29.06.13 Ankunft mit „verlaufen“
Es ist soweit: Ich mache mich auf den Weg nach Hamburg. Fritz
fährt diesmal nicht mit. Er hatte eine Segeltour geplant. So fahre ich mit dem
Zug in die schöne Stadt. Das klappt auch alles wunderbar. Umsteigen in Bremen
selbst für mich als orientierungslose Läuferin kein Problem. In HH-Harburg steige
ich dann aus. Frank will mich am Bahnhof abholen – und da passiert es schon
wieder: Ich hab mich nicht schlau gemacht, welchen Ausgang ich nehmen muss und
erwische prompt den falschen. War ja klar. Aber man darf seine Fans ja nicht
enttäuschen und so hat Frank gleich seinen Spaß, als ich von der falschen Seite
auf den Parkplatz komme.
Den Abend verbringen wir gemütlich mit einer Flasche Wein. Da
wir ja erst morgen Abend starten, haben wir ja alle Zeit der Welt. Es wird wieder mal ein wunderschöner Schnack-Abend
mit Frank und Elke.
Der Samstag ist für das Ausruhen vorgesehen. So schlafen wir
auch erst mal lange aus. Ein ausgiebiges Frühstück gönnen wir uns. Ach – was
ist das immer schön hier. Völlig relaxt – für alles ist gesorgt. Später dann
noch eine kleine Shoppingtour zum Supermarkt – und dann müssen wir auch schon
wieder dringend ruhen. Bis Frank beschließt, dass er Waffeln backen will. Hm –
watt lecker. Weißweinwaffeln!!! So was Feines. Spät am Abend dann die
obligatorische Pasta-Party. Manchmal frage ich mich, ob ich hier in Harburg
mehr Kalorien esse als ich verbrenne. Trotz der Rennerei…
Am Bahnhof die Läufer treffen – ein Erkennen ohne sich zu kennen…
Schon schön – Elke und ich gehen noch mal in den BHF und
sehen eine Läuferin. Ganz klar. Die gehört sicher zu uns. Wer ist schon so
verrückt und treibt sich spät abends auf dem Bahnhof rum – in Laufkleidung und
mit Rucksack und Stirnlampe. Ich sprech die Dame an. Und klar: Kornelia heißt
sie und will mit uns nach Lauenburg laufen. Eine tolle Läuferin. Kurz vor her
ist sie drei Marathon´s am Stück gelaufen. Es gibt schon komische
Veranstaltungen. Wenn ich ein bisschen flotter wäre, hätte ich große Lust auch
mal an dem Lauf teilzunehmen. Sind eben 3 M die jeweils innerhalb von 6 Stunden
gelaufen werden müssen. Okay – den ersten und evtl. (wenn alles super gut
läuft) auch den zweiten könnte ich schaffen. Aber dann auch noch den Dritten?
Ich denke, da muss ich noch ein wenig üben. Oder besser noch: Ganz viel üben.
Es sammeln sich alle vor dem Gebäude. Marc und Susanne sind
da. Was für eine Freude, dass die zwei wieder mit von der Partie sind. Marc als
Läufer und Susi als VP-Chefin. Unsagbar liebe Menschen.
Und dann kommt auch schon Sven um die Ecke geschlendert. Wie
schön ihn zu sehen. Sind wir doch ein langes Stück gemeinsam den Rennsteig
gelaufen. Selbstverständlich wird er schnell davon laufen. Ist ja auch deutlich
flotter unterwegs als meinereiner.
Elke trifft hier noch eine Studienkollegin, die sie schon
seit langer Zeit nicht mehr gesehen hat. Die Freude ist groß, als die beiden
sich begrüßen. Doch leider ist die Zeit nur kurz bis zum Start.
Dann gibt es endlich den Startschuß. Marc führt uns aus der
Stadt hinaus. Solange muss die Truppe beisammen bleiben. Ab Kanal ist dann der
Lauf frei. Und die Rennziegen toben los. Kornelia und ich bleiben
zusammen. Und es ist alles so richtig.
Die Beine fühlen sich locker und wohl an. Ein Verlaufen ist hier fast nicht
möglich. Ich kann den Abend genießen. Es entwickeln sich wunderbare Gespräche
mit Kornelia.
