Morgens durch die Weiden

17.4.12
Eigentlich wollte ich nur eine kleine lockere Runde drehen. Ich hatte keine Eile, weil ich einen Zahnarzttermin hatte. Und Zahnarzttermin hat bei mir die gleiche Bedeutung wie Folter. So sollte es ein kleiner Genusslauf werden.
Es wurde langsam hell. Die Lampe konnte zu Hause bleiben. Ich entschied mich für einen Weg ins Moor mit der Hoffnung einige Sandwege laufen zu können. Im Dunkeln ja nicht wirklich lustig.
Und ja: Das Tageslicht reichte schon. Die ersten 2 km waren ein reines Vergnügen. Einfach nur so laufen lassen – ohne km- oder Tempovorgaben.

Zwischen den Bäumen ging die Sonne auf – jeden Morgen ja das Gleiche. Aber doch immer wieder unvergleichlich schön…
Dann war ich auf einem Weg, von dem ich nicht mehr wußte: Sackgasse oder nicht.
Natürlich Sackgasse. Da ich aber keine Lust hatte wieder umzudrehen ging es anschließend durch Wiesen, über Gräben und durch Gestrüpp. Die morgendliche frische Luft entschädigte aber für die zerkratzten Beine.


 
Irgendwann war ich aber wieder auf dem „rechten Weg“ und konnte meinen Lauf auf einen von unseren seltenen Sandwegen hier fortsetzten.


 
Alles in allem ein wunderschöner Lauf – der mit 10 Min/km nicht wirklich zu den schnellsten zählen darf. Aber die Gräben, das Gestrüpp und der weiche Boden in den Weiden haben mich dann doch arg gebremst. Es hat sich aber gelohnt.
Zu Hause angekommen will ich die Schnürsenkel lösen und muss dann doch etwas lachen: Sie sind mit Eis überzogen. Ich hab den Raureif aus den Weiden säuberlich eingesammelt..
Der Zahnarzttermin war dann zwar nicht angenehm. Aber die Augen zu und sich diese schönen Momente des Morgens vorstellen – und schön verliert selbst Carmen (eine wirklich liebe Zahnärztin) ihren Schrecken.

Durchwachsene Laufwoche

Das Laufen fühlt sich wieder richtig schön an. An den Morgen-Läufen muß ich noch arbeiten. Meine Aufsteh-Motivation ist total im Eimer. Wo das doch schönste Zeit zum Laufen. ist. Aber das kommt sicher wieder.
Der Umfang dieser Woche: (68 km) ist genau richtig.
Der Lange Lauf:
Geplant für den Freitag, aber wegen zu viel Arbeit auf den Samstag verschoben. Die Idee ist auch besser. Schließlich hätte ich am Freitag nachmittag noch arbeiten müssen. So konnte ich in Ruhe frühstücken und nach dem Lauf die Ruhe samt Ice-Pac und anschließender Wanne genießen.
Ich hatte meinen Rücksack mit Früchte-Tee und Brötchen bepackt. So konnte ich in der Einsamkeit jedenfalls nicht verhungern.
Der Lauf führte mich erstmalig "um die Türme". Funktürme der Bundeswehr mitten im Moor.
Die Runde hab ich noch nie gemacht und ich bin auf blauen Dunst los. Die ersten 12 km führten noch über Aphalt. Doch dann ging es ins Moor - fast 5 oder 6 km durch das Moor-Abbau-Gebiet. Links die Türme, rechts die Mondlandschaft.





Danach wieder Aspalt - aber immer noch ruhige Strecke. 
Irgendwann wurde ich von einer "berüchtigten" Ultra-Läuferin überholt. Sie grüßte freundlich - doch leider war sie für mich zu schnell. Ich hätte sie gern etwas näher kennengelernt. Auf der langen Graden konnte ich sie und ihren Mann (auf einem Liege-Rad) lange hinterher sehen. Entweder kommt dann der Neid über dieses Laufvermögen auf oder man freut sich einfach, dass es Leute gibt, die das Laufen genauso lieben wie ich. Ich hab mich für das Letztere entschieden. Bei andere Gelegenheit werde ich mich vielleicht mal mit ihr unterhalten können.
Die letzten km fallen mir schwer. Doch ich hab mir selbst versprochen: "Wenn du die letzten vier jetzt auch noch durchlaufen kannst, darfste dir was wünschen." Das hab ich dann gemacht. Ich war so damit beschäftigt, mir zu überlegen, WAS ich mir denn wünschen würde, dass ich gar nicht bemerkte wie schnell die km vorbei waren.

Karfreitag-Lauf

Der lange Lauf am Freitag war eine tolle Überraschung. Von zu Hause gestartet Richtung Bingum wo das Winterlager vom Boot meines Mannes ist. Der ist dort am Schleifen/Lackieren (und wahrscheinlich Fachsimpeln mit anderen Bootsleuten).

Da die beiden anderen "Langen" doch recht mühsam waren, hab ich nicht erwartet, dass es heute rund läuft. Vorsichtigshalber bin ich schön langsam gestartet. Das Wetter meinte es gut mit mir. Sonnenschein! Aber nicht zu warm.

Die Strecke hatte ich so gewählt, dass ich fast nur Nebenstraßen laufen konnte. Ein großer Teil am Deich der Leda lang. So konnte ich die Ruhe und diesen wunderschönen Tag genießen.

Erst nach knapp 25 km gönnte ich mir eine Gehpause. Da musste ich die Leda-Brücke überqueren - der "Anstieg" zur Brücke ist aber auch mörderisch. Nach der Ruhe am Deich ist das Verkehrsaufkommen hier fast wie ein Schock. Aber ach ja - ist ja Karfreitag.

Dann noch um die Stadt, über die Seeschleuse und dann noch die Ems überqueren. Die Jann-Berghaus-Brücke war dermaßen befahren, dass man den Eindruck hatte, dass die Holländer auswandern. Und die Deutschen nach Holland fliehen.

Danach ist es nur noch ein km bis zur Marina. Nach 3:54 h und fast 32 km war ich am Ziel.

Mein Mann ist leicht erstaunt, mich schon zu sehen. Ich war wirklich sehr pessimistisch, ob ich die Strecke schaffe.

Waschzeug und Wechselklamotten lagen im Auto - duschen konnte ich gleich nebenan auf dem Campingplatz. Dann gab es erst mal einen schönen Kaffee und weil wir beide ausgehungert waren, gönnten wir uns lecker Fisch im "Hafenrestaurant".

Ach was ist das schön, wenn der Laufgenuß wieder da ist. Grad diese Läufe liebe ich: Man merkt gar nicht, wie die Zeit verfliegt, läßt es einfach rollen, hängt seinen Gedanken nach, hat Zeit zum träumen. Und tankt ganz nebenbei Kraft für den Alltag.