24.3.12. Ein schöner Tag geht zu Ende. Ich musste zwar arbeiten – aber am Nachmittag hatten wir erst einen Nachbarn zum Tee da und später kommt noch ein Lauffreund vorbei.
Dann geht es zum Nachbardorf; es läuft immer noch sehr schleppend, aber es ist Samstag abend. Die Sonne scheint. Es ist Frühling. Und zum Glück werden die Uhren wieder umgestellt.
Am See auf der Bank ausruhen, genießen. Einfach die Sonne aufs Gesicht scheinen lassen. Ich komm ins Träumen – und denke: So schlecht geht es mir nicht. Alles wird gut. Krankheiten kommen und gehen auch wieder. Von diesen kleinen Rückschlägen will ich mich nicht runterziehen lassen. Und einfach hoffen, dass es wirklich klappt mit meinem Auge. Mein Fuß schmerzt ja schließlich auch fast nicht mehr. Vor allem nicht beim Laufen.
Prompt spricht mich eine liebe Kundin von mir an. Thema: Laufen als Anfänger. (Hallo? Meine Beine erzählen die ganze Zeit schon, dass sie noch Anfänger sind…) Aber ich freu mich, sie zu treffen. Trotz Krankheit will sie sich nicht einfach auf das Sofa zurück ziehen, sondern etwas für sich tun! Walken klappt schon gut – vielleicht dann ja auch bald vorsichtiges laufen. Ich versuche ihr Mut zu machen.
Als ich auf dem Rückweg bin, merke ich wieder mal: Nix ist besser für den Kopf, als mal kurz nach draußen zu gehen.
27,32 km…Von Esens nach Bensersiel. So viele km gehen natürlich nur, wenn man einen anständigen Umweg läuft. Mein Mann hatte einen Termin in Esens und danch wollten wir uns dann in Bensersiel treffen.
So bin ich dann von Esens Richtung Carolinensiel gestartet.

Und ja - in Ostfriesland kann man wirklich weit sehen:
Nach links...

...nach vorne...

... und nach rechts.


Es ist der erste richtige lange Lauf in diesem Jahr. Ich hab nachgesehen: der letzte war am 2. Advent – das ist wirklich schon arg lange her. So fühlen sich denn meine Beine auch an. Die ersten 15 km lassen sich  noch schön rund laufen.
Schöne Ortsnamen gibt es auch. Erinnert mich dann etwas an Oberlix...


Aber dann wird es richtig ernst. Es wird anstrengend. Und zwischendurch die Fragen: Warum tu ich mir das an – es tut weh, mir ist kalt, wann bin ich endlich da…



Dann bin ich endlich am Meer - und kann links abbiegen Richtung Neuharlingersiel. Jetzt bin ich froh, dass ich doch zwei Shirts angezogen hab. Der Wind ist reichlich frisch.



Neuharlingersiel ist erreicht. Es tut zwar an allen Ecken weh, aber das niedliche Dorf entschädigt für die Mühe.


Jetzt sieht es auch Fotomäßig nach Meer aus. Doch mein Weg führt weiter auf dem Deich Richtung Bensersiel. Sonst wäre ich noch gern im Sand gelaufen. Vorzugsweise Barfuss...

Und da hör ich schon Frank fragen, ob hier noch mit Rauchzeichen kommuniziert wird. Ist aber wohl nur der "Brenntag".

Leider keine schönen Sichtverhältnisse - aber man kann die Weite der Nordsee erahnen. Wenn man zwischen den Inseln linst.


Dann ist auch "schon" fast Bensersiel erreicht, wo mein Mann und Sohn auf mich warten.

Einige Gehpausen waren nötig. Was aber wohl nach 6 Wochen Pause auch okay ist. Aber ärgern tut es mich doch. Die letzten km hab ich mich dann zusammen gerissen und mich gezwungen zu laufen. Wieder mal die Erkenntnis, dass es eine reine Kopfsache ist, durchzuhalten. Immer wieder will ich mir ein Mantra ausdenken, dass mich über die Krisen weghilft. Doch das Richtige war noch nicht dabei. So hab ich dann einfach stumpf die Schritte immer wieder bis 100 gezählt. Und nach 400 Schritte hatte ich dann meinen Laufrhytmus wieder.


Nach einem heißen Bad kommt aber die Vorfreude auf HH und mir fallen wieder 42.195 Gründe ein, warum ich mir den Quatsch antu. Und bin froh, dass es Leute gibt, die meinen Wunsch verstehen, dass ich diesen Marathon laufen will. Es wird mit Sicherheit keine pB. Aber das ist auch nicht wichtig. Ich freu mich viel mehr auf die vielen netten und lieben Menschen, die ich da treffen und mit denen ich laufen werde.

Endlich wieder laufen.

Am Freitag hab ich das ok vom Doc bekommen. Vorsichtiges joggen ist erlaubt. Solange wie ich will – bis zu einem bestimmten Schmerzpunkt und dann ist Schluß!!! Alles klar. Werde ich mich dran halten. Freitag abend bin ich dann noch nicht los. Dafür aber dann am Samstag nachmittag. Vorher noch schnell Kuchen gebacken. Denn unserer Kleinste soll Sonntag getauft werden. Und ich hab versprochen Kuchen für die Kaffeetafel mitzubringen.
Aber dann endlich rein in die Laufschuhe. Ich hab damit gerechnet, dass ich nach 100 m wohl abbrechen muss. Aber nix. Die ersten 500 m gehen super im vorsichtigen Laufschritt. Vorgenommen hatte ich mir die kleinste Runde. Einmal um die Weiden. 2,2 km. Nach einem km kann ich es immer noch nicht glauben. KEINE SCHMERZEN!. Langsam schwebe ich auf Wolke Sieben dahin. Ja – richtig langsam. Aber schmerzfrei.
Ich kann es nicht glauben – jedesmal wenn ich in die Hocke gehe, tut es weh. Den Fuß zu sehr strecken tut weh. Aber Laufen funktioniert!
Nach 1,5 km beschließe ich, die Runde zu verlängern. Mit dem Tempo muss ich wirklich aufpassen. Ich will schon etwas Gas geben. Da fällt mir ein: Vor 8 Tagen bin ich am Auge operiert worden. Also den Puls lieber nicht so hoch jagen.
Ja vorsichtig sein mit der Gesundheit. Vor allem, weil ich (zumindest Augentechnisch) noch nicht fertig habe.
Ich komme überglücklich zu Hause an. Schnell unter die Dusche und ab zur Geburtstagsparty von einem Mitglied unseres Lauftreffs. Und da kann ich dann sogar wieder vorsichtig absteppen.

Montag dann wieder zum Augen-Doc. Meine Befürchtungen, die ich
schon beschrieben hatte, haben sich wohl bewahrheitet. In der nächsten Woche wird dann meine Netzhaut ordentlich untersucht. Nachdem ich mich geweigert hab, die Praxis nicht eher zu verlassen, bis ich ernst genommen werde. (Mein Hausarzt hatte mir aufgetragen, unbedingt auf die Untersuchung zu bestehen!) So schäume ich denn vor Wut vor mich hin...