Streakrunner erobern... 4. Tag 11.08.12

Von Susanne erhalte ich noch Annica-Kügelchen. Judith schwört da drauf – und ich nehme das Zeug brav, damit die Sturzauswirkungen möglichst schnell weniger werden.
Die Ärztin im KH sagte: Keine Anstrengungen an diesem WE mehr. Wegen der Gefahr der Gehirnerschütterung. Abends hatte ich die glorreiche Idee, die nächste Etappe zu wandern. Doch als ich am Morgen aufstehen will, hat sich das Thema erledigt. Mein Knie ist geschwollen. Frank muss mir aus dem Zelt helfen. Das Gehen fällt extrem schwer. So ein Sch…!!!
Also fahr ich mit Esther mit. Und erlebe den Lauf aus der anderen Perspektive. Nach dem Start der Walker und Läufer machen sich die Begleitfahrzeuge auf den Weg zum nächsten VP.
Wir kommen grad rechtzeitig an – die Läufer sind schon in Sicht. Schnell wird von Uwe, Rainer u. Achim der VP aufgebaut. Routiniert geht das fix wie nix. Ich merke erst jetzt, was die VP-Leute leisten. Gut durchorganisiert und immer gut gelaunt kümmern sie sich um die Läufer und Walker. Ständig bemüht, dass jeder bekommt, was er braucht. Einfach nur toll!!! Die müssten eine Extra-Super-Ehren-Medaille bekommen.
Als alle Sportler abgefüllt sind, starten Esther und ich Richtung Campingplatz. Die Männer machen sich zum Einkaufen auf. Abends soll gegrillt werden. D.h. also: die Vorräte müssen aufgefüllt werden.
Wir finden zügig den Platz „Eulenburg“. Und sind baff. Was für ein schöner Platz. Und dann noch dieser Chef: Zeigt uns jede Kleinigkeit, führt uns rum. Auf seine Frage, ob wir sonst noch was brauchen sagt Esther: „nein, ich glaub wir haben jetzt alles. Es sei denn, sie können Monika´s Knie wieder in Ordnung bringen.“ „Klar, wir haben doch „Schweden-Kräuter“. Die geb ich Ihnen gleich…“ Na so was. Und dann hat er auch noch für Esther zwei Iso-Matten. Ihre eigenen haben die letzte Nacht nicht überlebt. Diesen Platz können wir wirklich gern weiterempfehlen.
Esther baut jetzt erst mal ihr Zelt auf. Grobi setzt sich neben mir. Der Hund hatte mich schon gestern in Erstaunen versetzt. Er kam zu mir und schnüffelte sofort an meinem rechten Knie – und wollte es unbedingt ablecken. War aber die Bux drüber. HD erklärte mir, dass er das immer so macht. Der kann die Verletzung riechen. Es soll sogar Hunde geben, die Krebsleiden bei den Patienten riechen und so genau den Ort der Wucherung bestimmen können. Ich glaub, HD sagte, dass Hunde 800 x besser schnuppern können, als Menschen. Und jetzt wieder: Er platziert sich rechts von mir. Schnuppert an meinen Verletzungen. Der Hund hat aber ein gutes Gedächtnis. Er hat sich gemerkt, dass ich es nun gar nicht mag, wenn sich mir ein Tier zu sehr nähert.
Nach gestoppten 15 Minuten hat Esther das Zelt stehen und stellt stilecht die Puschen für ihren HD vor die Tür.

Danach gönnen wir uns einen lecker Kaffee. Mit jedem Schritt wird das Knie besser. Da muss einfach nur Bewegung rein. Sobald ich längere Zeit sitze, tut es weh. Ich humpel aber immer noch kräftig und ernte mitleidige Blicke. Aber hallo? Ich lebe – und es ist ein schöner Tag!!!
Der Platz-Chef hat mir auf der Karte gezeigt, welchen Weg die Läufer nehmen sollten, damit sie nicht an der Hauptstraße entlang müssen. Ich geb Frank diese Info weiter. Direkt am Platz endet ein wunderbarer Weg…
Das VP-Team kommt endlich an und fängt auch gleich mit dem Aufbau an.


