Marathon Oldenburg - Bestzeit!!!

Nach einem eigentlich halbherzigem Training aber einigen schönen 10 km Lauf-Veranstaltungen mit jeweils flottem Tempo waren meine Zeiterwartungen für heute nicht wirklich hoch. Interessanter war da schon, dass mein Mann Fritz und eine Freundin von uns, Ebby, heute ihren ersten 10 km Lauf absolvierten wollten. Die zwei waren dann auch erwartungsgemäß etwas nervös. Auch wenn Fritz das nicht wirklich zugeben wollte – Mann ist ja cool… Morgens früh aus den Federn, und das nach einem Richtfest, und erst mal  gefrühstückt. Ich hab mich eisern an die Ernährung gehalten, die sich bewährt hat. Milchbrötchen mit Magerquark und Honig und ein gekochtes Ei sowie Kräutertee. Um Acht haben wir dann Rita abgeholt. Sie wollte auch den Marathon laufen. Ihr Zielzeit 4:15 h. Nachdem sie so fürchterlich in Hamburg eingebrochen war, hatte sie sich für Oldenburg 15 Minuten mehr Zeit genommen. Angesprochen auf mein Zeitziel: Irgendetwas zwischen 4:45 und 5:30 ;-) Verständnisloser Blick. „ich geb mir ne ¾ Stunde Toleranzzeit.“ Über meinem Trainingsplan steht 4:45 – aber ich weiß mittlerweile, was alles schief gehen kann. Also schaun wir mal. In Oldenburg fahren wir zu Ebby, um sie abzuholen. Rita hatte freundlicherweise für alle die Unterlagen abgeholt und so mussten wir nur noch die Startnummern an pinnen und bei Fritz und Ebby den Leihschip am Schuh befestigen. Und den zwei erklären, wie man Schuhe richtig schnürt, wozu der Aufkleber (Kleiderbeutel) ist und dass alles gar nicht so schlimm ist… Dann ab in die Innenstadt. Kleiderbeutelabgabe im Parkhaus. Wir haben uns noch ein paar Minuten im Foyer vom Einkaufscentrum aufgehalten. Es war schließlich lausig kalt.
Im Startblock dann die Stimmung aufnehmen. Das sind immer wieder schöne Momente. Die strahlenden und aufgeregten Augen der Mitläufer. Und alle genauso nervös, auf den Füßen trippelnd und genauso durchgeknallt wie man selbst…
Und dann es ging los. Das Starterfeld bestand aus den 10 km Läufer, HM´lern und Marathonläufern. Kurz nach dem Start mussten die 10er nach links abbiegen. Für uns ging es auf die HM  - Strecke. Da ich am Samstag-Morgen undefinierbare Schmerzen in einer Sehne am linken Strunggelenk hatte, bin ich davon ausgegangen, dass ich nach der 1. Runde – also HM – aussteigen würde. Aber es schmerzte nu wirklich gar nix. Weder Sehne, noch Seitenstechen oder sonstige Beschwerden stellten sich ein und ich hatte ein super Laufgefühl. Ich hab mich dann ein wenig umgesehen – und eine 3er-Gruppe entdeckt, die ebenfalls den Marathon laufen wollten. Und als Zielzeit „irgendwas unter 5 Stunden“ hatten. Das passt! Bei knapp 215 Marathonläufern eher ein Zufall jemanden zu finden, der das eigene Tempo in etwa läuft. Sie waren zwar etwas zu schnell für mich unterwegs. Laut Plan sollte ich 6:36 laufen mit 7 Minuten Reserve für die VP´s. Die Jungs liefen aber konstant ne schöne 6:30. Da ich mich ausgesprochen gut fühlte, ließ ich mich mitreißen..
Nach 10 km war unsere kleine Gruppe immer noch zusammen. Ich hatte mir vorgenommen an den VP nicht zu gehen, da es mich immer wieder aus den Rhythmus bringt und mir das Anlaufen so schwer fällt. Mit Trinkgürtel auch kein Problem. Die Jungs holten mich dann aber immer wieder ein. Auch nachdem sie gesammelt die Dixis besucht hatten, holten sie mich wieder ein. Das ließ, glaube ich, ihr Ego nicht zu, dass die alte Frau abhautJ
 Kurz vor Ende der ersten Runde kamen plötzlich die 5 km-Läufer auf die Strecke. Die 3er Gruppe ließ sich deutlich mitreißen und statt der vorher gleichmässigen 6:30 hatten die plötzlich eine 5:45 auf der Uhr. Ich ließ die drei ziehen. Nach 1 km hatte ich sie jedoch wieder eingeholt. So ginge es die nächsten km im gleichmäßigen Tempo weiter – mal waren die Jungs vor mir mal hinter mir. Es wurde sich zwischendurch schön unterhalten und Tipps ausgetauscht. Auf eine Graden kommen uns die M-Läufer vor uns entgegen. Unter ihnen auch Rita. Ich rufe ihren Namen: „Mir geht es wieder genauso sch… wie in Hamburg“ – Oh man, das darf doch wohl nicht wahr sein. Sie hat es drauf und trainiert hart und dann das. Aber sie hat wohl einen sensiblen Magen, der einfach nicht Marathon laufen will…
