Streakrunner erobern... 3. Tag 10.08.12


Heute ist der Brocken dran. Na denn. Die Etappe, vor der ich am meisten Schiss hab. Und die Streak muss gleich bergauf gelaufen werden. Okay, ist nicht wirklich ein Berg – aber es geht eindeutig nach oben!!!
Marc am rüsten...
Es gibt keinen gemeinschaftlichen Start. Jeder halt so wie er mag. Elke, Gisela und ich starten gemeinsam.

 Und bleiben auch die meiste Zeit zusammen. Nach einem km überholen uns auch schon Kerstin, Ramona und Irmgard. Unsere Bergziegen. ABER: Nach der Streak geht auch Ramona und auch Irmgard. Nur Kerstin schwebt nach oben. Das beruhigt mich dann doch enorm, dass auch die Brocken-Hexe und Ramona ihre Kraft einteilen müssen. Da komm ich mir dann doch nicht ganz so schwach vor.
Nach der „Spinne“ passiert dann das, was wohl passieren musste. Wir verlaufen uns. Können nicht ein Hexen-Zeichen finden und machen den Fehler einfach Richtung Brocken zu laufen. So kommen wir zwar auf den falschen Weg. Aber hallo!!! Was für ein Weg. Mit Matschepampe. Bäumen, die wir übersteigen oder unterkriechen mussten, enge Wege, dicke Steine – eben alles was das Herz begehrt! Aber eben mit einem Umweg. Auf dem die „Zeter-Klippen“ auf uns gewartet haben…




Herzsteine, die leider zum mitnehmen zu schwer sind.

Die Natur will leben - und wenn´s sein muß, auf einem Stein.

Zwischendurch haben wir mit Frank telefoniert – und uns unseren Anschiss abgeholt. Aber es ist nicht zu ändern und wir wollen uns den Tag nicht vermiesen lassen. Wir sind davon ausgegangen, dass die Läufer, die schon den Brocken erobert haben, bereits wieder in Richtung Torfhaus abgezogen sind. Und erkunden die Zeter-Klippen



Sind sie aber nicht – und so gibt es dann noch mal ein großes Hallo und einen mürrischen Frank. Der sich aber schnell beruhigt hat. Dafür mussten wir dann aber noch mal eine Video-Belehrung über uns ergehen lassen.
Doch da haben wir auch noch ein schöne witzige Begegnung mit dieser Frau. (R. Söchting)
"Mit den Augen einer Frau." Hat sie geschrieben. Leider hatten wir nicht genügend Zeit, uns länger mit ihr zu unterhalten.
Elke, Gisela und ich bleiben auch weiterhin zusammen. Es geht Richtung Torfhaus. Wir suchen sehr gründlich (nach Anweisung) die Hexen-Zeichen, damit wir uns auch ja nicht wieder verlaufen. Und haben auch schon Torfhaus in Sicht. Und sind glücklich, dass wir dieses tolle Lauferlebnis zusammen machen durften.