Dann gehen wir alle zu diesem vom Camping-Chef beschriebenen wunderbaren Weg mit einer niedlichen kleinen Brücke.


Doch wer nicht kommt ist Frank mit der Truppe. Die haben dann doch den Straßen-Weg genommen. Wir hetzen über den Platz – wollen doch die Läufer in Empfang nehmen. Je mehr ich gehe, je besser das Knie. Ich jubel schon innerlich „Vielleicht kann ich ja heute abend…?“

Dann tauchen endlich die Läufer auf. Hand in Hand. Wie es sich für die Streakrunner gehört. Es ist so schön zu sehen, wie sie da reinkommen. Glücklich, müde, zufrieden. Und dieses ganz bestimmte Lächeln im Gesicht. Dieses Lächeln, was mehr sagt, als tausend Worte. Es ist doch eigentlich nur ein Lauf – aber es bewirkt, dass Menschen zusammenfinden, die sich sonst nicht kennen würden; die sich ganz verbunden fühlen, die schöne Stunden miteinander verbracht haben und sich über Erlebnisse gefreut haben, die vielleicht nur Läufer verstehen können. (Ja klar – bißchen zu gefühlsduselig… Das Grinsen haben übrigens auch die Segler, wenn sie von einem schönen Törn wiederkommen.) 
Später, als die Walker kommen, wird der Zieleinlauf nochmal wiederholt. Und diesmal kann ich meine Tränen dann doch nicht zurück halten – wahrscheinlich nur, damit Uwe sagen kann: „Du hast ja doch ein Herz…“ Judith hat mir ein kleines Blumensträußchen mitgebraucht. „Es roch so schön nach Kräutern. Da hab ich an dich gedacht…“ Elke nimmt mich in den Arm „Dieser Zieleinlauf war nur für dich…“ Umarmungen von allen Seiten.


Also eines hab ich gelernt: Wenn du schon fällst, dann bitte in der richtigen Gesellschaft. Dann landest du weicher…




Dann kommt die „Hexen-Taufe“. Direkt am Platz läuft ein kleines Bächlein vorbei. Hier soll es also passieren. Alle ziehen ihre Schuhe aus. Einer nach dem anderen muss sich in das kalte Wasser stellen und wird von Frank getauft. Alle erhalten einen passenden Namen. Außer die Brockenhexe. Die hat ja schon einen.
Ich überlege. Soll ich mich drücken? Oder es wagen – ich zieh ebenfalls die Schuhe aus. Frank wird mir schon helfen, damit ich mich komplett hinpacke. Ich stehe barfuß im Sand und bin erst mal geplättet. Das fühlt sich ja wesentlich besser an. Schuhe werden wirklich überbewertet. Ein fragender Blick von Frank, ich nicke und mache mich vorsichtig auf den Weg. Ich glaub es nicht – tut fast nicht weh. Nun denn: Ab in den Bach. Frank nimmt den Becher und fragt, wohin er denn gießen darf. Ist schließlich nicht viel heil geblieben… Der Nacken geht… Mann ist das kalt. „Sturz-Hexe“. Auch ein netter Name. Dann noch ein Schnäpschen und ich kann in die Runde grinsen. (Ich sollte das trinken vielleicht auch mal trainieren…) Frank wird dann noch von Marc getauft. Ich glaub er ist der „Veranstalter-Zauberer“. Taufen wollen ihn dann alle. So bekommt er dann mehr als reichlich kaltes Taufwasser. Elke hat er besonders geärgert – die macht sich samt Kübel auf, damit auch wirklich nix trocken bleibt.


