang gemütlich zusammen gesessen. Dann schlurfen alle in ihre Schlafsäcke. Wider Erwarten schlaf ich diese Nacht gut. 

Streakrunner erobern... 2. Tag 9.8.12

Der Tag fängt wieder schön an. Die Knochen müssen sich erst mal von der Iso-Matte erholen. Ich blinzel grad so in die Runde, da hör ich Frank mit Petra reden. Sie soll den Text für das Video sprechen. „Heute ist der 9.8.2012…“ Ups – schnell das Handy geschnappt und bei Sohnemann angerufen. Der hat doch heut Geburtstag. Danke Frank. Hast mich grad gerettet ;-)
Nach dem schon erwähnten tollen Frühstück packen wir unseren Krempel zusammen. Und verabschieden erst mal die Walkerinnen mit großem Getöse.


Unsere Bergläufer erhalten eine Einweisung. Leider sind die zwei zu schnell für mich. Sonst hätte ich da auch von profitieren können ;-)
Eine Stunde später dürfen auch wir losgelassen werden. Es geht gleich ein Stückchen bergab. Ich verspüre zu meinem Erstaunen keinerlei Muskelzicken und lass es richtig schön rollen. Bis – ja bis Frank mich zurückruft. „Links ab!!!“ Schätze, ich bekomme den ersten Preis im Verlaufen. Aber auch das kann meine gute Stimmung nicht beeinflussen. (Ach ne – „Trottel des Tages“ hat Frank mich in dem Moment getauft…)
Wir finden den rechten Weg und es ist wie gestern: Ein riesengroßes Laufvergnügen. Heute halten sich unsere „Bergziegen“ etwas zurück, bzw. warten immer sehr konsequent auf die langsamen Läufer. So lernen wir diese „Spezies“ etwas besser kennen.
Man merkt: Die Gruppe wächst zusammen. Hilft sich gegenseitig. Jeder erkundigt sich nach dem anderen. Die Mischung aus schnellen und langsamen Läufern wird immer interessanter. Was für mich als ein schwieriger Etappen-Lauf gedacht war, wird jetzt ein tolles Gruppenerlebnis.
Und diese Bilder. Es fällt schwer, es zu beschreiben. Ich bin eher der Küstentyp. Wenn ich mich erholen will, muss schon etwas Meeriges in der Nähe sein. Doch jetzt: Abseits von Straßen und Häusern, mitten im Wald,  kann ich so richtig die Seele baumeln lassen.


Es bilden sich immer wieder mal neue Laufgrüppchen, die sich dann am nächsten Pausenpunkt wieder neu sortieren.
Wir schaffen es auch später noch mal, ein kleines „Verläuferli“ einzubauen. So haben wir dann anschließend auch ein paar Meter mehr auf der Uhr als Frank.
Nach einem schönen Naturweg geht es über die Straße. Dort hockt Frank auf einem Hochsitz und fotografiert die Läufer. Wir sammeln uns wieder an einer Abzweigung. Da plötzlich ein Ruf „Marianne ist gefallen…“ Elke läuft gleich mit ihrem Verbandskram los und schaut sich den Schaden an. Allgemeines Aufatmen. Nix schlimmes passiert. Wir wundern uns: Nach den anstrengenden Strecken stolpert sie auf einem graden einfachen Stück. Am nächsten Tag merke ich jedoch, dass man sich gar nicht wundern muss. Ist ganz einfach, das Hinfallen…
Versorgt werden wir natürlich zwischendurch wieder durch unser hervorragendes VP-Team. Einfach toll, wie die das machen.
Dann sind wir kurz vor unserem Campingplatz. Wir sammeln uns vor der Überquerung der Straße. Wir wollen wieder alle zusammen Hand in Hand die Etappe beenden. Frank grinst über das ganze Gesicht und kann es nicht lassen, mir zu erzählen: „Nicht verraten, aber: Im Ziel steht Elkes´s Schwester mit Mann…“ Oh Mann, was für ein Spaß. Als alle Läufer da sind, geht es gemeinsam über die Straße. Ich sehe unseren VP-Mann Uwe stehen. Neben ihm zwei mir unbekannte Menschen. Ich schau nach rechts zu Elke: Leute, diesen Aufschrei und dieses überraschte Gesicht werde ich im Leben nicht vergessen. Elke fällt ihren Verwandten  um den Hals und freut sich unbändig. Was für eine gelungene Überraschung.
Und Frank grinst immer noch in die Runde…
Danach geht es erst mal in den Aufenthaltsraum. Unsere Zelte sind noch nicht da – und es wird dann doch etwas kalt. Beim nächsten Mal werde ich meine Wechselklamotten gleich ins VP-Auto legen, dass als erstes am Platz ist. Dann kann man die Warterei zum Duschen nutzen und klappert nicht so lange mit den Zähnen. Als wir so da sitzen, sehe ich Judith eintreffen. Wir toben aus dem Haus und begrüßen sie. Susanne ist noch auf der Strecke – doch auch sie wird das Ziel wohlbehalten erreichen.
Abends besorgt uns Petra Pizza. War die Lecker!!! Petra ist wirklich ein Organisations-Talent. Während wir noch reden, hat sie schon gemacht.