Ich hatte schon angekündigt, dass ich dies Tempo dann wohl nicht die ganze Strecke über halten könnte. Spätestens bei km 25 würde ich wohl einbrechen. „ist ja schon Tradition, dass dann die Beine schlapp machen…“ Irgendwann hörte ich Jungs sagen: „Hat sie gar nicht gemerkt. Muss wohl doch nicht so schlimm sein“ Ups – an der 25 vorbei und es tut immer noch nichts besonders weh. Wenn das man gut geht… Immer wieder mal Stimmung an der Strecke – aber gerade in den Siedlungen eher weniger. Kurz vor der 30km – Marke merkte ich: Ich muss sie wohl oder übel ziehen lassen und eine Gehpause machen. Ab 31 war ich dann allein unterwegs. Der MP3 – Player hatte ne Macke und ausgerechnet jetzt kam die einsamste Strecke vom ganzen Lauf. Durch die Pampa ohne Haus und Publikum und auch ohne Mitläufer. Wenn der Kopf sich die ganze Zeit nur damit beschäftigt, was weh tut und wie weit es noch ist, wird es schwer. Aber irgendwann fielen mir dann doch eine Menge positive Erlebnisse ein, die mich dann wieder motivierten. Ab km 37 oder 38  lief es plötzlich wieder rund und ich hatte das Gefühl, dass ich die letzten km durchlaufen könnte. Und immer wieder am rechnen. Jetzt war aber klar: Selbst wenn ich nur noch gehe bleibe ich unter 5 Stunden. Aber ein bisschen weniger darf es doch wohl sein. Irgendwie war mein Jagdfieber geweckt.
Bei km 39 sehe ich plötzlich einen Läufer in der Ferne auftauchen. Rotes Shirt, rotes Käppi. Das kann doch nicht Rita sein – oder kommt sie mir entgegen? Nein, sie macht eine Gehpause. Aber doch nicht Rita! Ich arbeite mich ran. Doch. Das Logo von unserem Lauftreff wird immer deutlich sichtbarer... Ich die Schnecke hole Rita ein. Geht doch gar nicht… Als sie mich erkennt, schaut sie auch erst mal ungläubig. Sie sieht wirklich schlecht aus. Wir machen zusammen Gehpause. „Aber den letzten km müssen wir laufen…“ Ihr Wille ist zum Glück nicht gebrochen. So legen wir dann auch noch mal los. Ich bin natürlich überglücklich über meine Zeit und fühle mich wieder richtig fit und kann die Zuschauer und die Ansagen genießen. Da sehe ich kurz vor dem Ziel auch schon meinem Mann sowie Ebby und Wolle stehen. Die sich sichtlich mit mir freuen.
Rita und ich überqueren dann auch gemeinsam die Ziellinie. Ein Unikum, dass wohl nicht so oft vorkommen wird. „So haben wir beide einen persönlichen Rekord gelaufen – du deinen schnellsten und ich meinen langsamsten Marathon“  Sie hat  ihren Humor nicht verloren. Die Sanis nehmen sie mit ins Zelt und geben ihr erst mal etwas für ihren Magen. Ich arbeite mich durchs Versorgungszelt und kann es nicht lassen mich ausgiebig bei einer Frau für die tolle Versorgung mit einer dicken Umarmung zu bedanken. Was dann auch von Fritz und meinen anderen Fans belächelt wurde… Anschließend treff ich dann auch die Jungs, die mich so lange gezogen haben. Die hatten 4:41 auf der Uhr. Und ich? 4:50:22. Ich bedank mich bei ihnen für ihre Hilfe. Wieso, sagen sie, du hast uns doch in der ersten Runde gezogen… Aha…

Und warum war ich heut so gut? Mit Sicherheit lag es u.a. an den 10-km-Läufen, die ich mit Andreas absolviert hab. Immer mal wieder an die Grenze gegangen und keine Angst haben, auch mal Tempo zu machen, bis es ein bisschen mehr weh tut. Das hat sich ausgezahlt. Ich hab nicht nur meine Zeit verbessert, sondern der Lauf hat auch noch wahnsinnig viel Spaß gemacht. Und der Muskelkater ist am Tag danach auch gar nicht so schlimm wie sonst… Perfekt! Nur schade, dass Andreas heute nicht dabei sein konnte. Aber es ist besser, wenn er seine Verletzung vernünftig ausheilt und  dann gesund wieder neu  startet.

Fritz und Ebby haben ihren ersten 10-km-Lauf mit viel Lauffreude und Spaß hinter sich gebracht. Und wollten sich nicht von ihrem Leihship trennen. Denn: „Das machen wir mit Sicherheit jetzt öfter!“ Und beide hatten dieses berühmte Grinsen im Gesicht. Dass, das von einem Ohr zum anderen reicht…

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