War es jetzt diese lustige Stimmung, der Schnaps oder einfach nur Heilung, die mich langsam zur Straße gehen ließ? Egal. Ich schlendere über´s Gras. Mit jedem Schritt, den ich barfuß zurück lege, geht es besser. Ich weiß: An der Straße ist ein asphaltierter Fahrradweg. Und Barfuß-Laufen kann ich sonst auch.
An der Straße angekommen starte ich meine Uhr und trabe ganz vorsichtig an. Die ersten Schritte tun etwas weh im Knie. Doch es wird mit jeder Bewegung besser. Ich nehme mir vor: 9 Minuten in eine Richtung und dann Kehrt machen. Müsste für die Streak reichen. Ich erreiche das „injoy“ und wende. Als ich auf den Camping-Platz wieder ankomme, kommt Elke mir entgegen, die wohl grad die Dusche besucht hat. Sie schaut mich fragend an „Es sind 9 Minuten bis zum Injoy…“ Sie stutzt, begreift und lächelt.
Abends wird gegrillt. Der Platz ist so schön – wir können uns schön breit machen und in Ruhe schlemmen. Nach dem aufräumen sitzen wir alle um ein großes Feuer.
Frank gibt das Wort an Elke und sie findet wieder mal schöne Worte, um diese wunderbaren Tage und Erfahrungen zu beschreiben. Und dann erhält jeder von uns eine „Hexen-Medaille“ die sie selbst angefertigt hat. Wir sind alle gerührt, dass sie sich so viel Arbeit damit gemacht hat. Das ist mit Abstand die schönste Medaille, die ich bekommen habe. Sie wird einen Ehrenplatz bei uns erhalten.

Dann werden Marc und Petra geehrt, weil sie sämtliche Etappen der drei „Streakrunner erobern…“-Läufe bewältigt haben. Außerdem erhalten unsere VP-Leute eine Ehrung.
Es wird noch lange am Feuer gesessen und erzählt. Ich persönlich bin jedoch früh ins Zelt gekrabbelt – die Stimmen vom Sitzplatz dringen noch lange rüber...
Ich kuschel mich im Schlafsack ein und grins still vor mich hin. Die Streak hat gehalten.
Was für aufregende Tage…

5 Kommentare:

  1. Hach, ja... Erinnerungen... was war das schön! :) Toll, dass du barfuß gelaufen bist! Ein bißchen ärgert es mich, dass ich nicht mitgelaufen bin.
    Frank ist der Planungs-Zauberer. :D
    Unsere Betreuer waren wirklich sehr gut! Sie hätten eine extra Ehrung verdient. Beim nächsten Mal sollte man das mit bedenken!

    Läufst du jetzt immer noch barfuß? Oder geht es schon wieder in Schuhen? Oder willst du vllt. gar nicht mehr in Schuhen laufen?

    Danke für deinen tollen Bericht, Monika!

    LG, Ramona

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  2. Hallo Monika,
    die Medaille sieht aus wie Schokolade. Haste schon mal versucht reinzubeissen?
    Schön, dass alles so gut ausgegangen ist nach deinem Sturz.
    Danke für deinen Bericht. Ich wäre sooooo gern dabei gewesen!!!!!!
    Liebe Grüße von Jana

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  3. @ Ramona - Sonntag noch barfuß und Montag dann in leichten Schuhen. Jetzt ist fast alles wieder gut im Knie. Ich schätze, dass ich wahnsinnig viel Glück gehabt hab.
    @Jana - nicht aus Schokolade. Dann würde sie bestimmt nicht alt werden ;-)

    liebe Grüße
    Monika

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  4. Jetzt habe ich auch deinen tollen Bericht zu Ende lesen können! DANKE!
    Ich hoffe, deine Wunden sind gut verheilt - aber wie ich schon gesehen habe, haben Schlammpackungen geholfen:)))
    Liebe Grüße
    Marianne

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  5. Moin Marianne - die Schlammpackung gab es schon im Juni. Ich hatte die Bildchen jedoch nun erst bekommen, dafür aber gleich ins Forum gesetzt.
    Die Wunden sind trotzdem so gut wie weg. Bis bald in Hamburg
    liebe Grüße auch an Polla

    Monika

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