Die Zelte wurden direkt unter den Bäumen aufgebaut. „Watt romantisch“ würde jetzt jemand sagen…

Morgen soll es den Brocken rauf gehen - das ist schon ein starkes Stück. Doch meine Beine sind okay und ich hab im Moment keine Bedenken, dass ich diese Etappe schaffe.

„Streakrunner erobern den Harz – 8.8. – 12.8.2012“



Ein Etappenlauf vor dem ich richtig Bauchgrummeln hatte. Schließlich gibt es im Harz etwas, was es bei uns zu Hause nun wirklich nicht gibt. Nämlich Berge! In jedem Trainingsplan ist von „Bergtraining“ die Rede. Doch vorher die Teile nehmen? Aber Frank und Elke trauen es mir zu. Also mache ich den Quatsch mal mit.
Am 7.8. reise ich per Bahn in Thale an und werde von Marc und Susanne abgeholt. Übernachten kann ich in der Ferienwohnung von Frank u. Elke. So brauch ich nicht gleich die erste Nacht im Zelt zu frieren. Abends gehen wir gemeinsam Essen. Vor Ort sind schon Marianne (mit ihr durfte ich schon in HH beim Women run laufen) mit Uwe, Polla (Silke – Marianne´s Schwester) Judith und Axel (ach ne – der heißt ja Achim. Schwester u. Schwager von Frank) Marc u. Susanne, Petra u. Rainer und natürlich Frank und Elke. Beim Restaurant treffen wir dann Esther und HD,
Es wird ein netter Abend der aber wegen dem bevorstehenden Abenteuer früh endet. Schlaf ist ja nicht wirklich unwichtig.
8.9.12 Von Thale nach Stiege
Am nächsten Morgen treffen wir dann auf die restlichen Teilnehmer. Ramona mit Freundin Kerstin, die „Broken-Hexe“ Irmgard, Gisela aus dem Ruhrpott,
Pünktlich geht es los. Und gleich ab in die Natur. Ich bin überwältigt von diesen wunderschönen Naturwegen. An unserer rechten Seite plätschert lange ein Flüßchen mit. Es geht über Stock und Stein. Endlich kommen meine Trail-Schuhe zum Einsatz und bestehen den Test. Ich fühle mich absolut trittsicher in diesem Gelände.
Immer wieder machen wir Halt damit die Gruppe sich wieder zusammenfinden kann. Ich kann kaum beschreiben, wie wohl ich mich auf diesen Wegen gefühlt habe. Das bergauf-laufen, nun gut. Da reden wir lieber nicht drüber. Das waren dann naturgemäß mehr Wandereinheiten. Dafür konnte ich es auf den bergab Strecken schön rollen lassen. Ich befürchtete schon einen Muskelkater in Muskeln, die ich bisher noch nicht kannte. Doch es machte einfach nur Spaß.
Leider hab ich nicht viele Fotos von dieser Woche gemacht. Da hab ich mich auf Frank verlassen, der sicherlich wieder schöne Bildchen gemacht hat.
Nach ca. 8 km dann der erste VP. Die Jungs hatten ordentlich eingekauft. Es gab von allem. Süßes, Salziges, Obst, genügend zu trinken.

 Danach ging es weiter. Und schon hatte ich den ersten Fehler gemacht: Apfelschorle mit Kohlensäure. Mensch, das weiß ich doch, dass mir das nicht bekommt. So hatte ich dann auch gleich Magenprobleme und konnte der Hexe nach 1 oder 2 km gleich ein Opfer bringen. Diese Magenprobleme sind die nächsten zwei Tage nicht wirklich verschwunden. Doch dank der Wunder-Tropfen von Esther konnten die Beschwerden unter Kontrolle bleiben, so dass ich die Lauferei auch weiterhin genießen konnte.
Irgendwann mussten wir dann aufpassen, weil sich die Hexe in eine südliche und ein nördliche teilte. Wir nahmen die Südroute, da unser Campingplatz in Stiege gebucht war.
Es gab so viele wunderschöne Eindrücke. Landschaftlich, Läuferisch und dann immer wieder das Erstaunen, dass Kerstin die Steigungen förmlich hochschwebt während meinereiner  den Hügel so hoch kriecht.
Viel zu schnell ist der Campingplatz erreicht. Und wir haben Glück. Der Platz ist wirklich schön. Und es kam noch besser: Die Leute vom Platz stellten uns gleich Kaffee und Tee raus. Schließlich waren wir doch „ein wenig erschöpft“. Abends bereitete man uns dann Spagetti Bolognese zu. Und: Am nächsten Morgen gab es ein wirklich gutes Frühstück. Tolle Leute dort! Dort klebte dann auch die Hexe am Baum, die sich wohl ein wenig verflogen hatte… fliegen und trinken verträgt sich wohl nicht ;-)


Die nachfolgenden Bilder sind von Ramona. Danke, dass ich sie benutzen darf.