Jetzt brauchen wir nur noch den Parkplatz suchen. Treu weiter nach den Hexen suchend biegen wir links Richtung Altenau ab. Dort hinten könnte der Parkplatz sein. Nicht weit hinter dem Jugendhaus. Wir freuen uns auf diese Pause. Die Kraft reicht immer noch, um weiter zu laufen. Traben geht immer noch absolut schmerzfrei – ich bin glücklich, diese Angstetappe so gut hinter mich gebracht zu haben.
Doch – zu früh gefreut.
Elke und Gisela laufen vor mir.
Ich war mir nicht sicher, ob ich die folgenden Zeilen wirklich hier reinsetzen soll. Ich hatte sie schon auf der Bahnfahrt nach Hause in meinem kleinen Büchlein geschrieben. Doch dies ist ja mein Laufbericht – über meine persönlichen Erlebnisse. Natürlich hat der Rest der Truppe diese Etappe komplett anders erlebt.
Auf diesen völlig anstrengungslosen einfachen Schotterweg stolper ich über einen Stein. Ich versuche mich zu fangen, zwei Stolper-Schritte, ich seh den Schotterweg auf mich zu kommen, fühle einen Schmerz im rechten Knie, die Hände schlagen auf die Steinchen, knicken weg. Ich schließe die Augen – fühle den Schmerz im Gesicht. NEIN. Das will ich nicht!!!
Ich liege da und will, dass ich träume, aber es stimmt. Ich bin gestürzt. Böse gestürzt. Elke und Gisela sind sofort bei mir. Elke´s ruhige Stimme gibt mir sofort das Gefühl, dass mir geholfen wird. „Laß sehen.“ „Kannst du mich sehen“ „Dein Auge?“ Ich glaube, Gisela läuft zum VP. Elke ist bei mir „Du mußt genäht werden“ Ich versuch ne Schadensanalyse. Rechtes Knie tut ein wenig weh, kann es aber bewegen. Die Hände nur leicht abgeschürft. Warum dann nähen? Irgendwas Nasses am Kopf. Über meinem Auge. Mist! Das ist ja Blut. Mittlerweile ist auch Frank da. Kurze Absprache mit Elke. Zwei routinierte Helfer. Ganz ruhig und bestimmt sagt Elke „Rettungswagen“ Frank telefoniert. Der Polizist kommt durch. Präzise, kurze Ansage an die Leitstelle. Genaue Ortsangabe und Verletzungsart. Wenn es nicht weh tun würde, würde ich den zwei jetzt applaudieren. Iso-Matte wird mir untergeschoben. Kopf hochgelagert. Elke verbindet Kopf und Ellenbogen. Wir warten. Elke ist bei mir. Mit ihrer ruhigen Art kommt sie mir vor, wie ein Engel. „Solange sie da ist, wird alles getan, was nötig ist“ Ein Gedanke der mich beruhigt. Der Rettungswagen ist da. Die Sani´s begutachten mich. Ich muß in den Wagen. Doch wie über den Grünsteifen kommen. „Können sie gehen?“ Aber hallo – ich kann! Dann gehen wir zu dritt über den Grünstreifen. An jeder Seite ein Sani. Blöde: ein kleiner Graben. Die Sani´s zögern. Ich sage „bei drei: 1 – 2 – 3„ und springe. Die armen Jungs müssen wohl oder übel mit. Zum Glück ist ihre Reaktions-Zeit nicht die längste.
Elke´s Diagnose wird bestätigt. Ab ins KH von Goslar. Dichter bei geht nicht. Immer wieder die Frage, ob mir schwindelig oder übel ist. Aber nein, alles okay. „Merkt euch die Stelle, wo ich gefallen bin. Da will ich morgen wieder starten…“
In ihrer Sorge wäre Elke am liebsten mit gefahren. Aber Frank ist zum Glück dagegen. Sie soll die Etappe weiter laufen. Mir kann sie eh nicht helfen. (Obwohl – ich fühlte mich ganz schön verlassen, als wir mit dem Rettungswagen Richtung Goslar fahren. Aber ich bin ja schon groß und kann allein mit den Jungs fahren…)
Im KH werde ich gut versorgt. Zwei Stiche über dem rechten Auge. Die Schürfwunden an Knie und Ellenbogen werden gesäubert und zugeklebt.
Danach ruf ich HD an – er ist schon auf dem Weg. Mir bleibt noch Zeit für einen Kaffee unten im KH. Die Zeit brauch ich auch. bin eben doch ne Heulsuse...