Dann der Schock: Der Weg ist gesperrt. Leichte Panik erfasst
uns. Wir laufen einfach drauf los. Irgendwann treffen wir auf eine andere
Lauftruppe – die haben auch einen Fahrradbegleiter. Wir bleiben zusammen und
suchen den rechten Weg. Irgendwann stehen wir dann alle ziemlich ratlos auf
eine Brücke als auch Marc um die Ecke kommt. „Ihr seid richtig“ Und die ganz
schnellen sind jetzt auch bei uns. Die hatten versucht, dem Weg trotz der
Sperrung zu folgen. Was aber nicht geklappt hat. Dann endlich haben wir unseren
Kanal wieder. Was für Glück. Wir atmen auf – doch die zwischenzeitlich
eingelegten Sprints (damit wir den Anschluss an die anderen nicht verlieren)
waren nicht witzig…
1. Überraschungs-VP
Kurze Zeit später sehen wir dann im Dunkel etwas flackern.
Aber das können noch nicht Susanne und Frank sein. Das ist noch zu früh. Je
näher wir kommen, umso sicherer ist jedoch, dass das ein VP ist. Fackeln und
Teelichter sind am brennen. Ein liebevoll gedeckter VP-Tisch erwartet uns. Aber
nicht Susi oder Frank erwarten uns, sondern Birgit und Kent. Birgit war meine
Laufpartnerin auf dieser Strecke im letzten Jahr. Leider kann sie heute nicht
teilnehmen. Aber wir erfahren, dass sie uns am HBF observiert hat. Läufer
gezählt und eingekauft hat. Und dann sind sie losgefahren und haben auf uns
gewartet. Was für liebenswerte Menschen – ich bin ganz gerührt und freue mich
unglaublich.
Ab dann ist es einfach nur noch ein wunderbarer Lauf durch die Nacht. Wir werden gut von unseren VP-Leuten versorgt. Die Läufer haben aber auch alle gut vorgesorgt und genug Getränke usw. im Rucksack.
Die Sonne geht auf – stellenweise leichter Nebel auf dem
Kanal. Angler in Reih und Glied… Es herrscht eine unglaublich schöne Stimmung
am Kanal. Kornelia und ich laufen immer noch zusammen. Es macht Spaß, diese
Nacht mit ihr hier am Wasser entlang zu laufen. Es wird geredet, geschwiegen,
sich über die Tatsache gewundert, dass wir hier mitten in der Pampa mit einer
vorher völlig Unbekannten Person die Nacht verbringen. Schon lustig…
Ab km 50 oder so fallen mir die Augen während des Laufens zu.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Augen eher müde werden als
die Beine. Jetzt muss ich gehen. Ca. 8 km vor dem Ziel laufen wir wieder. Doch
Kornelia hat mehr Reserven als ich und ich muss sie ziehen lassen. Doch das ist
auch richtig so – wenn es einem in den Beinen juckt, muss man rennen. Ich bin
glücklich, dass wir so lange zusammen unterwegs waren.
Auf den letzten Metern bin ich mir nicht mehr sicher. Eigentlich weiß ich, dass der Weg richtig ist. Doch es ist alles so zugewachsen und verwildert. Ich ruf lieber bei Frank an und vergewissere mich. Und ja – alles richtig so. Kurz danach sehe ich auch schon den Bahnhof von Lauenburg. Und da kommt mir Kornelia mit einem Getränk schon entgegen.
Und schon wieder essen... |
Sven musste lange warten - doch zum Glück konnte er einem Zebra das Fell abjagen... |
Leider ist es jetzt auch Gewissheit, dass Elke den Lauf aufgeben musste. Sie fühlte sich schon vorher nicht wirklich fit genug für den Lauf – doch ich hatte gehofft, dass sie durchlaufen kann. Wie es aussieht, wird diese Veranstaltung wiederholt. Und dann klappt es sicherlich liebe Elke.
DANKE FRANK, ELKE, SUSANNE und BIRGIT + KENT für dieses
Lauferlebnis durch die Nacht.