Wow – was für ein Lauf. Der war nu ja mal wieder richtig
fein.
Und dann auch noch mit den Lauffreunden zusammen.
Freitag Anreise – mit dem Auto. D.h. ich fahr mit Freunden
mit, denn Fritz hat noch ein Date mit einer Maschine, die er kurzfristig in der
Nähe von Berlin gekauft hat.
Rita hatte Zimmer reserviert. Klein und fein. Nicht zu teuer
– einen Ticken zu weit zum Start zu fahren. Aber mit dem Nahverkehr in dieser
großen Stadt eigentlich kein Problem.
Die Startnummern abholen geht ganz fix. Bei der Gelegenheit
wird natürlich noch ausgiebig auf der Messe geschaut. Aber eigentlich nix
Neues. Nur Kram zum Laufen… Eine Handy-Tasche hab ich ergattert. Für an den
Oberarm zu tackern. Find ich nicht unbedingt bequem – aber geht. Und meine
Lieblingseinlagen für die Laufschuhe gab es günstiger. Messerabatt lässt
grüßen. So gab es gleich zwei Paar.
Für den Frühstückslauf am Samstag reichte dann die Zeit und
Lust nicht wirklich. So haben wir dann ausgiebig mit den anderen Verdächtigen
gefrühstückt. So was liebe ich – einfach nur essen, trinken, quatschen. Dann
doch noch ne Stadtbesichtigung, Shoppen, Kaffee trinken, Spazierengehen und
Abends dann wieder Pastaessen mit dem Lauftreff. Ach ja – zwischendurch noch
mal zur Messe. Denn: Fritz hatte ja ne Startnummer. Kein Training, alte Schuhe
aber ne Startnummer hat er… Die haben wir dann abgeholt. „…ich will doch mal
wissen, wie es sich im Startfeld so anfühlt…“ Ja ne – is klar…
Sonntagmorgen. Diese Aufgeregtheit vor dem Start. Einfach
toll. Frühstücken. Klar. Muss ja sein. Ist wichtig. Dann mit alle Mann los. Aus
allen Richtungen kommen die Läufer angefahren. Ein riesiges Wusseling. Endlich im Läuferdorf. Die Kleiderabgabe für
die Mädels ist erst schwer zu finden. Aber geschafft. Dann stehen wir im Block.
Kirsten haben wir gefunden. Super. Wir zwei wollen den Berlin Marathon
gemeinsam rocken. Fritz schließt sich uns an. „… nach 10 km oder so steige ich
aus…“
Startschuß – Leute. Was für eine Stimmung. Gänsehautfeeling.
Wir traben los. Lassen es schön ruhig angehen. Fritz hält mit. Super – er hat
keine Probleme und wie es scheint, macht ihm die ganze Geschichte auch noch
riesigen Spaß. Aber so soll es ja auch sein. Dann: Nach ca. 7 km oder so läßt
er abreißen. So ist es auch vereinbart. Mit einem kleinen schlechten Gewissen
laufe ich mit Kirsten weiter. Ich schau noch mal zurück. Aber nein. Es wird
weitergelaufen. Er will aussteigen und ich will laufen. Klare Entscheidung.
Kirsten und ich haben wie immer viel Spaß auf der Strecke.
Doch leider bekommt sie schon bald wieder ihre Magenprobleme. Und der Bauch
grummelt auch. So läßt auch sie abreißen und ich lauf allein weiter. Ich fühle
mich fit, obwohl ich nicht wirklich für diesen Marathon trainiert hab. Aber die
km, die ich in den Monaten zuvor abgelaufen bin kommen mir jetzt zugute. Es
läuft sich wunderbar leicht und flockig dahin. Ein km nach dem anderen hacke ich
ab. Bei km 35 kommt die Motivationswand. Ich weiß, dass Rita hier einen Spruch
für mich hinterlassen hat. Doch es sind zu viele Läufer – auf meinen will ich
nicht warten und laufe weiter.
Dann kommt mir ein Gedanke: „km 35 und mir tut nix weh. Ich
glaub ich bin zu langsam.“
Mir geht es so gut, dass ich ein tolles Feedback von den
Zuschauern bekomme. Jedes Lächeln das ich ihnen schenke bekomme ich mehrfach
zurück. Es ist einfach grandios. Einige Läufer kommen mir mit Ihrer Medaille um
den Hals entgegen. Klatschen mich ab: „Super locker sieht das aus – klasse!“
Aha. Man sieht also, wie ich mich fühle. Keine Einbildung. Am Tag nach dem
Marathon lese ich meine Garmin aus. Und tatsächlich: der 40 km ist der
schnellste von allen. Wow.
Und dann ist es da – eigentlich viel zu früh. Das
Brandenburger Tor. Zum dritten Mal darf ich da durch. Und auch dieses Mal ist
es ein tolles Gefühl. Und dieses Publikum: Ich winke, gebe Handküsschen und die
Leute rasten aus. Grandios diese Berliner.
Im Läuferdorf dann: Umziehen und erstmal mit Fritz
telefonieren. Damit wir uns draußen finden. „Hallo???“ – „ich bin bei km 35…“ –
ich hab es geahnt. Wieder so ein Wahnsinniger. Ich glaub, ich hab ein Déjà-Vu …
Eine Post auf FB „ich bin durch mit einer für mich Super
Zeit. 4:51:xx – und Fritz ist noch auf der Strecke. Bei km 35“
Wilfried wartet auf mich beim Tor und wir warten dann
gemeinsam auf den Zieleinlauf von Fritz. Na wenn da dann nicht Pippi in den
Augen kommt. Er marschiert durch das Tor – lacht was das Zeug hält. Wir rufen
ihn – doch so viele rufen seinen Namen. Dann endlich erkennt er uns, kommt
rüber „ich kann jetzt nicht anhalten – dann schaffe ich den Rest nicht mehr…“ Dieser Zieleinlauf ist die Krönung. Das
Publikum trägt ihn förmlich über die Ziellinie. Manno Mann – watt ist er danach
stolz. ZurRecht!
Währenddessen haben alle Lauffreunde meine Post gelesen und
sind völlig von den Socken. Fritz läuft aus dem Stand diesen Marathon. Ohne
Training. Lediglich 1 x 10 km und 1 x 12 km im ganzen Jahr ist er gelaufen. „Fritz
entweiht den Mythos Marathon.“ Das ist
der Satz des Tages, den H.H. bei unserer kleinen After-Run-Party bringt.
Das aller Schönste an diesem Tag: Alle haben einen super Lauf
gehabt. Fast alle sind pers. Bestzeit gelaufen und haben ihr Wunschzeit
geschafft. Und alle sind gesund und wohlbehalten durchgekommen. Lediglich
Kirsten hatten Probleme. Doch ich denke – beim nächsten Marathon wird es besser
sein!!! Sie ist auf einen guten Weg und wird das sicherlich schaffen. Es ist
ein lustiger Abend mit viel Erzählen von eigentlich nur 42 km Laufen – aber so
toll.