Als HD da ist, hab ich mich gefangen. Und verbiete mir jedes Mitleid – HD weiß gleich den richtigen scherzhaften Ton anzuschlagen, den ich jetzt brauche. Ich glaub, ich hab ihm auf dem ganzen Heimweg die Taschen voll gelabbert. Das hat er davon, wenn er den freundlichen Samariter spielt und gefallene Mädchen aus dem KH abholt.
So lange hatte ich mich auf diese Woche gefreut. Und die Lauferei klappte besser, als ich es erwartet hatte. Steigungen ganz schön knackig. Die Trails wunderbar. Die Gruppe einfach nur gut. Und nun das Ende vom Lauf und das ohne Ziel in Sicht. Die Verletzungen ärgern mich nicht so wehr, als der Abbruch. Zum wiederholtem mal wird mir in diesem Jahr deutlich, wie sehr ich das Laufen liebe. „Hauptsache, du wirst wieder gesund…“ Ja – klar…
Wir kommen beim Campingplatz an und die Läufer kommen uns entgegen. HD fährt langsam, die Scheiben nach unten. Ein tröstendes Wort nach dem anderen. Ich hab fast das Gefühl, dass ich nach Hause komme. Albern, ich weiß. Aber es ist eine tolle Truppe.
Später kommen dann auch die Walker rein. Auch sie sind voller Begeisterung über diese schönen Strecken.
Dieser Campingplatz ist der schlichteste. Warmes Abendessen gibt es hier nicht. So gibt es eine Brotzeit neben dem Wohnmobil von Marianne und Uwe. Es wird noch eine Zeitlang gemütlich zusammen gesessen. Dann schlurfen alle in ihre Schlafsäcke. Wider Erwarten schlaf ich diese Nacht gut. 

6 Kommentare:

  1. Hach Monika, das hast Du so schön geschrieben... muß mir erstmal die Tränchen wegwischen;-)
    Das hat mir fast genau so weh getan wie Dir, als Du nach dem tollen gemeinsamen Tag die Tour abbrechen mußtest*umarm*

    Liebe Grüße in den hohen Norden
    Gisela

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  2. Ich fand's auch schade, dass du nicht weiterlaufen durftest. Aber, die Verletzung war doch zu heftig. Auf jeden Fall weißt du, dass du sowas schaffst! Das ist sicher! Eine Art und Weise mit der Geschichte umzugehen fand ich einfach großartig. Dein Humor, dein Weiterlachen - einfach Klasse. Ich weiß nicht, ob ich so damit umgegangen wäre.

    Übrigens, ich bin keine schnelle Läuferin und natürlich brauche ich am Berg viele Geheinheiten. Mir fällt das Bergauflaufen leider nicht so leicht wie Kerstin. Keine Ahnung, wie sie das macht, mit solcher Leichtigkeit bergauf zu schweben. Das ist wohl eine Gnadengabe.

    Und noch was, du bist NICHT schwach!!!!! Dieses Gefühl haben wir dir hoffentlich nicht vermittelt!
    Das Buch von R. Söchting hab ich mir gleich mal bestellt und bin gerade am Lesen. Frauen, die sowas drauf haben, beeindrucken mich immer sehr!

    LG, Ramona

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  3. @Gisela - es war ein wunderbarer Lauf mit dir und Elke. Und das ist was zählt. Ich hoffe, wir haben mal wieder Gelegenheit gemeinsam ein paar km unter die Schuhe zu nehmen.

    @Ramono: Ihr habt mir nicht das Gefühl gegeben, dass ich schwach bin. Ich laufe in Rahmen meiner Möglichkeiten (manchmal erweitere ich dieses Rahmen sogar) und fühle mich da auch wohl. Da mach dir mal keinen Kopf. Es war einfach schön, euch zu beobachten. Ganz neidlos. Ihr habt es einfach besser drauf - und grad diese Mischung war doch gut.
    LG
    Monika

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  4. Liebe Monika,
    das ging mir auch ganz schön an die Nieren, wie du deinen Sturz und die liebevolle Versorgung beschreibst.
    Gut, wenn man so tolle umsichtige Freunde hat.
    Ich hoffe, alles ist bereits gut verheilt und die Fäden sind schon gezogen?
    Alles Liebe für dich von Jana

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  5. Moin Jana - die Fäden sitzen noch. Montag sollen die dran sein.
    Mein Haus-Doc wollte lieber noch ein paar Tage warten.
    Aber mir geht es gut. vor allem sind die Knie-Schmerzen fast komplett weg.
    Alles andere ist nur Haut, die wieder zusammenwächst.
    Die Versorgung während und nach dem Sturz war wirklich beeindruckend.
    Ich kann es gar nicht oft genug sagen: Tolle Truppe!!!

    Ich hoffe wir sehen uns in Berlin, oder?
    LG
    Monika

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    1. Klar sehen wir uns in Berlin! Am VP bei km 34 am Kudamm werde ich dir alles reichen, was du dir wünscht!
      Schönes WE wünscht dir Jana

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